Notgroschen anlegen: wie viele Rücklagen sollte ich haben?
Möchtest du einen Notgroschen anlegen, um in einer Notlage Geld zur Verfügung zu haben? Das ist eine gute Idee.
Denn ohne Rücklagen kannst du schnell finanzielle Sorgen bekommen, die dir schlaflose Nächte bereiten.
Daher möchten wir dir mit diesem Ratgeber zeigen, wie hoch deine Rücklagen sein sollten. Außerdem erklären wir dir, wie du einen Notgroschen ansparen und anlegen kannst.
In diesem Ratgeber lernst du:
Was ist der Notgroschen? Die eiserne Reserve erklärt
Ein Notgroschen ist ein zurückgelegter Geldbetrag, den du für unvorhergesehene Notfälle bereithältst. Er wird daher auch gerne als eiserne Reserve bezeichnet.
Kurze Definition 📚
Der Name „Notgroschen“ geht auf die früher sehr verbreitete Groschen-Münze zurück. In Deutschland wurde er früher auch als Notpfennig bezeichnet, während in der Schweiz der Begriff Notbatzen geläufig ist.
Der Begriff „eiserne Reserve“ oder auch „eiserne Ration“ bezeichnet einen Notvorrat, der sich auf Nahrungsmittel, Kraftstoffe oder andere Dinge beziehen kann. Die Notverpflegung deutscher Armeen im 19. Jahrhundert wurde als eiserne Ration bezeichnet und sollte eine Grundversorgung gewährleisten.
Wofür ist der Notgroschen da?
Der Notgroschen ist für finanzielle Notfälle da. Er soll sicherstellen, dass du unvorhergesehene Ausgaben ohne Probleme bezahlen kannst.
Außerdem soll der Notgroschen ein Puffer sein, wenn du unerwartet kein Gehalt mehr bekommst, ob aus Arbeitslosigkeit oder anderen Gründen. Der Puffer sollte es dir ermöglichen, 2 bis 6 Monate lange deine Kosten zu decken.
Beispiel für finanzielle Notfälle
Zu unvorhergesehenen Ausgaben gehören:
Kaputte Haushaltsgeräte, wie Waschmaschine, Herd oder Kühlschrank
Kaputte Elektrogeräte, wie Laptop, Smartphone oder Fernseher
Autoreparatur
Steuernachzahlung
Verlust des Arbeitsplatzes
Warum ist ein Notgroschen wichtig?
Im Leben läuft nicht immer alles glatt. Der Laptop geht kaputt, das Auto braucht eine teure Reparatur oder ein sonstiger Schaden entsteht, der nicht versichert ist.
Das klingt teuer und das ist es auch.
Noch teurer wird es aber, wenn du für einen solchen Fall kein Geld zurückgelegt hast.
Dann musst du dir Geld für teure Zinsen leihen. Bei kleinen Beträgen reicht ein Dispokredit oder Minikredit, aber bei größeren Beträgen musst du einen Ratenkredit aufnehmen.
Vorausgesetzt deine Kreditwürdigkeit ist gut genug und du erfüllst die Anforderungen für einen Kredit. Wenn nicht, musst du dich nach alternativen Geldquellen umsehen. Das kann sehr stressig und Nerven zerreibend sein.
Um das zu vermeiden, solltest du einen Notgroschen haben. Du kannst ihn dir wie ein Airbag für deine Finanzen vorstellen, der dich vor Existenznöten schützt.
Wie hoch sollte der Notgroschen sein?
Wie hoch ein guter Notgroschen sein sollte, hängt von deiner persönlichen Situation ab, insbesondere deinem monatlichen Einkommen und deinen Ausgaben.
Wenn du Single bist, hast du wahrscheinlich niedrigere Ausgaben, als wenn du eine Familie mit zwei Kindern hast.
Allgemein wird daher empfohlen, einen Notgroschen von 2 bis 6 Nettogehältern als Reserve zu haben.
💡 Unserer Meinung nach sollten für die überwiegende Mehrheit 3 Nettogehälter als Notgroschen ausreichen.
Im Übrigen ist es nicht verkehrt, wenn du dich bei dieser Zahl auch ein wenig auf dein Bauchgefühl verlässt. Sollten dir 3 Nettogehälter als zu wenig erscheinen, kannst du ohne Bedenken auch bis zu 6 Nettogehälter als Rücklage ansparen.
