Was bedeutet Window-Dressing? Bilanzkosmetik einfach erklärt

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Als Window-Dressing (Bilanzkosmetik oder auch Silvesterputz) ist eine Bezeichnung für alle gesetzlich erlaubten Maßnahmen vor einem Bilanzstichtag, um das Erscheinungsbild der Bilanz möglichst günstig zu gestalten.

Diese Strategie wird von Unternehmen und von Investmentfonds quartalsweise oder jährlich umgesetzt, um das Ergebnis für eine Berichtsperiode in einem möglichst günstigen Licht darzustellen.

Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:

Ein Buchhalter eines Unternehmens betreibt Window-Dressing auf der Bilanz am Jahresende (Verschönerung des Bilanzbild)

Welche Ziele sollen mit Window-Dressing erreicht werden?

Mit dem Window-Dressing (Bilanzkosmetik) wird das Ziel verfolgt, die Bilanz und damit das Erscheinungsbild eines Unternehmens nach außen zu verschönern.

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Window-Dressing so viel wie "Schaufenster dekorieren". Ähnlich wie Geschäfte, die Kunden mit einem schönen Schaufenster zum Kaufen animieren zu wollen, wird Bilanzkosmetik betrieben, um die Bilanz für Interessenten und Außenstehende attraktiver erscheinen zu lassen.

Im Übrigen wird beim Window-Dressing zwar immer nur von der Bilanz gesprochen, aber zur Optimierung gehört selbstverständlich auch die GuV, die aufgehübscht werden sollen.

Wann wird Window-Dressing besonders häufig genutzt?

Eine Person übergibt einer anderen Personen einen Bilanz-Ordner auf dem IPO steht

Grundsätzlich kannst du davon ausgehen, dass insbesondere Unternehmen, die zur Berichterstattung verpflichtet sind (wie zum Beispiel börsennotierte Kapitalgesellschaften), die legale Möglichkeiten ausnutzen, um ihre Bilanz aufzuhübschen.

Besonders häufig lässt sich das Window-Dressing aber bei Banken, Investmentfonds und bei Unternehmen kurz vor einem Börsengang (Initial Public Offering) beobachten.

Das ist so, da Banken viele legale bilanzielle Entscheidungsmöglichkeiten haben und diese ausnutzen können, um sich möglichst gut zu präsentieren. Investmentfonds sind von externen Geldern angewiesen und sind daher mehr oder weniger dazu gezwungen, ihre Performance so gut wie nur möglich erscheinen zu lassen.

Window-Dressing beim Börsengang

Ein Unternehmen geht an die Börse, mit dem Ziel so viel Eigenkapital wie möglich für die Aktienanteile einzunehmen. Entsprechend versucht es sich so gut wie möglich darzustellen.

Daraus kannst du für dich mitnehmen, dass du bei einem IPO (Initial Public Offering) nicht nur auf den letzten Jahresabschluss achten solltest. Viel wichtiger ist es, sich das gesamte Bild eines Unternehmens anzusehen.

Des Weiteren solltest du dich nicht von vermeintlichen Zahlen blenden lassen, die einfach zu gut sind, um wahr zu sein.

Wirbt etwa eine Firma beim Börsengang mit einer überdurchschnittlich hohen Gewinnmarge (vs. zu den Wettbewerbern), dann muss sich diese in irgendeiner Weise erklären lassen.

Wie funktioniert Window-Dressing bei Unternehmen?

Eine Bilanz mit einer roten Schleife wie ein Geschenk umwicklet

Bei Unternehmen gibt es in der Regel mehrere Stakeholdern (Interessengruppen) mit unterschiedlichen Zielen.

Das sind insbesondere die Aktionäre, die Banken (und sonstige Fremdkapitalgeber) und das Management selbst.

Aktionäre sind grundsätzlich immer an einem steigenden Aktienkurs und Dividenden interessiert. Während für Banken hauptsächlich die Bonität und Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens wichtig sind.

