Finanzielle Freiheit: ein kompletter Leitfaden
Author
Reza Machdi-Ghazvini, CAIAWenn du die finanzielle Freiheit erreichen möchtest, brauchst du dafür hauptsächlich einen Plan, Zeit und Disziplin. Theoretisch ist es einfach, finanziell unabhängig zu werden, aber die tatsächliche Umsetzung scheitert häufig schon am Durchhaltewillen.
Und genau das ist der Grund, warum so viele es gar nicht erst versuchen. Das ist schade, denn es ist möglich finanziell unabhängig zu werden, aber du brauchst einen Plan.
Hier ist alles, was du in diesem Leitfaden lernen wirst:
Was ist finanzielle Freiheit?
Unter finanzieller Freiheit verstehen die meisten Leute, dass sie ihren Lebensstand halten können, ohne dafür aktiv arbeiten zu müssen.
Das Ziel ist es weniger reich zu sein, sondern die laufenden Ausgaben bezahlen zu können, ohne dafür Zeit opfern zu müssen, um aktiv Geld zu verdienen.
Wie werde ich finanziell unabhängig?
Um finanziell unabhängig zu werden, musst du deine Lebenshaltungskosten bezahlen können, ohne dass du dafür arbeiten musst.
Hierfür kannst du an zwei Stellschrauben drehen: an den Ausgaben und an den Einnahmen.
Je niedriger deine Ausgaben sind, desto weniger Geld benötigst du, um damit leben zu können.
Um nicht aktiv für die Einnahmen arbeiten zu müssen, brauchst du also ein passives Einkommen.
Vereinfacht gesagt wird unter einem passiven Einkommen genau das Gegenteil verstanden, was mit einem aktiven Einkommen gemeint ist. Du kannst das Einkommen mit einem vergleichbar niedrigen Aufwand erzielen.
Hierzu zählt auch, dass du nicht irgendwo persönlich anwesend sein musst, um das Einkommen zu erzielen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein passives Einkommen zu erzielen. Die vermutlich bekannteste Möglichkeit ist das Beziehen von monatlichen Dividenden aus Aktien, Fonds oder ETFs.
Daneben gibt es aber auch weitere Möglichkeiten, die eher Zeit als Kapital erfordern. Etwa der Verkauf von Nutzungsrechten an selbstgemachten Fotos, Designs und auch Musikstücken.
Ab wann bin ich wirklich finanziell frei?
Finanziell wirklich frei bist du erst, wenn du deine ganzen Ausgaben begleichen kannst, ohne dass du dafür auf ein Einkommen aus einem Angestellten- oder sonstigen Berufsverhältnis angewiesen bist.
Das bedeutet, dass du dich gerade bei den Ausgaben nicht belügen darfst.
Es macht insbesondere keinen Sinn, wenn du deine Lebenshaltungskosten so weit einschränkst, dass du zwar gerade überleben kannst, dir aber dein Leben nicht mehr lebenswert erscheint.
Ein guter, aber auch nicht perfekter Richtwert sind die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten, die vom Statistischen Bundesamt berechnen werden. 2020 lagen die bei 2507 € pro Haushalt und Monat.
Liegst du sehr weit unter diesem Wert, machst du dir entweder etwas vor oder du kannst tatsächlich mit wenig Geld gut leben.
Wie viel Geld benötige ich, um finanziell frei zu werden?
Das hängt im Wesentlichen davon ab, wie hoch deine monatlichen Ausgaben sind und wie du dein passives Einkommen erzielst.
Angenommen du hättest monatlich Ausgaben von 2.500 € und willst ein passives Einkommen von 2.500 € nur aus Dividenden beziehen, dann bräuchtest du bei einer Dividendenrendite von 5 % ca. 600.000 €.
Dann hättest du aber die Abgeltungssteuer (Kapitalertragssteuer) noch nicht berücksichtigt. Unter Berücksichtigung der Steuern würdest du tatsächlich 800.000 € benötigen.
Bei der Kalkulation des Betrags, den du für deine finanzielle Freiheit brauchst, solltest du dir gegenüber so ehrlich wie möglich sein.
