Was sind Zinsen? Einfach erklärt
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIAZinsen sind der Preis für geliehenes Geld. Dieses Entgelt muss vom Kreditnehmer, dem Schuldner, an den Kreditgeber, dem Gläubiger, als Gegenleistung bezahlt werden. Die Höhe der Zinsen hängt vom vereinbarten Zinssatz ab, der in Prozent (von hundert) angegeben wird.
Das Wort „Zins“ leitet sich vom lateinischen Wort „census“ ab, was „Abschätzung“ bedeutet und historisch auch als Synonym für Abgaben verwendet wurde. Entsprechend ist der Zins die Abgabe für verliehenes Geld.
Wenn du dich mit Finanzen beschäftigst, wirst du immer wieder auf den Begriff des Zinses stoßen. Daher lohnt es sich, mehr über Zinsen und ihre Funktionen zu erfahren.
Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:
Welche Funktion erfüllen Zinsen?
Zinsen erfüllen verschiedene wichtige Funktionen, die wir im Folgenden erläutern werden.
Risikoprämie
Die wichtigste Funktion von Zinsen ist, dass mit ihnen ein Preis festgelegt wird, den ein Schuldner (Darlehensnehmer) einem Gläubiger (Kreditgeber) für Geld bezahlen muss, das ihm für einen festgelegten Zeitraum überlassen wird.
Die Höhe der Zinsen hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Ein wichtiger Faktor ist, wie kreditwürdig die Person ist, die den Kredit aufnimmt.
Falls das Risiko hoch ist, dass der Schuldner den Kredit nicht zurückbezahlen kann, wird der Gläubiger einen höheren Zinssatz als Risikoausgleich verlangen.
Daher wird der Zins auch im Allgemeinen als „Risikoprämie“ bezeichnet. Diese erhalten Gläubiger als Ausgleich dafür, dass sie Kapital zur Verfügung stellen.
Inflationsausgleich
Eine weitere wichtige Funktion, die der Zins einnimmt, ist das "Ausgleichen" der Inflation.
Damit ist gemeint, dass die Verzinsung des Geldes dafür sorgt, dass der Wert des Geldes (Geldwert) nicht mittel- bis langfristig durch die Inflationsrate aufgezehrt wird.
Beträgt etwa die jährliche Inflation 5 % und das Geld wird nicht verzinst, dann verliert das Geld jährlich an 5 % Kaufkraft.
Um also den Wert des Geldes zu erhalten, müsstest du es mindestens zu einem Zins von 5 % anlegen, damit es nicht an Wert verliert.
Die Inflation und der sogenannte Leitzins, auf den wir gleich noch eingehen, stehen in einem engen Zusammenhang.
Beide Größen haben eine große Bedeutung für Volkswirtschaften.
Schadensausgleich
Außerdem wird der Zins verwendet, um eine Partei für entstandene Schäden bzw. entgangene Gewinne auszugleichen.
Zu diesen kommt es unter anderem, wenn der Schuldner dem Gläubiger das Geld nur verspätet bezahlt. Das ist zum Beispiel immer dann der Fall, wenn eine Rechnung nicht zum vereinbarten Zahlungstermin bezahlt wurde.
Die Person, die auf das Geld wartet, erleidet dadurch einen Schaden, da sie das Geld, auf das sie wartet, nicht verwenden kann. Ein Unternehmen muss dann im schlimmsten Fall eigene Bestellungen und Investitionen zurückstellen.
In so einem Fall hat dann der Geschädigte ein Anrecht auf einen Schadensausgleich in Form von Verzugszinsen. Der Zins übernimmt dann eine Schadenausgleichsfunktion.
Wann muss ich Zinsen bezahlen (Sollzinsen)?
Im Allgemeinen musst du immer Zinsen bezahlen, wenn du Geld aufnimmst. Das kann direkt oder indirekt der Fall sein.
Nimmst du einen Kredit oder ein Baudarlehen auf, wird dir Geld zur Verfügung gestellt. Dafür musst du Zinsen bezahlen, die vorher in einem Kreditvertrag vereinbart wurden.
Indirekt kann es zu einer Kreditaufnahme kommen, wenn du einen Vermögensgegenstand in Anspruch nimmst und (noch) nicht dafür bezahlt hast.
