Welche Risiken gibt es bei Geldanlagen und welche ist die Sicherste?
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIAGespartes Geld zu investieren und sinnvoll anzulegen, ist eine ausgezeichnete Idee. Aber, wie sieht es mit den Risiken aus?
Bei der Geldanlage ist es wie bei vielen Dingen im Leben: Was eine große Chance bietet, birgt auch ein großes Risiko.
Allerdings birgt nicht jede Geldanlage die gleichen Risiken. Außerdem kannst du Risiken auch aktiv reduzieren, wenn du weißt, welche es gibt und wie du am besten vorgehst.
Das wirst du in diesem Ratgeber daher lernen:
Was ist Risiko? Wie ist es definiert?
Ein Risiko ist die Möglichkeit, dass ein in der Zukunft liegendes Ereignis negative Auswirkungen für dich hat.
Auf die Geldanlage bezogen heißt das, dass eine Investition nicht das Ergebnis erzielt, das du erwartet hast.
Wenn du dein Geld in eine Geldanlage investierst, kannst du einerseits eine Rendite erzielen, andererseits besteht aber auch das Risiko, dass deine Anlage teilweise an Wert verliert, im schlimmsten Fall sogar vollständig (was bei etablierten Anlagen selten vorkommt).
Das Risiko beim Investieren ist daher eng mit dem Renditepotenzial verknüpft.
In der Regel gilt: Je mehr Rendite möglich ist, desto größer ist das Risiko, Geld zu verlieren. Denn der Wert einer Anlage kann nicht nur steigen, sondern auch fallen.
Und von dieser Regel gibt es keine Ausnahme.
Falls eine Geldanlage eine wesentlich höhere Rendite bietet als andere Geldanlagen, muss sie riskanter sein. Einen "Trick" oder die oft zitierte eierlegende Wollmilchsau gibt es (auch) bei Anlagemöglichkeiten nicht.
Falls dir aber jemand das Gegenteil verspricht, etwa während einer Anlageberatung, kannst du dir sicher sein, dass es sich um leere Versprechungen handelt.
Welche Risiken können bei Geldanlagen auftreten?
Anlagerisiken werden in der Finanzwelt im Allgemeinen in zwei Kategorien eingeteilt, wobei Anleger meist beiden Risiken gleichzeitig ausgesetzt sind: Marktrisiken und spezifische Risiken.
Marktrisiko
Marktrisiken werden auch als systematische Risiken bezeichnet.
Sie können ein ganzes System, wie einen gesamten Wirtschaftsmarkt oder einen großen Teil des gesamten Marktes, betreffen.
Sie beschreiben das Risiko, dass Investitionen an Wert verlieren aufgrund von Faktoren, die den ganzen Markt beeinflussen.
Gängige Arten des systematischen Risikos können sein:
Politisches Risiko
Makroökonomisches Risiko
Zinsrisiko
Inflationsrisiko
Liquiditätsrisiko
Länderrisiko
Soziopolitisches Risiko
Da das Marktrisiko einen ganzen Markt betreffen kann, kann es nicht ohne Weiteres durch eine Streuung deiner Investitionen (Diversifizierung) verringert werden.
Ein anschauliches Beispiel ist ein gut ausbalanciertes Aktienportfolio.
Obwohl dieses den Grundsätzen der allgemeinen Risikostreuung gerecht wird und das eingesetzte Geld auf verschiedene Wertpapiere verteilt, kann es trotzdem erheblich an Wert verlieren.
Das ist etwa den Fall, wenn aufgrund außerordentlicher Ereignisse wie Umweltkatastrophen, Terrorangriffe oder ähnlich desaströseste Ereignisse, die Märkte in Aufruhr versetzt werden.
Lohnt es sich, also nicht, Risiken zu verteilen und dadurch ihnen bewusst entgegenzusteuern?
Nein, denn ein konzentrierteres Aktienportfolio, dass nur auf eine hohe Rendite setzt, würde in so einer Situation wesentlich stärker fallen. Im schlimmsten Fall auf einen Wert, den du mittel- bis langfristig nicht wieder aufholen kannst.
Spezifisches Risiko
Das spezifische Risiko wird auch als unsystematisches Risiko oder auch idiosynkratisches Risiko bezeichnet.
Dieses Risiko betrifft nur eine Branche oder ein bestimmtes Unternehmen. Es ist sehr spezifisch bzw. charakteristisch für die jeweilige Investition - ganz im Gegensatz zum Marktrisiko.