Im Übrigen hat auch die mögliche Rendite einen großen Einfluss darauf, wie viel Geld du letztendlich brauchst. Daher ist es sinnvoll, wenn du mit einem "Puffer" rechnest und eher von einer niedrigeren als zu hohen Rendite ausgehst.
Wie lange dauert es, um finanzielle Freiheit zu erreichen?
Das kommt darauf an, wie viel Geld du monatlich verdienst und bereit bist zu sparen.
In diesem Zusammenhang hat sich eine extreme Form des Sparens etabliert. Beim Frugalismus wird ein maximal möglicher Betrag so lange gespart, bis der Geldbetrag zur finanziellen Freiheit erreicht wurde.
Da aber vermutlich nicht jeder sein Leben über 10-20 Jahre komplett zurückstellen kann und auch nicht will, würden wir von einer Standardrate von 25 % ausgehen, wie sie zum Beispiel auch im 3-Konten-Modell empfohlen wird.
Bei einem Nettolohn von 2.800 € wären das monatlich genau 700 €, bzw. 8.400 € im Jahr.
Knüpfen wir an der vorherige Beispiel an und würden wir nur die monatlichen Ersparnisse berücksichtigen, würde es ca. 95 Jahre dauern, um einen Vermögen von 800.000 € zu erreichen.
Moment! Genau an dieser Stelle geben die meisten auf und das ist ein großer Fehler.
Es dauert natürlich nicht 95 Jahre, um dieses Ziel zu erreichen.
Denn die Ersparnisse werden nicht einfach auf dem Konto liegen gelassen, sondern gewinnbringend in Aktien oder andere Anlageklassen investiert.
Mit der Hilfe des Zinseszins kann dann ein großes Vermögen erreicht werden.
Würdest du einen monatlichen Betrag von 700 € bei einer Rendite von ca. 5 % anlegen, würden daraus
nach 10 Jahren: 109.150,50 €
nach 15 Jahren: 187.881,85 €
nach 20 Jahren: 288.922,42 €
nach 30 Jahren: 585.008,47 €
nach 35 Jahren: 798.578,30 €
Das bedeutet, nach ca. 35 Jahren hättest du den Zielbetrag von 800.000 € nahezu erreicht (💡 Sparplan-Rechner von der ING nutzen).
Genau darin liegt aber letztendlich die Herausforderung. Denn 35 Jahre ist eine lange Zeit und die meisten würden sich zwar gerne an den Plan halten, schaffen es aber nicht.
Der "Trick" liegt darin, diesen Zeitraum in Zwischenziele zu unterteilen. Es ist wesentlich leichter, sich vorzustellen, ein Ziel in 5 Jahren zu erreichen.
Wie du finanzielle Freiheit erreichst (5 Schritte)
Hoffentlich haben wir dich überzeugt, dass die finanzielle Freiheit auch etwas für dich ist.
Falls das der Fall ist, haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für dich.
#1 Schritt: Mache eine Bestandsaufnahme
Zuerst solltest du deine aktuelle Ausgangslage genau bewerten.
Du könntest dir etwa einen Finanzplan erstellen, in dem du folgende Fragen beantwortest:
Wie hoch ist mein Einkommen?
Kann ich mein Einkommen steigern?
Wie hoch sind meine aktuellen laufenden Ausgaben?
Wo kann ich Geld einsparen?
Wie viel Geld habe ich aktuell auf dem Konto?
In welchen Geldanlagen bin ich bereits investiert?
Habe ich Kredite und bis wann muss ich diese zurückbezahlen?
Von allen Schritten ist dieser der Wichtigste.
Wenn du so willst, bildet er das Fundament für alle weiteren Schritte.
#2 Schritt: Lege deine Ziele fest
Jetzt legst du fest, wie die finanzielle Freiheit für dich aussehen sollte.
Auch für diesen Schritt macht es Sinn, wenn du dir wieder ein paar Fragen stellst:
Wo möchte ich leben?
Welche Gegenstände sind mir wichtig?
Habe ich Hobbys mit hohen Kosten, die mir in Zukunft wichtig sind?