Unter Umständen musst du dann aber damit rechnen, dass du Verzugszinsen dafür bezahlen musst.
Wann erhalte ich Zinsen (Habenzins)?
Zinsen erhältst du immer dann, wenn du dein Geld jemanden überlässt. Im Standardfall ist das die Bank, bei der du dein Girokonto und anderen Konten hast.
Zum Beispiel kann deine Bank das Geld auf deinem Girokonto verwenden, um damit an den Geld- und Kapitalmärkten zu arbeiten. Und ungünstigerweise für dich, bezahlt sie dir dafür noch nicht mal Zinsen, da Guthaben auf dem Girokonto in der Regel nicht verzinst werden.
Anders als bei einem Tagesgeldkonto, bei dem die Bank zwar auch mit deinem Geld arbeiten kann, dir dafür aber immerhin ein paar Zinsen bezahlt. Im Unterschied zum Girokonto ist es für kurzfristige Geldanlagen gedacht.
Außerdem kannst du im privaten Bereich Zinsen bekommen, wenn du Geld an Privatpersonen verleihst. Also an Familienmitglieder, Freunde, Bekannte oder auch Personen, die dir völlig fremd sind, wie über P2P Kredite.
Welche Zinsarten gibt es?
Zinsen können sehr verwirrend sein.
Es gibt den Leitzins, Geldmarktzins und den Dispozins. Obendrein gibt es noch Tagesgeldzinsen, Sparbuchzinsen und weitere Zinsen.
Im Folgenden gehen wir auf die wichtigsten Zinsbegriffe ein und grenzen diese voneinander ab.
Dabei starten wir mit dem wichtigsten Zins: dem Leitzins
Leitzins
Der Leitzins hat einen großen Einfluss auf alle anderen Zinsen, denn von ihm hängt das allgemeine Zinsniveau in einer Volkswirtschaft ab.
Er ist der Zins, zu dem sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können. Im Euroraum (Eurozone) wird dieser von der Europäischen Zentralbank (EZB), genauer, vom Rat der EZB festgelegt.
Die Höhe des Leitzinses orientiert sich dabei an einem der wichtigsten Ziele der EZB, die Kaufkraft des Euros stabil zu halten.
Konsequenterweise beeinflusst der Leitzins alle anderen Zinsen und wird genau deswegen als Leitzins bezeichnet.
Erhöht die Europäische Zentralbank die Zinsen, führt das dazu, dass die Banken die Zinssätze für Kredite erhöhen, was wiederum die Nachfrage nach neuen Krediten reduziert (Gleichgewichtspreis).
Genauso führt aber auch ein Zinsanstieg dazu, dass du mehr Zinsen für dein Sparbuch, Tages- oder Festgeld bekommst, was die Nachfrage nach diesen Geldanlagen erhöht.
Dieser Zusammenhang zwischen den Zinsen und dem Geldangebot auf der Kredit- und Anlageseite hat Einfluss auf das Wirtschaftswachstum in einer Volkswirtschaft.
Dabei gilt, dass steigende Zinsen Kredite verteuern, was dazu führen kann, dass das Wirtschaftswachstum sinkt.
Im Umgekehrten Fall, wenn die Zinsen fallen, werden Kredite günstiger und Unternehmen nehmen wieder mehr Kredite auf, wodurch das Wirtschaftswachstum anzieht.
Geldmarktzins
Der Geldmarktzins steht für die Anlageformen, die am sogenannten Geldmarkt gehandelt wird. Es handelt sich um verzinste Anlagemöglichkeiten mit kurzen Laufzeiten von maximal einem Jahr.
Dazu zählen unter anderem Zentralbankgeldguthaben, Tagesgelder, Termingelder, Repogeschäfte, Geldmarktpapiere, Fazilitäten der EZB und Geldmarktderivate.
Die Zinsen am Geldmarkt orientieren sich am Euribor, den es als Referenzzinssatz für verschiedene Zeiträume gibt.
Guthabenzinsen
Wenn du als Sparer Geld auf einem verzinsten Konto bei der Bank hast, erhältst du dafür Guthabenzinsen.
Zu den klassischen Geldanlagen von Banken, für die du Guthabenzinsen erhältst, gehört etwa das Tagesgeld. Da du Banken mit so einem Konto praktisch Geld leihst, erhältst du dafür Zinsen von ihnen.
