Was ist der Gleichgewichtspreis? Einfach erklärt (Berechnung & Formel)
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIADer Gleichgewichtspreis ist der Preis in einem vollkommenen Markt, bei dem die Nachfrage nach einem Gut (Waren und Erzeugnisse) genau dem Angebot entspricht. Die nachgefragte und angebotene Menge eines Gutes stimmen genau überein, womit sich der Markt in einem perfekten Gleichgewicht befindet.
Bei der Bestimmung des Gleichgewichtspreises geht man davon aus, dass die Anbieter ihre Waren und Erzeugnisse zu einem maximalen Preis verkaufen wollen. Während für die Nachfrager genau das Gegenteil gilt, sie wollen zu einem möglichst günstigen Preis einkaufen.
Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:
Wie wird der Gleichgewichtspreis berechnet?
Der Gleichgewichtspreis liegt im Schnittpunkt zwischen der Nachfrage- und Angebotsfunktion.
Angebotsfunktion: Verhältnis von Preis und Gütermenge
Nachfragefunktion: Verhältnis von Preis und Nachfrage der Verbraucher
Die Angebotsfunktion steht für den logischen Zusammenhang, dass mit steigenden Preisen auch die Bereitschaft zunimmt, größere Mengen zu produzieren.
Während für die Nachfragefunktion genau das Gegenteil gilt: Mit steigenden Preise lässt die Bereitschaft der Nachfragenden nach, dafür zu bezahlen.
Sind die Nachfrage- und Angebotsfunktion bekannt, dann lässt sich der Gleichgewichtspreis leicht berechnen, indem beide Funktionen gleichgesetzt werden.
Falls die Funktionen aber nicht bekannt sind, kann der Gleichgewichtspreis aber auch tabellarisch berechnet werden.
Beide Verfahren schauen wir uns nachfolgend an.
Berechnung des Gleichgewichtspreis: Formel
Um den Gleichgewichtspreis per Formel zu berechnen, müssen zuerst die Angebot- und Nachfragefunktion gleichgesetzt werden.
Hierfür nehmen wir folgende Funktionen an:
Angebotsfunktion: 30 * Preis + 20
Nachfragefunktion: -150 * Preis + 200
Beide Funktionen gleichsetzen
150 * Preis + 200 = 30 * Preis + 20
(1) 180P (180 * Preis) = 180
(2) Preis = 1
Gehen wir von Euro aus, dann beträgt der Gleichgewichtspreis entsprechend 1 €.
Gleichgewichtspreis einsetzen
Wenn du jetzt noch die Gleichgewichtsmenge ermitteln möchtest, musst du den ermittelten Preis in eine der Funktion einsetzen.
Einsetzen in die Angebotsfunktion: 30 * 1 + 20
Für die Gleichgewichtsmenge erhältst du dann ein Ergebnis von 50 Einheiten.
Im Marktgleichgewicht werden dann 50 Einheiten zu einem Preis von 1 € umgesetzt.
Berechnung des Gleichgewichtspreis: Tabelle
Nicht immer sind die Funktionen gegeben, die das Verhältnis von Angebot und Nachfrage abbilden.
In diesem Fall kann der Gleichgewichtspreis dann tabellarisch berechnet werden, wenn die Mengen für Angebot und Nachfrage mit den dazugehörigen Preisen bekannt sind.
Sind diese Mengen mit den Preisen bekannt, dann kommt auch eine grafische Lösung infrage.
Gleichgewichtspreis tabellarisch berechnen in 4 Schritten
Zuerst werden alle bekannten Preise in die erste Spalte, eine Tabelle eingetragen
Danach werden in die nächste Spalte die Mengen eingetragen, die dem Angebot bei dem jeweiligen Preis entsprechen (Angebotsmenge)
Dann werden in die nächste Spalte, die Mengen eingetragen, die der Nachfrage bei dem jeweiligen Preis entsprechen (Nachfragemenge)
Und zum Schluss wird die Differenz zwischen der Menge des Angebots und der Nachfrage in die letzte Spalte eingetragen.
Das klingt theoretisch schwieriger als es ist, weswegen du dir am besten einfach das folgende Video anschaust. Das Verfahren ist sehr einfach.
