Wie du dein eigenes Risikoprofil erstellst

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Bevor du dein Geld anlegst, musst du zuerst dein Risikoprofil bestimmen. Dazu gehört die Auswahl der Risiken und in welcher Höhe du sie eingehen möchtest.

Ein Risikoprofil lässt sich eigentlich leicht erstellen. Aber es ist wichtig, dass du dir selbst einige Fragen ehrlich beantwortest. Nur so kannst du dir sicher sein, dass du langfristig deine Anlagestrategie durchhalten kannst.

Keine Sorge. Das klingt schwieriger, als es ist. Denn wir zeigen dir, wie du dein persönliches Risikoprofil in wenigen Minuten selbst bestimmen kannst.

Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:

Ein Mann schaut sich verschiedenen Risikoprofile auf dem Computer an

Was ist ein Risikoprofil und wieso ist es wichtig?

Ein Risikoprofil zeigt, in welchem Umfang du bei deinen Geldanlagen als Anleger bereit bist Risiken einzugehen.

Es leitet sich aus der Risikotoleranz, der persönlichen Risikoeinstellung und dem Anlagehorizont ab. Es bildet daher die Grundlage für alle Anlageentscheidungen.

Wenn du zum Beispiel beim Vermögensaufbau in Aktien investieren möchtest, ist das grundsätzlich eine gute Idee. Wenn du aber mit den Risiken von dieser Anlageklasse nicht klarkommst, wird das mit Sicherheit in Zukunft zu Problemen führen.

Rendite-Risiko-Profil

Die Ermittlung deines persönlichen Risikoprofils ist für dich vorteilhaft, um die für dich geeigneten Anlageklassen auszuwählen.

Zwischen ihnen gibt es erhebliche Unterschiede was ihr Rendite- aber auch Risikopotenzial betrifft. In diesem Kontext wird häufig von dem Rendite-Risiko-Profil von einer Anlageklasse bzw. Anlage gesprochen.

Wie hängen Rendite und Risiko zusammen?

Waage mit Rendite auf der einen und Risiko auf der anderen Seite

Bei Kapitalanlagen gibt es einen untrennbaren Zusammenhang zwischen der Rendite und dem Risiko.

Im Grundsatz gilt, dass eine höhere Rendite nur mit einem höheren Risiko möglich ist und das Gleiche gilt umgekehrt.

Was dir als eine Anleger eine höhere Rendite bringt, kannst du leicht mit der sogenannten 72er-Regel klarmachen. Bei ihr teilst du die Konstante „72“ durch die erwartete Rendite. Das Ergebnis zeigt dir in Jahren, wie lange die Verdoppelung deines Geldes bei der angenommenen Rendite dauert.

Würdest du zum Beispiel beim Investieren in Aktien einer Rendite von 8 % p.a. erzielen, bräuchtest du zum Verdoppeln deines Geldes ca. 9 Jahre. Übrigens haben wir diese Rendite nicht willkürlich gewählt. Sie entspricht der historischen Rendite des MSCI World Index. In den du über zahlreiche ETFs investieren kannst.

Und wenn du das Geld stattdessen in sichere Finanzprodukte wie Tagesgelder oder Festgelder anlegst und dabei eine durchschnittliche Rendite von 4 % erzielst, dann bräuchtest du 19 Jahre für eine Geldverdoppelung.

Vermutlich möchtest du am liebsten dein Geld so schnell wie möglich vermehren. Dann müsstest du allerdings akzeptieren, dass Wert deiner Investments täglich schwankt. Das ist bei einer Geldanlage in börsennotierte Wertpapiere wie Aktien unvermeidbar.

Aufgrund dieser Wertschwankungen müsstest du auch damit rechnen, dass sich die Kurse auch mal gegen dich entwickeln. Und dann kann es mitunter Jahre dauern, bis du Kursverluste wieder aufgeholt hast.

