Was ist eine Aktienblase? Spekulationsblase einfach erklärt

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Zu einer Aktienblase (Spekulationsblase) kommt es am Aktienmarkt, wenn die Marktteilnehmer die Aktienkurse bei hohen Umsätzen über ihren fundamentalen Wert (inneren Wert) treiben.

So ein Zustand kann aber nicht nur für Aktien eintreten, sondern auch beim Handel von anderen Gütern oder Vermögensgegenständen, wie zum Beispiel Immobilien.

Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:

Frau im Anzug bläst einen Luftballon auf

Was sind die Gründe für die Entstehung einer Aktienblase?

Zu einer Aktienblase kommt es aufgrund des Verhaltens der Marktteilnehmer.

Eine zunächst kleine Gruppe von Anlegern treibt die Kurse von einzelnen oder mehreren Aktien und in der Folge springen immer mehr Anleger auf diesen fahrenden Zug auf. Das setzt sich dann so lange fort, bis die Blase platzt.

Die Wissenschaft versucht ebenfalls zu untersuchen, weshalb es überhaupt zu Aktienblasen kommt. In der Verhaltensökonomie (Behavioral Finance) wird das Verhalten von Aktionären während Aktienblasen mit den kognitiven Verzerrungen Gruppendenken (Groupthink) und Herdenverhalten (Herdthinking) erklärt.

Allerdings besteht bis heute keinen Einigkeit zwischen den Ökonomen, was die wirklichen Gründe für Aktienblasen sind.

Mitunter wird sogar bestritten, dass es diese überhaupt gibt.

Wie läuft eine Aktienblase im Allgemeinen ab?

Grafik: die 5 Pahsen der Aktienblase: Dislokation, Boom, Euphorie, Gewinnmitnahme und Panik

Sehr vereinfacht gesagt, läuft eine Aktienblase immer fast gleich ab.

Sie beginnt mit einer Boomphase, die in eine Euphoriephase übergeht, bevor die Stimmung komplett kippt.

Vornehmlich Anleger, die besonders spät eingestiegen sind, werden dann besonders hart getroffen.

Der Ökonom Hyman P. Minsky hat in seinem Buch Stabilizing an Unstable Economy (1986) den allgemeinen Ablauf einer Spekulationsblase genauer untersucht und unterteilt diese in 5 typische Phasen. In seinem Buch bezieht er sich zwar auf den Kreditzyklus, dieser lässt sich aber gut auf die Aktienmärkte übertragen.

Im Folgenden schauen wir uns exemplarisch an, wie diese 5 Phasen bei einer Aktienblase aussehen würden.

1. Dislokation

Zu Beginn einer Aktienblase sind die Marktteilnehmer von einer neuen Idee (Paradigma) geradezu begeistert. Das können etwa neue Technologien oder andere ökonomische Möglichkeiten sein.

Dazu zählen nicht nur niedrige Zinssätze oder andere ökonomische Bedingungen.

Zur globalen Finanzkrise konnte es zum Beispiel nur kommen, weil die Marktteilnehmer in einem exzessiven Maß „Schrottkredite“ in weiteren (komplexen) Wertpapieren verbrieft haben, solange, bis den Marktteilnehmern erst bewusst wurde, was die eigentlich gekauft haben.

2. Boom

Zunächst steigen die Aktienkurse nur langsam an und nehmen in der Folge an Dynamik zu. Immer mehr Marktteilnehmer drängen in den Markt, was die Boomphase einleitet.

Ein Erkennungszeichen der Boomphase ist, dass auch die Medien anfangen, immer häufiger zu berichten. Immer mehr Anleger werden von der Angst getrieben etwas zu verpassen (FOMO, Fear of Missing Out), was immer mehr Anleger und auch neue Anbieter zum Markteintritt bewegt.

3. Euphorie

In dieser Phase explodieren die Preise und die Aktienmärkte erreichen neue Allzeithochs. Obwohl typische Aktienkennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bereits eine Überhitzung anzeigen, werden diese von den Aktionären einfach ignoriert.

Auf den Aktienmärkten setzt sich die Annahme durch, dass sich immer einen „größeren Narren“ finden wird, der bereit sein wird, einen höheren Preis für die Aktien zu zahlen.

4. Gewinnmitnahmen

Zu diesem Zeitpunkt beginnt bereits das kluge Geld (Smart Money) langsam seine Aktienbestände abzubauen, da ihnen die Situation um die hohen Bewertungsniveau zu riskant wird. An dieser Stelle ist die Blase kurz vor dem Platzen.

Eine Abschätzung, wann es zu einem Platzen der Blasen kommt, ist aber beinahe unmöglich. Die Aktienmärkte können noch sehr lange, teilweise sogar Jahre, völlig irrational bleiben.

Das ist übrigens auch eine Aussage, die vom führenden amerikanischen Ökonom Keynes gemacht wurde: „The markets can stay irrational longer than you can stay solvent.“

5. Panik

Damit eine Blase letztendlich platzt, brauch es nur ein geringfügiges Ereignis. Sollte sie aber einmal geplatzt sein, gibt es keinen Weg mehr zurück.