Wie du siehst, ist die tabellarische Berechnung des Gleichgewichtspreises sehr einfach. Du musst bei der Aufstellung der Tabelle aber sehr genau arbeiten, um keine Fehler zu machen.
Beispiel: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis (Marktpreis)
Die Idee des Gleichgewichtspreises lässt sich gut mit einem Wochenmarkt als Beispiel demonstrieren.
Hierfür nehmen wir an, dass der Bauer Müller frische Äpfel auf dem Markt zum Verkauf anbietet. Sein Ziel ist es, alle seine Äpfel zu einem höchstmöglichen Preis zu verkaufen.
Umgekehrt gilt, dass die Marktteilnehmer (Besucher des Markts) so wenig wie möglich für Äpfel bezahlen möchten.
Neben dem Bauer Müller gibt es noch weitere Mitbewerber, die ebenfalls Äpfel anbieten und die das gleiche Ziel haben.
Zuerst: Angebotsüberhang
Am Morgen bietet der Bauer Müller seine Äpfel pro Kilo für einen Preis von 7 € an. Die Mitbewerber bieten allerdings die Äpfel zu einem wesentlich niedrigen Preis an, der bei 5 € liegt.
Da sich die Äpfel in ihrer Qualität und sonstigen Merkmale nicht unterscheiden, verkauft der Bauer Müller zu diesem Preis nichts. Die Marktteilnehmer kaufen Äpfel nur bei den anderen Anbietern.
Danach: Nachfrageüberhang
Als Konsequenz entschließt sich der Bauer Müller seinen Preis drastisch zu reduzieren, auf einen Preis von 3 €. Dieser Preis liegt aber unter den Produktionskosten. Das führt in der Folge zu einer sehr hohen Nachfrage nach seinen Äpfeln.
Die Marktteilnehmer fangen an, seinen Stand zu stürmen, was zu einem Nachfrageüberhang führt. Dieser ist weder im Interesse des Bauern Müller noch im Interesse seiner Mitbewerber.
Zum Schluss: Marktgleichgewicht
Daraufhin nimmt der Bauer Müller eine erneute Preisanpassung vor und erhöht seinen Preis auf 6 € und die anderen Mitbewerber folgen seiner Preiserhöhung. Bei diesem Preis beruhigt sich der Markt und es deutet sich für den Bauer Müller ab, dass er seine ganzen Äpfel verkaufen kann.
Aufgrund der Anpassungsvorgänge und den daraufhin folgenden Reaktionen der Teilnehmer hat sich der Markt auf den Gleichgewichtspreis eingependelt.
Wird der Preis zu hoch angesetzt, entsteht ein Angebotsüberhang und im umgekehrten Fall kommt es zu einem Nachfrageüberhang.
Wie sieht ein Markt im Ungleichgewicht aus?
Grundsätzlich ist ein vollkommener Markt im Gleichgewicht, weshalb es zu keinen Ungleichgewichten kommen kann.
Sind aber die Annahmen eines vollkommenen Markts nicht erfüllt, kann es zu ungleichen Zuständen kommen. Dies können entweder dauerhaft oder sich während des Einpendels zum Gleichgewichtspreis bestehen.
Prinzipiell gibt es zwei Zustände, in denen ein Markt nicht im Gleichgewicht ist. Diese schauen wir uns nachfolgend an.
Marktungleichgewicht
Angebotsüberhang: Die angebotene Menge (Angebot) übersteigt die Nachfrage, der Preis liegt über dem Gleichgewichtspreis.
Nachfrageüberhang: Die nachgefragte Menge (Nachfrage) übersteigt das Angebot, der Preis liegt unter dem Gleichgewichtspreis.
Die Ungleichgewichte lassen sich nur dadurch aufheben, dass sich der Preis dem Gleichgewichtspreis entspricht.
Gleichgewichtspreis nicht in allen Marktformen
Das Konzept des Gleichgewichtspreises lässt sich aber nicht uneingeschränkt auf alle anderen Marktformen übertragen.
So folgt die Preisbildung anderen Regeln in den folgenden Märkten:
Monopol: In einem Monopol gibt es nur ein einzigen Anbieter für ein bestimmtes Produkt. Das bedeutet, es gibt keine Konkurrenz. In diesem Markt muss sich der Monopolist nicht am Gleichgewichtspreis orientieren.