Das Management selbst ist an einer maximal hohen Vergütung interessiert. Um ein Interessengleichgewicht mit den Aktionären zu erzielen, ist es über Aktien- und Aktienoptionen mit am Unternehmen beteiligt.

Beim Window-Dressing in einem Unternehmen geht es dann letztlich darum, die Bilanz so aufzuhübschen, dass möglichst alle genannten Interessengruppen zufrieden sind oder sich wenigstens kein Unmut breitmacht.

Im Folgenden gehen wir auf ein paar Beispiele ein, wie Unternehmen gezielt Window-Dressing als Strategie einsetzen.

Beispiele für bilanzpolitische Maßnahmen

Ein Unternehmen hat verschiedene Möglichkeiten, um gezielt seine Bilanz aufzuhübschen. Während manche einfach und intuitiv erscheinen, können andere relativ komplex erscheinen.

Möchte ein Unternehmen beispielsweise zum Ende des Geschäftsjahr den Umsatz gezielt steigern, kann es verstärkt seine Produkte zu ermäßigten Preisen anbieten.

Dadurch kann zwar der Umsatz erhöht werden, gleichzeitig kann das aber auch nachteilig für die Gewinnmarge sein. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn der Preis nicht hoch genug ist, um profitabel zu sein.

Eine weitere typische Möglichkeit, die Bilanz gezielt aufzuhübschen, ist die Anwendung von Zahlungszielen. Dadurch kann der Umsatz auch erhöht werden, aber das Geld ist noch nicht geflossen.

Nicht zuletzt sind bei den Möglichkeiten die bilanziellen Bewertungsspielräume zu nennen, die ein Unternehmen bei den Abschreibungen (Abschreibungsmethoden) und Rückstellungen für sich nutzen kann.

Wie läuft Window-Dressing bei Investmentfonds ab?

Ein Mann schaut, wie er Window Dressing bei einem Investmentfonds machen kann

Etwas anders läuft das Window-Dressing bei Investmentfonds ab.

Denn im Wesentlichen haben Investmentfonds das Ziel, so viel Geld von Kunden einzusammeln wie möglich, um ihre Gewinne aus der laufenden Managementvergütung zu maximieren.

Um nach außen so attraktiv wie möglich zu erscheinen, versuchen sie ihr Portfolio um die Titel zu ergänzen, die in der Berichtsperiode besonders gut gelaufen sind. Und genauso entfernen sie Titel, die underperformt (enttäuscht) haben.

Zum Berichtszeitpunkt sieht es dann für die Anleger so aus, dass der Fonds bei allen Titeln dabei war, die besonders gut gelaufen sind und gleichzeitig wurden die gemieden, die weniger vorteilhaft waren.

Window-Dressing am Beispiel eines Aktienfonds

Wie das im Detail abläuft, lässt sich am besten mit einem Aktienfonds als Beispiel zeigen.

Für diesen nehmen wir an, dass dieser Aktienfonds den S&P 500 als Referenzindex (Benchmark) nutzt. Daraus ergibt sich auch das Anlageuniversum des Fonds: die größten 500 börsennotierten Unternehmen der USA.

Vor dem nächsten Jahresbericht entscheidet sich das Fondsmanagement gezielt die Werte zu verkaufen oder zu reduzieren, die sich nicht gut entwickelt haben, um diese gegen Top-Performer auszutauschen.

Zum Stichtag kann das Fondsmanagement dann behaupten in die besten Aktien investiert bzw. übergewichtet gewesen zu sein, was rein optimistisch auch so aussieht.

Tatsächlich haben die Anleger aber wenig bis gar nichts davon gehabt, da sie entweder gar nicht oder nur geringfügig an der Entwicklung über den Fonds partizipiert haben.

💡 Tipp: Im Übrigen kannst du als Aktienanleger daraus mitnehmen, dass du Aktien, die über das Jahr gesehen besonders gut gelaufen sind, erst zu Beginn des nächsten Jahres verkaufst, um diese möglichen Kursgewinne nicht liegenzulassen.

Wie grenzt sich Window-Dressing von Bilanzfälschung ab?