Bei einem Tagesgeld hingegen müsstest du nicht mit diesen Kursrisiken rechnen, dafür kannst du aber auch nur eine niedrigere Rendite erzielen. Das bedeutet aber nicht, dass Tagesgelder risikofrei sind, vielmehr musst du bei dieser Geldanlage andere Risiken beachten.

Dazu gehört bei Tagesgeldern das Kreditausfallrisiko. Das bei einem Tagesgeld dafür steht, dass die Bank in Schwierigkeiten gerät und dir weder die Zinsen noch dein Geld zurückbezahlen kann.

Dieses Risiko wird bei einem Tagesgeld allerdings durch die Einlagensicherung reduziert, das pro Kunde und Bank Beträge bis zu 100.000 € absichert. Daher zählen Tagesgelder zu den sichersten Geldanlagen, in die Privatanleger investieren können. Zumindest bis zu dem Höchstbetrag, der von der Einlagensicherung abgesichert wird.

Was sind die wichtigsten Risiken bei Geldanlagen?

Mehrere umfallende Holzklötzer stehen für Risiken der Geldanlage

Bevor wir uns im Folgenden die unterschiedlichen Risikoprofile ansehen, gehen wir uns zuerst auf die wichtigsten Risiken bei Geldanlagen ein. Dabei schauen wir uns auch an, welchen Einfluss sie auf das Ergebnis einer Geldanlage haben können.

  • Kursrisiko: Das bereits erwähnte Kursrisiko steht für das Risiko von Verlusten, die aufgrund der Kursänderungen von börsengehandelten Wertpapieren entstehen können. Solche Verluste sind zwar zunächst vorübergehend, werden aber spätestens mit einem Verkaufspreis unter dem Einstiegspreis realisiert.

  • Zinsänderungsrisiko: Das Zinsänderungsrisiko ist das Risiko von Zins- oder Kursverlusten aufgrund der Veränderung des allgemeinen Zinsniveaus.

  • Liquiditätsrisiko: Das Liquiditätsrisiko beschreibt im Allgemeinen das Risiko, dass fällige Verbindlichkeiten nicht beglichen werden können. Ein anschauliches Beispiel dafür sind fällige Schulden. Bei Geldanlagen besteht das Risiko insbesondere darin, dass Geld in Anlagen aufgrund vereinbarter Laufzeiten gebunden ist und daher nicht verfügbar ist. Das Liquiditätsrisiko ist ebenfalls bei Wertpapieren relevant, die aufgrund eines fehlenden oder geringen Handelsvolumen nicht verkauft werden können. In so einem Fall können die Anleger nicht an ihr eingesetztes Kapital kommen.

  • Ausfallrisiko: Das vorher erwähnte Ausfallrisiko ist das Risiko, dass der „Kontrahent“ (Gegenseite) insolvent wird und seinen Verpflichtungen nicht nachkommt.

  • Inflationsrisiko: Das Inflationsrisiko steht dafür, dass die erzielte Rendite (nominal) nicht ausreicht, um die Inflation auszugleichen. Dadurch kommt es zu einem Kaufkraftverlust des Geldes.

  • Wechselkursrisiko: Das Wechselrisiko beschreibt das Risiko von Verlusten bei Geldanlagen in Fremdwährungen in der Folge von Wechselkursveränderungen. Obwohl es einen signifikanten Einfluss auf das Anlageergebnis haben kann, wird es manchmal unterschätzt oder sogar einfach ignoriert.

In der Regel treffen mehrere Risiken auf eine Anlage zu, die von dir als Anleger beachtet werden müssen.

Zum Beispiel muss bei einer europäischen Aktie in Euro, das Kursrisiko, das Ausfallrisiko und auch das Inflationsrisiko beachtet werden. Bei einer Aktie in Fremdwährung käme dann noch das Wechselkursrisiko hinzu.

Welche Risikoprofile (Risikoklassen) gibt es?

Grafik: einen Skala von grün bis rot mit 5 verschiedenen Risikoprofilen (A bis F)

Für eine Anlageberatung haben die Banken und andere Finanzdienstleister Risikoprofile definiert, um ihre Kunden im Sinne des § 63 Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) zu beraten.