Es beschreibt also das Risiko, bei einer Investition einen Verlust aufgrund von unternehmens- oder branchenspezifischer Gefahren zu erleiden.
Beispiele hierfür sind:
Unternehmensspezifische Risiken wie Geschäftsrisiko, Wettbewerbsrisiko, Änderung der Rechtsvorschriften, Wechsel der Unternehmensleitung, Produktrückruf
Kredit- oder Ausfallrisiko
Fremdwährungsrisiko
Zinsänderungsrisiko
Kontrahentenrisiko
Liquiditätsrisiko
Im Gegensatz zum Marktrisiko können Anleger das spezifische Risiko steuern und reduzieren, indem sie ihr Kapital streuen und in eine Vielzahl von Vermögenswerten investieren.
Die Risiken deiner Geldanlage hängen von der jeweiligen Investition ab: von der speziellen Investition, aber auch von dem jeweiligen Markt.
Aktien haben etwa andere Risiken als Renten oder Immobilien. Genauso haben Investitionen in Industrieländer andere Risiken als Investitionen in Entwicklungsländer.
Des Weiteren unterscheiden sich die Risiken auch in Abhängigkeit von der Branchen.
Du musst unter anderem bei Aktien von Unternehmen aus der Öl- und Gasindustrie andere Risiken beachten, bei solchen von Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie.
Wie wird das Risiko von einer Geldanlage gemessen?
Um passende Geldanlagen auswählen zu können, müssen Investoren sie vergleichen können.
Das gilt für die Rendite, aber auch für das Risiko.
Daher gibt es verschieden Risikokennzahlen, um den Vergleich und die Analyse zu erleichtern. Diese Kennzahlen beziehen sich in der Regel auf historische Daten, um das zukünftige Risiko einschätzen zu können.
Übliche Risikokennzahlen sind:
Standardabweichung (Volatilität)
Beta, Value at Risk (VaR)
Capital Asset Pricing Model (CAPM)
Die Standardabweichung ist im Finanzwesen eine der gängigsten Kennzahlen für das Risiko.
Sie ist ein Maß dafür, wie der Kurs eines Wertpapiers im Vergleich zu seinem historischen Durchschnitt schwankt. Sie wird auch als Volatilität bezeichnet.
Eine hohe Standardabweichung deutet auf eine hohe Wertschwankung und damit auf ein hohes Risiko hin.
Zusätzlich zur Standardabweichung wurden weiteren Messgrößen und Strategien zur Messung, Analyse und Steuerung von Risiken entwickelt, die zum Teil spezifisch für bestimmte Anlageklassen sind.
Des Weiteren werden die genannten Risikokennzahlen hauptsächlich bei Geldanlagen verwendet, bei denen ein täglicher Kurs beobachtet werden kann, also hauptsächlich bei Wertpapieren, die an der Börse gehandelt werden.
Bei Sachwerten hingegen, die als illiquide Anlagen bezeichnet und daher den alternative Investments zugeordnet werden, müssen die Risiken über andere Kennzahlen bewertet werden.
Wie hängen Rendite und Risiko zusammen?
Rendite und Risiko stehen in einem besonderes engen Verhältnis.
Anleger müssen bei der Rendite und beim Risiko einen Kompromiss eingehen, da der Wunsch nach viel Rendite und wenig Risiko nicht möglich ist.
Stattdessen sollten Anleger versuchen, das ideale Gleichgewicht zwischen den beiden Anlagezielen zu finden.
Bei dem du dich entscheiden musst, wie viel Risiko du bereit bist, für eine gewünschte Rendite einzugehen. Daraus ergibt sich dein persönliches Risikoprofil und Rendite-Risiko-Profil deiner Geldanlagen.
Dieses Diagramm zeigt das Risiko-Ertrags-Verhältnisses bei der Geldanlage vereinfacht dargestellt:
Falls du dir noch unsicher bei den Risiken bist, solltest du dir das Konzept des Magischen Dreieckes der Geldanlage ansehen, das wir auch auf Enqome beschreiben.
Dieses berücksichtigt neben der Rendite und dem Risiko auch noch das dritte konkurrierende Anlageziel, die Verfügbarkeit (Liquidität) einer Anlage.
Was ist die sicherste Geldanlage?