Ein Anwalt klärt über den Unterschied zwischen Window-Dressing und Bilanzfälschung auf

Window-Dressing bzw. Bilanzkosmetik unterscheidet sich von Bilanzfälschung in einem wichtigen Punkt: Die Methoden und Praktiken sind legal.

So sind Preisnachlässe, Zahlungsziele und die Ausschöpfung von bilanzpolitischen Bewertungsspielräumen rechtlich gesehen ohne Einschränkungen erlaubt.

Das Gleiche gilt für die Käufe und Verkäufe von Investmentfonds kurz vor Bilanzstichtagen, auch wenn diese Methodik sehr fragwürdig ist und sicherlich nicht im Interesse der Investoren.

Ganz anders sieht es bei der Bilanzfälschung aus.

Bei der es um die gezielte Verschleierung von Informationen geht, die eindeutig als Betrug gewertet werden können. Und somit eindeutig illegal ist.

Was kann ich als Investor gegen Window-Dressing unternehmen?

Eine Investorin schaut sich die Bilanz eines Unternehmens am Laptop an und überlegt, ob Window Dressing betrieben wurde

Das Beste, was du als Investor gegen Window-Dressing tun kannst, ist dir bewusst darüber zu sein, dass es angewandt wird.

Allerdings kannst du Window-Dressing teilweise leicht erkennen und vermeiden.

Bei Unternehmen

Du kannst das Window-Dressing bei Unternehmen teilweise dadurch ausklammern, indem du dich bei der Unternehmens- und Aktienbewertung auf den Cashflow des Unternehmens konzentrierst.

Denn beim Cashflow werden bilanzielle Spielräume, wie Abschreibungen und Rückstellungen, nicht berücksichtigt.

Damit kannst du aber nicht alle Tricks vermeiden, wie etwa die vorgestellten Möglichkeiten, um über Preisnachlässe gezielt den Umsatz zu erhöhen.

Bei Investmentfonds

Wenn du bei Investmentfonds auf Einzeltitel-Ebene Window-Dressing erkennen willst, bräuchtest du Zugang zu allen Transaktionen des Fonds.

Und auch wenn du diesen hättest, wäre es sehr aufwendig, sich alle Transaktionen anzusehen, um Window-Dressing festzustellen.

Als Alternative kannst du versuchen, über einen anderen Weg festzustellen, ob ein Fonds gezielt Window-Dressing betreibt.

Analysierst du etwa einen Fonds, der in der Berichtsperiode (beispielsweise 1 Jahr) keine Überrendite (Outperformance) erzielt hat und du findest in der Auflistung der größten Positionen zum Berichtszeitpunkt alle Werte, die bekannterweise im Berichtszeitraum besonders gut gelaufen sind, dann kannst du dir beinahe sicher sein, dass der Fonds Window-Dressing betreibt.

Denn wie würde sich dann erklären, dass der Fonds seinen Referenzindex nicht geschlagen oder sogar eine niedrigere Rendite erzielt hat?

Diese Fonds haben in der Regel ein wesentlich größeres Interesse daran, möglichst viele Gebühren einzusammeln, als einen wirklichen Mehrwert für ihre Investoren zu leisten. Daher wäre es ratsam, wenn du ein Bogen um diese machst.

Fazit

In diesem Ratgeber haben wir uns mit Window-Dressing beschäftigt, bei der es sich um eine Strategie handelt, mit der Unternehmen ihr äußeres Erscheinungsbild aufhübschen.

Window-Dressing tritt insbesondere bei Unternehmen auf, die ihre Ergebnisse präsentieren müssen. Besonders häufig ist es aber bei Banken, Investmentfonds und bei Unternehmen vor einem Börsengang zu beobachten.

Die Methoden des Window-Dressings sind zwar mitunter fragwürdig, aber völlig legal.

Als Investor kannst du dich vor Window-Dressing am besten schützen, indem du dir darüber bewusst bist, dass es diese Strategie gibt und du entsprechend auf typische Muster bei Unternehmen und auch Fonds achtest.