Nach dem Finanz- und Anlageberater zu einer Beratung ihrer Kunden verpflichtet sind, die „ehrlich, redlich und professionell im bestmöglichen Interesse seiner Kunden“ ist.

Konsequenterweise gehört dazu auch die Ermittlung des Risikoprofils von der beratenen Person. Dabei wird aber nicht jedes Mal ein individuelles Risikoprofil ermittelt, sondern der Beratungskunde bzw. Bankkunde wird einem vordefinierten Risikoprofile zugeordnet.

In der Regel werden 5 Risikoprofile (manchmal auch 7) mit dazugehörigen Finanz- und Anlageprodukte definiert.

Zum Beispiel könnte eine Aufstellung von Risikoprofilen mit dazugehörigen Anlagemöglichkeiten so aussehen:

  • Risikoprofile A (konservativ): Tagesgelder, Festgelder, Spareinlagen, Sparbriefe

  • Risikoprofile B (risikoscheu): Kapitalversicherungen, risikoarme Staatsanleihen

  • Risikoprofile C (risikobereit): Geldmarktfonds, Aktienfonds, Rentenfonds, Immobilienfonds (alle ohne Währungsrisiko)

  • Risikoprofile D (spekulativ): Aktien, Anleihen (mit und ohne Währungsrisiko)

  • Risikoprofile E (hochspekulativ): Alternative Investments, Genussscheine, Hochzinsanleihen (High Yield), Derivate

Wie du siehst, nimmt das Risiko schrittweise zu. Von kein bzw. kaum Risiko bis zu immer höheren Risiken, inklusive des Totalverlustrisikos ab dem Risikoprofil D und E.

Für dich als Anleger kann so ein Risikoprofil eine gute Orientierungsmöglichkeit sein, welche Finanzprodukte überhaupt für dich in Betracht kommen.

Allerdings solltest du auch die Grenzen von solchen vordefinierten Risikoprofile beachten.

Zum Beispiel ist es korrekt, dass das Risiko bei einem Aktienfonds geringer im Vergleich zu einer Aktie ist. Da bei einem Fonds das Geld der Anleger über mehrere Aktien investiert wird.

Dadurch werden Klumpenrisiken vermieden und auch das Totalverlustrisiko nahezu ausgeschlossen. Denn dass es gleichzeitig zu einem Ausfall von allen Aktien im Fonds kommt, ist keine realistische Annahme.

Das Gleiche gilt dann aber logischerweise auch für den Fall, dass du dir selbst ein Depot aus Aktien zusammenstellst. Bei dem eine ausreichende Risikostreuung (Grundsatz der Diversifikation) als Standard gilt. Das Risiko von so einem Aktiendepot wäre dann mit einem Aktienfonds vergleichbar.

Da solche Zusammenhänge bei vordefinierten Risikoprofilen bei Anlageberatungen ignoriert werden, solltest du selbst darauf achten. Bei den von uns definierten Risikoprofilen musst du dir darüber aber keine Gedanken machen.

Wie du einfach dein Risikoprofil ermittelst

Grafik: Über einer nachdenkenden Person stehen 5 Sprechblasen, die für die 5 Fragen stehen, mit denen du dein Risikoprofil ermitteln kannst

Wie eingangs erwähnt, kannst du leicht dein eigenes Risikoprofil ermitteln.

Dafür musst du dir die folgenden Fragen nur ehrlich beantworten, mit „nicht einverstanden“ (1 Punkt), „eher nicht einverstanden“ (2 Punkte), „eher einverstanden“ (3 Punkte) und „einverstanden“ (4 Punkte).

  • Mir ist es wichtiger mein Kapital zu vermehren, als es zu erhalten, damit bin ich ...

  • Mir ist eine hohe Rendite wichtiger als eine zuverlässige Rendite, damit bin ich ...

  • Mich machen Verluste, auch größere nicht nervös, damit bin ich ...