Risikolose Geldanlagen gibt es nur in der Finanztheorie. In der Praxis gibt es keine Anlage, die risikofrei ist.
Allerdings gibt es Anlagen, die ein so geringes Risiko haben, dass du sie als gewissermaßen risikolos bezeichnen könntest
Solche Anlagen weisen eine Rendite bei sehr geringem Risiko auf und werden häufig als Basis für die Analyse von anderen Geldanlagen genutzt.
Typischerweise sind das Anleihen von Staaten, die noch nie ihre Schulden nicht zurückzahlen konnten.
Zu den risikolosen Anlagen gehören daher U.S Treasury Bills (Staatsanleihen von den USA) mit einer Laufzeit von 3 Monaten oder Bundesanleihen von der Bundesrepublik Deutschland.
Sie werden weltweit von allen Investoren, in Abhängigkeit von ihrem Standort, als sicherste Geldanlage betrachtet.
Aber auch Geldanlagen wie Tagesgeld oder Festgeld gelten als sehr sichere Geldanlagen.
Hierbei solltest du nur darauf achten, nicht mehr als 100.000 € pro Bank anzulegen, da maximal 100.000 € pro Anleger pro Bank durch das europäischen Einlagensicherung bei einer Bankpleite geschützt sind.
Du musst aber bei diesen besonders sicheren Geldanlagen beachten, dass sie dir nur eine vergleichsweise geringe Rendite bieten, die häufig nicht einmal die Inflation ausgleicht.
Wie lege ich mein Geld ohne Risiko an?
Geld investieren ohne Risiko ist praktisch nicht möglich.
Wenn aber dein oberstes Ziel es ist, dein Geld so sicher wie möglich anzulegen, dann solltet du folgende Punkte beachten:
Nutze Spareinlagen nur gezielt: Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeld sind sicher, bieten aber kaum Rendite. In der Regel liegt sie unterhalb der Inflation, sodass dein Geld im Laufe der Zeit immer weniger wert ist. Sie sind daher für Geld geeignet, dass du als eiserne Reserve für Notfälle beiseitegelegt hast. Oder um kurzfristig Geld zu parken.
Streue deine Risiken: Wenn du in Anlagen investieren möchtest, die mehr Rendite bieten, wie Aktien oder Anleihen, solltest du deine Risiken streuen. Das heißt, investiere in viele verschiedenen Anlagen, wie defensive Aktien und Anleihen. Eine große Streuung (Diversifizierung) kannst du einfach mit Investmentfonds oder ETFs erreichen. Mit einer Investition in einen Fonds oder ETF investierst du automatisch in mehrere, teilweise hunderte einzelne Aktien oder Anleihen.
Wie Geld anlegen bei Inflation?
Die Inflationsrate betrug laut dem Statistischen Bundesamt im April 2023 7,2 %.
Sie hat sich zwar über die zwei vorherigen Monat reduziert, ist aber immer noch auf einem hohen Niveau. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Europäische Zentralbank mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt.
Wenn du also im derzeitigen Umfeld dein Geld vor der Inflation schützen möchtest, müsstest du eine Rendite von über 7 % erzielen.
Eine Rendite von 7 % lässt sich aber nur durch Geldanlage erzielen, die wesentlich riskanter sind als die klassischen Sparanlagen, zu denen Tagesgelder und Festgelder gehören.
Sollte die Inflation wieder auf ihr angestrebtes Niveau von ca. 2 % fallen, kannst du sie eventuell mit etwas weniger riskanten Geldanlagen ausreichend ausgleichen.
Allerdings ist dann auch zu erwarten, dass das allgemeine Zinsniveau sinkt, weshalb du mittel- bis langfristig um etwas risikoreichere Anlagemöglichkeiten nicht herumkommst.
Fazit
Wir haben uns angeschaut, welche Risiken es beim Anlegen von Geld gibt. Sie werden in zwei Kategorien unterteilt, den Marktrisiken und den spezifischen Risiken.
Während du die Marktrisiken nicht wirklich beeinflussen kannst, kannst du die spezifischen Risiken durch Diversifikation verringern – also eine Verteilung deines Kapitals auf viele verschiedenen Geldanlagen.
Vor jeder Geldanlage ist es wichtig, sich mit den Risiken der Investitionsmöglichkeit vertraut zu machen, um nicht von unvorhergesehenen Entwicklungen überrascht zu werden.