Für ein Tagesgeldkonto erhältst du im Vergleich zu anderen Sparprodukten mit längeren Laufzeiten wie Festgelder nur einen vergleichsweise niedrigen Zinssatz.
Das ist so, weil du der Bank das Geld nur kurzfristig überlässt, da du auf das Geld täglich zugreifen kannst, ohne die Berücksichtigung von Kündigungsfristen.
Diese hohe Flexibilität bezahlst du aber mit einem Zins, der niedriger ist als vergleichbare Geldanlagen mit längeren Laufzeiten. Dazu zählen neben Festgelder und im Wesentlichen auch Sparbriefe.
Dispozinsen
Bei deiner Bank ist das Gegenteil zum Guthabenzins der Zins, den du für einen Dispokredit bezahlen musst. Dieser wird auch als Rahmenkredit bezeichnet und wird dir mit deinem Girokonto gewährt.
Solltest du dein Girokonto überziehen, dann musst du dafür der Bank Dispozinsen bezahlen.
Anders als aber beim vorher vorgestellten Tagesgeldkonto, gilt ein Dispokredit im Zinsvergleich mit anderen Krediten als der teuerste Kredit, den du überhaupt bei einer Bank bekommen kannst.
Dieser Kredit ist deswegen so teuer, da du ihn sehr flexibel aufnehmen oder auch zurückbezahlen kannst.
Kapitalmarktzinsen
Kapitalmarktzinsen sind die Zinsen, die für langfristiges Kapital am Kapitalmarkt bezahlt werden. Also der Zins, den Wertpapiere (Anleihen) mit langen Laufzeiten ihren Anlegern bieten.
In Deutschland gilt häufig die Umlaufrendite als Referenzgröße für das allgemeine Zinsniveau am Kapitalmarkt.
Die Umlaufrendite wird von der Bundesbank berechnet und gibt vereinfacht gesagt die durchschnittlich gewichtete Rendite von allen festverzinslichen Wertpapieren an, die sich im Umlauf befinden (emittiert wurden).
Die Kapitalmarktzinsen sind von großer Bedeutung, da sie als Orientierungsgröße für die Bewertung von anderen langfristigen Geldanlagen genutzt werden.
Zu diesen gehören unter anderem Aktien, Immobilien und auch die illiquiden Alternative Investments.
Negativzinsen
Negativzinsen sind eine Erscheinung, die als Konsequenz aus der globalen Finanz- und europäischen Schuldenkrise auftraten.
Anders als im "Normalfall“, wenn Guthabenzinsen gezahlt werden, mussten Anleger für ihre Einlagen bei Banken bezahlen, was für Sparer einen negativen Zinsbetrag bedeutete.
Nach dem Ende des Niederzinsumfelds sind die Negativzinsen wieder verschwunden.
Wie werden Zinsen berechnet?
Die Zinsen für eine Anlageform kannst du mit der Zinsformel leicht selbst berechnen.
Zinsformel = Kapital x Zinssatz x (Anzahl der Tage/365 Tage)
Falls der Betrag für ein Jahr oder mehrere Jahre angelegt wird, sieht die Formel wie folgt aus:
Zinsformel (Jährlich) = Kapital × Zinssatz × Anzahl der Jahre
Die Berechnung der Zinsen nimmt im Standardfall eine nachschüssige Auszahlung der Zinsen an: Das bedeutet einfach, dass die Zinsen am Ende der Laufzeit ausbezahlt werden.
Bei Tagesgeldzinsen wird manchmal mit 360 Tagen (12 x 30 Tage) anstatt mit 365 Tagen gerechnet (deutsche kaufmännische Methode).
Wo bekomme ich die höchsten Zinsen für mein Geld?
Die Höhe des Zins bzw. der Zinsen, die du für dein Geld bekommst, hängt im Wesentlichen davon ab, wo du dein Geld anlegst (bei welcher Bank) und wie lange (Laufzeit).
Banken mit einer durchschnittlichen Kreditwürdigkeit sind bereit, dir mehr Zinsen für deine Einlagen zu bezahlen, während du bei Banken mit einer guten bis sehr guten Kreditwürdigkeit tendenziell niedrigere Zinsen bekommst.