Höhere Beträge erscheinen uns aber als nicht sinnvoll (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Notgroschen berechnen
Die Berechnung von deiner persönlichen Rücklage ist einfach. Du musst nur dein Nettogehalt und deine fixen Ausgaben mit den genannten Richtzahlen multiplizieren.
Berechnung mit monatlichem Nettogehalt:
Nettogehalt x 3
Nettogehalt x 6 für maximale Sicherheit
Berechnung mit fixen monatlichen Ausgaben:
Ausgaben x 4
Ausgaben x 6 für maximale Sicherheit
Bei der Berechnung über die Ausgaben würden wir 4 als Minimum empfehlen, um sich bei einem Arbeitsverlust über den Grundausgaben hinaus noch andere Ausgaben leisten zu können, wie Kleidung oder kleinere Freizeitaktivitäten.
Wie spare ich einen Notgroschen an?
Wir würden dir empfehlen, deinen Notgroschen so schnell wie möglich anzulegen, denn du weißt nie, wann du ihn benötigst – es könnte bereits nächsten Monat so weit sein.
Daher solltest du versuchen, in den nächsten Monaten so viel wie möglich zu sparen. Unsere Empfehlung wären mindestens 20 % bis 25 % deines Nettoeinkommens.
Wenn das zu viel für dich ist, nimm weniger, aber unter 10 % sollten es im Idealfall nicht sein.
Du kannst auch versuchen, für 2 bis 3 Monate deine Ausgaben zu reduzieren und auf gewisse Freizeitaktivitäten oder Ausgaben zu verzichten. So kannst du den Notgroschen noch schneller erreichen und du musst nur für einen kurzen und absehbaren Zeitraum auf etwas verzichten.
Das Geld solltest du unbedingt monatlich auf ein anderes Konto überweisen, da du es sonst aus Versehen ausgeben könntest. Mehr dazu gleich.
Zusätzlich zum monatlichen Sparen eignen sich auch größere Geldeingänge hervorragend, wenn du demnächst Geld erwartest. So kannst du den Notgroschen noch schneller erreichen. Folgende Geldeingänge kannst du direkt für deinen Notgroschen nutzen:
Steuerrückzahlungen
Bonuszahlungen
13./14. Gehalt
Erbschaft
Dividenden
Wohin mit dem Notgroschen?
Bei einer Rücklage für Notfälle, die mindestens dem dreifachen Nettolohns entspricht, kommt schnell ein stattlicher Betrag zusammen.
Wenn du das Geld auf dem Girokonto liegen lässt, verdienst du keine Zinsen und das Geld verliert aufgrund der Inflation langfristig an Wert.
Du willst mit dem Betrag aber auch nicht spekulieren, ihn verlieren oder ihn langfristig anlegen, damit du über das Geld bei Notfällen verfügen kannst.
Wichtig bei der Geldanlage des Notgroschens ist daher vor allem:
Tägliche Verfügbarkeit (Liquidität)
Niedriges Risiko
Riskante Investitionsmöglichkeiten wie Aktien und noch riskantere Kryptowährungen locken zwar mit sehr hohen Renditen, doch das hohe Risiko steht im Widerspruch zur eigentlichen Grundidee des Notgroschens.
Dein Notgroschen muss kurzfristig verfügbar sein. Du hast eventuell keine Zeit, Kursverluste auszusitzen, um letztlich eine Rendite zu erzielen oder um wenigstens keinen Verlust zu machen. Im schlimmsten Fall reicht das Geld danach nicht aus.
💡 Die beste und bewährte Lösung ist daher ein Tagesgeldkonto, da es mehr Zinsen als ein Sparbuch oder das Girokonto bietet, aber durch die Einlagensicherung genauso sicher ist. Du kannst mit einem Tagesgeldkonto wenigstens ein paar Zinsen für dein Geld erhalten und kannst täglich an dein Geld kommen.
Tipp: Wie du das richtige Tagesgeldkonto für dich findest, einfährst du in 👉 unserem Tagesgeld-Ratgeber und -Vergleich
Nach dem Notgroschen: so geht's weiter
Wenn du deinen Notgroschen erreicht hast, solltest du die gute Gewohnheit, monatlich zu sparen, nicht aufgeben. Denn so kannst du dir langfristig ein Vermögen aufbauen und dir Wünsche erfüllen oder fürs Alter vorsorgen.