Gibt es etwas, was ich in meinem Leben unbedingt erreichen möchte?
Diese Fragen kannst du natürlich um weitere erweitern, die deiner persönlichen Situation gerecht wird.
Als Nächstes solltest du das übergeordnete große Ziel, die finanzielle Unabhängigkeit, in Zwischenziele aufteilen.
Du könntest zum Beispiel als erstes Zwischenziel festlegen, schuldenfrei zu sein und monatlichen einen Betrag zurücklegen und investieren zu können.
Du kannst dich bei der Festlegung der Ziele am SMART-Konzept orientieren, nach dem Ziele folgende Merkmale haben müssen:
S-pezifisch
M-essbar
A-ttraktiv
R-ealistisch
T-erminiert
Ähnlich wie beim ersten Schritt solltest du auch diesen sehr ernst nehmen. Dabei hilft dir das vorgestellte Konzept bei der Zielbestimmung.
#3 Schritt: Fang an, ein passives Einkommen aufzubauen
Jetzt solltest du anfangen, dein passives Einkommen aufzubauen.
Dabei wird oft fälschlicherweise angenommen, dass ein passives Einkommen nur über Kapitalerträge erzielt werden kann.
Du kannst dir passive Einkommensquellen grundsätzlich über zwei Wege erschließen: über Zeit und Geld. Beides schließt sich dabei nicht aus.
Hast du bei deiner Planung zum Beispiel festgestellt, dass frühstens in 5 Jahren Geld aus deinem laufenden Einkommen übrig bleibt, solltest du dich auf die Möglichkeiten konzentrieren, die hauptsächlich Zeit erfordern.
Das setzt natürlich voraus, dass dir überhaupt Zeit neben deinem Job bleibt.
Und über die Zeit solltest du versuchen, dir über mehrere Möglichkeiten ein passives Einkommen aufzubauen, denn umso mehr Geld bleibt für deine finanzielle Freiheit übrig.
#4 Schritt: Reduziere Steuern und Kosten
Beginnt dein Vermögen langsam zu wachsen, werden auch die Steuern und sonstige Kosten irgendwann zum Thema.
So kann ab einem gewissen Vermögen insbesondere die bekannte Spardosen-GmbH für dich lohnenswert sein. Daneben gibt es noch weitere Themen, die du bei den Steuern nicht einfach ignorieren solltest.
Aber du solltest dich dabei an der Größe deines Vermögens orientieren. Solange du nicht wenigstens 100.000 € aufgebaut hast, macht es wenig Sinn, zu viel Zeit mit Gedanken über Steuern zu verbringen.
Bei den Kosten solltest du darauf achten, dass du die laufenden Gebühren und Transaktionskosten so weit wie möglich reduzierst. Typischerweise lässt sich das leicht mit einem Onlinedepot erreichen.
#5 Schritt: Verwalte dein Vermögen
Hast du den Betrag erreicht, den du zur finanziellen Unabhängigkeit brauchst, musst du weiterhin dein Vermögen verwalten.
Zu deinem Vermögen gehört im Übrigen nicht nur das gebildete Vermögen. Sondern auch die aufgebauten passiven Einkommensquellen, falls es welche gibt.
Bei der Verwaltung des Vermögens musst du aktive Entscheidungen treffen. Zum Beispiel, ob und wie viel Geld deines Vermögens in Aktien investiert sein sollen oder ob du einen Teil in P2P Kredite investieren möchtest.
Oder bei deinen passiven Einkommensquellen, welche du weiterhin pflegen möchtest oder eher auslaufen lässt.
Du musst verstehen, dass finanzielle Freiheit nicht bedeutet, dass du einfach nichts mehr tun musst. Sondern eher, dass du selbstverantwortlich für dich entscheidest, was du tun möchtest.
Fazit
Finanzielle Freiheit ist für viele Menschen ein Traum. Und dieser Traum kann auch für dich wahr werden. Du musst dir ein Vermögen aufbauen, das dir ein ausreichendes Einkommen bezahlt, um deine laufenden Ausgaben bezahlen zu können.
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