Höhere Zinsen gibt es in der Regel außerdem, wenn du bereit bist, länger auf dein Geld zu verzichten: Bei längeren Laufzeiten erhältst du höhere Zinsen.
Zudem kannst du bei bestimmten Anlagen über längere Laufzeiten auch vom Zinseszinseffekt profitieren.
Bei klassischen Sparanlagen wie Tagesgelder und Festgelder solltest du in jedem Fall die Einlagensicherung von 100.000 Euro beachten. In Deutschland und im Euroraum sind Banken gesetzlich dazu verpflichtet, die Einlagen pro Kunde in dieser Höhe abzusichern.
Du solltest trotzdem darauf achten, bei welchen Banken du dein Geld anlegst, besonders wichtig wird das aber ab einer Geldanlage, die in ihrer Höhe über die gesetzliche Einlagensicherung hinausgeht.
Wie finde ich den günstigsten Kredit?
Bei den Konditionen von Krediten kann es zu großen Unterschieden kommen.
Daher solltest du, in jedem Fall verschiedene Kreditangebote vergleichen, bevor du einen Kreditvertrag abschließt.
Eine vielversprechende Möglichkeit wäre unserer Kreditvergleich, indem wir verschiedene Kredite nach festgelegten Kriterien miteinander verglichen haben.
Alternativ kannst du dich natürlich auch durch die einzelnen Angebote der Banken arbeiten.
Wie werde ich einen teuren Dispokredit los?
Wie vorher erwähnt, sind für Kreditnehmer Dispokredite vergleichsweise teuer.
Daher solltest du einen Dispokredit schnellstmöglich zurückbezahlen, noch vor allen anderen Finanzentscheidungen, die du triffst.
Wenn du dabei aber feststellst, dass du dafür einige Monate brauchst, solltest du den Dispokredit in einen Ratenkredit umschulden.
Das erreichst du, indem du einen Ratenkredit in der Höhe des Dispokredits aufnimmst.
Das hat den Vorteil, dass der effektive Jahreszins wesentlich unter dem des Dispokredits liegt, wodurch du den Kredit schneller zurückbezahlen kannst.
Dadurch sparst du nicht nur Geld, sondern du weißt aufgrund des Rückzahlungsplanes des Ratenkredits genau, wie lange es dauert, bis du deinen Dispokredit zurückbezahlt hast.
Wie werden Erträge aus Zinsen besteuert?
Ohne Steuern geht es nicht und auch die Zinsen bzw. Zinserträge, die du erwirtschaftest, müssen besteuert werden.
Dabei ist es egal, ob es sich um eine Anlage bei der Bank handelt oder ob du privat einer Person einen Kredit gewährst.
In beiden Fällen musst du den Gewinn, den du daraus erzielst, versteuern. Und zwar mit der Abgeltungssteuer in Höhe von 25 %, zzgl. eventuellem Solidaritätszuschlag und Kirchensteuern.
Des Weiteren musst du beim privaten Geldverleihen weitere Punkte beachten: Wenn du etwa einem Verwandten zinslos Geld leihst, kann das trotzdem zu einer Steuerpflicht führen.
Gerade bei höheren Beträgen ist es daher empfehlenswert, wenn du dich von einem Steuerberater beraten lässt, was du in so einem Fall bei den Steuern beachten musst.
Fazit
In diesem Ratgeber ging es um die Grundlagen von Zinsen: Was sind Zinsen, welche Zinsarten gibt es und wie werden sie berechnet? Diese und weitere Themen haben wir uns abgeschaut.
Im Allgemeinen sind Zinsen als Entgelt definiert, das für geliehenes Geld verlangt wird.
Mit Zinsen ist es möglich, einen Preis für (geliehenes) Geld festzulegen. Dabei spielt die Kreditwürdigkeit (Bonität) des Kreditnehmers eine wichtige Rolle. Daher wird bei der Kreditvergabe auch regelmäßig von der Risikoprämie gesprochen.
Ferner ist der Zins auch als Maßstab für den Inflationsausgleich wichtig. Liegt er unter der Inflationsrate, wird das Geld über den Zeitablauf immer weniger Wert.
Bei den unterschiedlichen Zinsarten hat daher der Leitzins eine besonders große Bedeutung, der von der Zentralbank in Abhängigkeit des allgemeinen Inflationsniveaus festgelegt wird.