Es gibt verschiedenen Möglichkeiten und Sparmodelle, mit denen du spielend sparen kannst – ohne große Mühen.
Wir möchten dir drei vorstellen, die sich wirklich in der Praxis bewährt haben.
#1 Die 50-30-20-Regel
Die 50-30-20-Regel ist bei vielen Sparern bekannt. Die Zahlen stehen für drei verschiedenen „Töpfe“, in die du dein Geld aufteilst:
50 % für deine festen monatlichen Ausgaben
30 % für Freizeit und Anschaffungen
20 % zum Sparen und Investieren
In diesem Fall würdest du monatlich 20 % deines Nettoeinkommens sparen.
#2 Das 3-Konten-Modell
Das 3-Konten-Modell ist eigentlich eine Umsetzung oder Variante der 50-30-20-Regel.
Du teilst dein monatliches Einkommen auf drei Konten auf:
Basiskonto
Spaßkonto
Sparkonto
Indem du drei separate Konten nutzt, fällt dir das Sparen leichter, da du dein Budget vor dem Ausgeben aufteilst und damit verhinderst, dass du unabsichtlich zu viel für manche Zwecke ausgibst.
Ein guter Wert für das Sparkonto ist 25 % von deinem Nettolohn, wie wir in 👉 unserem Artikel zum 3-Konten-Modells empfohlen haben.
Gerade wenn bei dir oft „am Ende des Geldes noch zu viel vom Monat“ übrig ist, also es dir schwerfällt, Geld zu sparen, würden wir dir dieses Kontenmodell besonders empfehlen.
Denn es folgt der Grundidee, dass du dich zuerst bezahlst, bevor du alle anderen bezahlst. Damit stellst du sicher, dass deine Ersparnisse nicht zu kurz kommen.
#3 Das 6-Konten-Modell
Das 6-Konten-Modell ist eine Abwandlung des 3-Konten-Modells. Es teilt dein Einkommen noch spezifischer für bestimmte Zwecke auf und nutzt folgende sechs Konten:
Alltagskonto
Rücklagenkonto
Vermögenskonto
Bildungskonto
Spaßkonto
Spendenkonto
Wir empfehlen für das Rücklagenkonto 10 % und Vermögenskonto 15 %. Wie du das 6-Konten-Modell umsetzen kannst, beschreiben wir dir in 👉 unserem Artikel zu 6-Konten-Modell.
💡 Praxis-Tipp: Wie lege ich das Ersparte an?
Dein Notgroschen liegt sicher auf dem Tagesgeldkonto. Das ist gut. Wohin aber mit dem neuen gesparten Geld?
Da du es nicht täglich benötigst, wie den Notgroschen, solltest du es gewinnbringend für einen bestimmten Zeitraum anlegen.
Wir würden dir empfehlen, mehrere Konten für dein Geld zu nutzen. So holst du das Beste aus deinem Geld heraus, je nachdem wofür du es benötigst. Folgende Aufteilung halten wir grundsätzlich für empfehlenswert.
Monatliche Einnahmen: Girokonto
Notgroschen: Tagesgeldkonto
Längerfristige Investitionen: Tagesgeldkonto, Festgeldkonto, Wertpapierdepot
Wie du deine Investitionen aufteilst und in welche Wertpapiere du investierst, kommt ganz auf deine Ziele auf an.
Ist das Thema Geldanlage neu für dich?
Dann lies dir doch unseren 👉 umfassenden Geldanlage-Ratgeber durch, der dich als Anfänger Schritt für Schritt ans Thema heranführt.
Fazit
Ein Notgroschen ist eine Rücklage für schlechte Zeiten, die jeder haben sollte.
Du legst Geld auf die hohe Kante, damit du in einer schwierigen Situation oder einem Notfall nicht einen Kredit aufnehmen musst.
Daher würden wir jedem empfehlen, einen Notgroschen anzulegen.
Benötigst du Hilfe, um einen Notgroschen anzusparen? Oder fällt es dir schwer, überhaupt Geld zu sparen? Dann solltest du dir das 3-Konten-Modell ansehen.