DPO: Berechnung, Formel, Bedeutung und Interpretation

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Die betriebswirtschaftliche Kennzahl DPO (Days Payable Outstanding) gibt an, wie lange es im Durchschnitt dauert, bis ein Unternehmen seine Lieferantenrechnung bezahlt. Die Kennzahl wird auch als Kreditorenlaufzeit bezeichnet.

Ein DPO von 100 Tagen bedeutet, dass ein Unternehmen seine Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen innerhalb von 100 Tagen bezahlt.

Die Kennzahl wird hauptsächlich beim Liquiditätsmanagement genutzt, insbesondere beim Working Capital Management.

Um DPO richtig zu verstehen, schauen wir uns folgende Themen in diesem Artikel an:

Papier im Aktenordner auf dem DPO "Days payable outstanding" steht

Wie werden die Days Payable Outstanding berechnet?

Die Days Payable Outstanding, kurz DPO, können sehr einfach mit der folgenden Formel berechnet werden:

DPO = Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen * Anzahl der Tage / Materialeinsatz (COGS)

Die einzusetzenden Werte findet sich in der Bilanz und in der Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens.

Bei der Anzahl der Tage gibt es keinen Standardwert. Typischerweise werden aber bei einer Jahresbilanz 365 Tage angenommen und bei einer Quartalsbilanz 90 Tage.

Auf der Passivseite der Bilanz können die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen entnommen werden und der Materialeinsatz wird in der Gewinn- und Verlustrechnung aufgeführt.

Bei den Werten ist darauf zu achten, dass sie alle der gleichen Bilanz zu einem Stichtag entnommen wurden und nicht Finanzverbindlichkeiten berücksichtigt werden.

Grafik mit COGS - cost of goods soldGrafik mit COGS - cost of goods sold

Manchmal werden neben dem Materialeinsatz auch die Fremdleistungen berücksichtigt. Und gerade bei internationalen Firmen werden statt dem Materialeinsatz die Cost of Goods Sold (COGS) verwendet.

Der Materialeinsatz ist meistens etwas niedriger als die COGS, aber das muss nicht der Fall sein.

Bei der Berechnung aber auch dem Vergleichen im Zeitablauf ist es wichtig eine Berechnungsmethode beizubehalten. Sonst können die Ergebnisse nicht miteinander verglichen werden und führen zu falschen Annahmen.

Wie wird der DPO Wert richtig interpretiert?

Mitarbeiter erklärt DPO dem Management

Kommen wir von der Definition nun zur Interpretation des DPO Wertes. Um die Days Payable Outstanding richtig zu interpretieren, ist es zuerst wichtig zu verstehen, dass ein Zahlungsziel von seinem Zahlungsprofil einem (kurzfristigen) Kredit entspricht.

Hat ein Unternehmen etwa Ware von einem Lieferanten erhalten und hat 30 Tage Zeit, um die Lieferung zu bezahlen, entspricht das indirekt einem Kredit über diesen Zeitraum.

Entsprechend können Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen als positiv bewertet werden, vorausgesetzt es handelt sich um ein gesundes Unternehmen.

Steigen die DPO-Werte an, weil ein Unternehmen nicht zahlen und ungewollt Fristen für die Zahlung nicht einhalten kann, ist das eine negative Entwicklung.

Längere Lieferzeiten deuten

Uhr vor einem Paket symbolisiert die Lieferzeit

In der unternehmerischen Praxis zeigt sich, dass insbesondere Marktführer lange Lieferzeiten mit ihren Zulieferern, Lieferanten und Partnern vereinbaren können.

Nicht selten werden daher Skonti und Rabatte Unternehmen angeboten, wenn sie Lieferantenrechnungen früher bezahlen.

Ein Unternehmen, das lange Lieferzeiten verhandeln kann, was sich in einem entsprechenden hohen DPO-Wert widerspiegelt, ist dadurch auch weniger abhängig von Fremdkapitalgebern wie zum Beispiel Banken.

Dieser Vorteil kann unter anderem gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig sein, wenn die Bereitschaft von Kreditinstituten nachlässt, Kredite zu vergeben.

Welche Schwächen haben die DPO als Kennzahl?

Frau grübelt über die Schwächen von Day payable outstanding

Als Bilanzkennzahl sind die Days Payables Outstanding abhängig von den Stichtagen, an denen Bilanzen aufgestellt wurden. Entsprechend handelt es sich bei den DPO um eine vergangenheitsbezogene Kennzahl.

Deswegen ist der Wert der DPO abhängig vom Verbindlichkeitsbestand zu einem Stichtag am Ende einer definierten Periode. Zum Beispiel zum Quartalsende oder zum Ende des Geschäftsjahres.

Zum einen können dadurch Veränderungen zwischen den Stichtagen nicht berücksichtigt werden und zum anderen sind so die Zahlen vergleichsweise leicht manipulierbar.

Häufig lässt sich zum Beispiel beobachten, dass die DPO im Jahresabschluss höher sind als bei den Quartalsabschlüssen. Dafür werden absichtlich Zahlungen für Lieferungen zurückgehalten, damit der Wert ansteigt.

Eine weitere Schwäche der Kennzahl ist, dass es keinen empfohlenen Richtwert für die Kennzahl gibt.

Es lässt sich nur festhalten, dass sowohl ein zu hoher als auch niedriger Wert nicht optimal erscheint. Wie erwähnt, können besondere hohe DPO-Werte auf finanzielle Schwierigkeiten bei einem Unternehmen hinweisen.

Beispiele für die DPO

Grafik: Beispiel mit Firma X und Firma Y

Im Folgenden sehen wir uns die DPO am Beispiel von zwei Unternehmen an.

Bei Unternehmen X werden folgende Werte und Informationen für die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und den Materialeinsatz im Jahresabschluss berichtet:

  • Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung: 20 Mio. €

  • Materialeinsatz: 146 Mio. €

  • Anzahl der Tage: 365 Tage

DPO = 20 Mio. € * 365 Tage / 146 Mio. € = 50 Tage

Und beim Unternehmen Y liegende folgende Werte vor:

  • Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung: 20 Mio. €

  • Materialeinsatz: 100 Mio. €

  • Anzahl der Tage: 365 Tage

DPO = 20 Mio. € * 365 Tage / 100 Mio. € = 73 Tage

Das Unternehmen X bezahlt seine Warenlieferungen und sonstigen Leistungen im Durchschnitt in 50 Tagen, während das Unternehmen Y dafür 73 Tage braucht.

Daher wäre es möglich, dass das Unternehmen Y eine bessere Marktposition als das Unternehmen X hat.

Genauso könnte es aber auch sein, dass das Unternehmen X für den betrachteten Zeitraum einen oder mehrere Liquiditätsengpässe (wenig verfügbare Geldmittel) hatte und daher erst später zahlen könnte.

Dieses Beispiel zeigt noch mal, dass die DPO nicht isoliert betrachtet werden sollten, sondern in Verbindung mit anderen Informationen.

Fazit

Notizbuch mit einer Lupe, die DPO vergrößert

In diesem Ratgeber sind wir auf die Betriebskennzahl Days Payable Outstanding eingegangen.

Die Kennzahl zeigt, wie viele Tage ein Unternehmen im Durchschnitt benötigt, um seine Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen nachzukommen.

Obwohl es keinen empfohlenen Richtwert für die DPO gibt, kann sowohl ein zu hoher als auch ein niedriger Wert auf Schwierigkeiten beim Liquiditätsmanagement hindeuten. Um die Bedeutung von DPO richtig zu interpretieren, sollten sie nicht isoliert betrachtet werden.