Oligopol: In einem Oligopol gibt es nur einige wenige Anbieter für ein bestimmtes Produkt. Diese Marktmacht führt zu einem unvollkommenen Markt, was Nachteile für die Nachfragenden hat. Der Spezialfall eines Oligopols ist das Duopol, in dem es nur zwei Anbieter gibt.
Im Übrigen wird in diesem Zusammenhang auch oft das Polypol benannt.
Ein Polypol für ein Produkt entspricht der Idealvorstellung in einer Marktwirtschaft. Es gibt viele kleine Anbieter, weshalb ein vollkommener Markt grundsätzlich möglich ist.
Die Preisbildung erfolgt dann durch den Marktmechanismus (Angebot und Nachfrage). In diesem Markt werden Nachfragende nicht benachteiligt.
Wichtig bei einem Polypol ist aber, dass sich nicht zwangsläufig ein vollkommener Markt einstellt. Es kann nur generell zu einem perfekten Marktgleichgewicht kommen, das muss aber nicht der Fall sein.
Gibt es den Gleichgewichtspreis in der Praxis?
Der Gleichgewichtspreis ist der Marktpreis, bei dem Angebot und Nachfrage exakt gleich sind.
In der Volkswirtschaftslehre, aber auch in der Betriebswirtschaftslehre wird davon ausgegangen, dass ein Gleichgewichtspreis in verschiedenen Märkten möglich ist.
Gleichgewichtspreis nur im vollkommenen Markt
Allerdings geht die Wissenschaft dafür von einem vollkommenen Markt mit folgenden Annahmen aus:
Die angebotenen Waren sind identisch
Die Preise sind transparent für alle einsehbar
Keine räumlichen Unterschiede
Keine zeitlichen Unterschiede
Ist nur eine dieser Annahmen nicht erfüllt, handelt es sich um einen unvollkommenen Markt. Und in diesem kann sich ein Gleichgewichtspreis nicht einstellen.
Wie du bereits selbst gemerkt oder dir auch beim Beispiel mit den Äpfeln gedacht hast, sind diese Annahmen sehr theoretisch.
Wie können zum Beispiel alle Äpfel gleich sein? Es wird zwangsläufig immer Unterschiede geben und selbst wenn es diese nicht gibt, werden die potenziellen Käufer sich einbilden, welche zu erkennen.
Fast identisch sieht es bei der Preistransparenz aus. Die so faktisch in realen Situationen nicht gibt.
Genauso gibt es oft räumliche und zeitliche Unterschiede. So werden viele Produkte an unterschiedlichen Orten gelagert und es benötigt unterschiedlich viel Zeit, um die Produkte zu erwerben.
Gleichgewichtspreis trotzdem wichtig
Dass es den Gleichgewichtspreis in der Praxis in vielen Fällen nicht gibt, bedeutet aber nicht, dass das Konzept grundsätzlich keinen Sinn macht.
Tatsächlich beschreibt das Konzept einen pragmatischen Vorgang, den Unternehmen immer wieder durchlaufen. Denn sie müssen für ihre angebotenen Produkte immer einen Preis festlegen, um optimal zu wirtschaften.
Dabei können sie aber nicht immer auf alle Informationen zugreifen, wie sie nach einem vollkommenen Markt definiert werden.
Fazit
In diesem Artikel haben wir uns angesehen, was der Gleichgewichtspreis ist. Wir sind auch darauf eingegangen, wie du den Gleichgewichtspreis über die Angebots- und Nachfragefunktion berechnen kannst.
Außerdem haben wir uns das tabellarische Verfahren angesehen, um den Gleichgewichtspreis ohne Funktionen zu berechnen.
Der Gleichgewichtspreis kann sich nur in einem vollkommenen Markt einstellen. Diesen gibt es so in der Praxis äußert selten, bzw. gar nicht. Zudem gibt es Marktformen, in dem ein Gleichgewichtspreis strukturell nicht möglich ist (Monopol und Oligopol).
Dennoch hat das Konzept des Gleichgewichtspreises seine Daseinsberechtigung. Denn so gut wie jedes Unternehmen versucht bei der Preispolitik einen optimalen Preis für seine angebotenen Produkte zu finden.