  • Ich möchte gerne hohe Risiken eingehen, um hohe Gewinne zu erzielen ...

  • Mir macht der teilweise Verlust von meinem Kapital nichts aus, damit bin ich ...

Nachdem du alle Fragen entsprechend beantwortet hast, musst du nur noch die Punkte zusammenzählen.

Danach kannst du dich einem der 5 Risikoprofile von „konservativ“ (1 bis 5 Punkte) bis „hochspekulativ“ (21 bis 25 Punkte) zuordnen.

Hochspekulativ

Hast du zum Beispiel fünfmal mit „einverstanden“ geantwortet, dann bist du ein renditeorientierte Anleger mit einem hochspekulativen Risikoprofil (25 Punkte).

Als solcher musst du keine Einschränkungen bei möglichen Geldanlagen beachten. Das heißt aber nicht, dass du nur ein extrem hohes Risiko bei deinen Kapitalanlagen eingehen solltest. Stattdessen solltest du eine Anlagestrategie umsetzen, bei der du hohe Renditen bei vertretbaren Risiken erwarten kannst.

Konservativ

Wenn du fünfmal mit „nicht einverstanden“ geantwortet hast, bist du ein sicherheitsorientierter Anleger mit einem konservativen Risikoprofil (5 Punkte). Der umgekehrte Fall zum hochspekulativen Anleger.

Wenn das auf dich zutrifft, dann steht für dich der Erhalt deines eingesetzten Kapitals vor möglichen Gewinnen an erster Stelle.

In der Konsequenz bleiben nur Finanzanlagen für dich übrig, die praktisch als risikolos gelten. Bei ihnen solltest du auf eine Zielrendite achten, mit der du wenigstens die Inflation ausgleichst.

Im Euroraum entspricht das im Durchschnitt wenigstens eine Rendite von 2 %, um die Entwertung deines Geldes zu verhindern.

Risikoscheu, risikobereit und spekulativ

Neben den beiden extremen bleiben noch die anderen Risikoprofile übrig. Diese sind: risikoscheu (6 bis 10 Punkte), risikobereit (11 bis 15 Punkte) und spekulativ (16 - 20 Punkte).

Wenn du von deiner Punktzahl in diesem Bereich liegst, hast du ein eher ausgewogenes Risikoprofil. Das trifft nach unseren Erfahrungen auf die meisten Anleger und vermutlich auch auf dich zu.

In diesem Fall kannst du in die meisten Anlageprodukte investieren, die Privatanlegern zur Verfügung stehen.

Davon ausgenommen sind aber unter anderem Zertifikate (Derivate), Hedgefonds, Hochzinsanleihen und Alternative Investments.

Im Allgemeinen solltest du bei deinem Risikoprofil übrigens auch beachten, dass es in der Regel dynamisch ist.

Es ist daher üblich und zu erwarten, dass es sich über die Zeit aufgrund deiner gewonnene Erkenntnisse und Erfahrungen weiter entwickelt und du dann bereit bist höhere oder weitere Risiken einzugehen.

Fazit

In diesem Ratgeber haben wir uns mit dem Risikoprofil beschäftigt. Das für alle Anleger eine wichtige Grundlage ist, um die passenden Anlagen auswählen zu können.

Außerdem sind wir darauf eingegangen, wie mit Risikoprofilen bei einer Anlageberatung umgegangen wird und wie diese beispielhaft aussehen könnten. Und wir haben ebenfalls auf die Grenzen von dieser Methodik hingewiesen.

Zum Schluss haben wir erklärt, wie Anleger mit nur 5 einfachen Fragen ihr eigenes Risikoprofil ermitteln können und sind auf die einzelnen Profile eingegangen.

Es sollte dir jetzt leicht fallen, dein eigenes Risikoprofil zu ermitteln. Weitere Informationen zum Thema findest du in unserem Ratgeber über die Risiken bei Geldanlagen oder über Geldanlagen im Allgemeinen.