In der Folge sinken die Aktienkurse genauso drastisch, wie sie gestiegen sind.

Insbesondere Investoren, die mit Leverage (Aktien auf „Pump“) im Markt sind, verkaufen ihre Aktienpositionen so schnell wie möglich, was die Preisspirale noch mal anfeuert.

Welche Kennzeichen deuten auf eine Aktienblase?

Ein Bulle läuft steil die Treppe hinauf

Aktienblasen haben (leider) den Nachteil, dass sie immer erst retrospektiv erkannt werden, speziell dann, wenn es bereits viel zu spät ist und die Kurse schon stark nachgegeben haben.

Grundsätzlich ist es praktisch unmöglich, eine Aktienblase zu erkennen. Hinweise wie auf „schnelle steigende Kurse in Verbindung mit hohen Umsätzen“ zu achten, sind nicht hilfreich und führen eventuell auch noch zu fatalen Anlageentscheidungen.

Neuer Markt

Ein anschauliches Beispiel, wie schwer es ist, Aktienblasen zu erkennen, ist der Neue Markt, der 1997 von der Deutschen Börsen gegründet wurde. In Anlehnung an den Nasdaq sollten Anleger die Möglichkeit haben, in Aktien von Unternehmen aus der sogenannten „New Economy“ zu investieren.

Das waren speziell junge Unternehmen aus Branchen wie Informationstechnik, Multimedia, Biotechnik und Telekommunikation.

Wie großes das Interesse an diesen Aktien war, zeigt die Entwicklung des Nemax, dem Neue-Markt-Index. Dieser stieg vom 31.12.1997 von 1.000 Punkten auf seinen historischen Höchststand von 9.666 Punkten am 10.03.2000.

Typisch für eine Aktienblase präsentierten sich immer mehr Personen und Magazinen als „Börsengurus“ und gaben Aktionären „wertvolle Tipps“.

Das historische Ende des Neuen Markts gerät zwar immer mehr in Vergessenheit, aber die Euphorie um diese jungen Unternehmen endete mit einigen Betrugsfällen und viele einst gefeierte Börsenstars waren am Ende so gut wie nichts mehr wert (Pennystocks).

Wann kam es historisch zu einer Aktienblasen?

Mann hält sich verzweifelt die Augen zu, wenn er sich die Grafik einer historischen Aktienblase anschaut

In der Geschichte kam es immer wieder zu Aktienblasen, aus denen sich wertvolle Erkenntnisse ziehen lassen, um eventuell auf kommende Spekulationsblasen besser vorbereitet zu sein.

1929

Bild einer amerikanischen Börse und einem volatilen Kursverlauf

In den 1920er-Jahren kam es zu einer Spekulationsblase, die zu einer Hausse an den amerikanischen Börsen führte. Die Vorstellung von einem ewigen Wohlstand (Eternal Prosperity) trieb die Aktienkurse immer weiter in die Höhe. Viele Anleger nahmen Kredite auf, die sie mit den Aktien besicherten, mit der Hoffnung diese mit Gewinnen verkaufen zu können. Das Platzen der Blase führte in den USA zur Great Depression und so einer weltweiten Wirtschaftskrise.

1990

Die Währung JPY vor einer Grafik

Aufgrund der Wirtschaftspolitik Japans in den 80er-Jahren konnte die Wirtschaft extrem wachsen. Sie wuchs mit 4 % wesentlich schneller als andere Industrienationen. Aufgrund eines Abkommens, dem „Plaza-Abkommen“, wurde der Yen, die japanische Währung, stark aufgewertet. Das veranlasste Spekulationen dazu, in großem Umfang in japanische Immobilien und Aktien zu investieren und es kam zu einer Preisspirale. Als die Blase platze, verloren die Aktien- und Immobilienmärkte massiv an Wert, tatsächlich benötigte der Nikkei 225 beinahe 31 Jahre, um den Wertverlust wieder aufzuholen.

2000

Ein Tablet mit Grafiken eines Start-ups

Neue Technologien wie das Internet und das Mobiltelefon ließen das Interesse von Anlegern an neuen Unternehmen (Start-ups) massiv ansteigen. Die Anleger erhofften sich hohe Gewinne von diesen Unternehmen und ignorierten fundamentale Unternehmensbewertungen und auch sonstige Wirtschaftskennzahlen. Die Blase platze letztlich, als sich abzeichnete, dass die Unternehmen nicht ansatzweise die Erwartungen der Aktionäre erfüllen können. In Deutschland kam hinzu, dass die Blase von kriminellen Aktivitäten begleitet wurde, so kam es bei vielen von diesen „jungen Unternehmen“ zu Betrugsfällen wie Bilanzfälschungen.

2007

Modell eines Hauses mit Geld und einem Schild, auf dem Subprime Mortgages steht

Durch die Verbreitung von Subprime-Krediten, die nachfolgend immer weiter in komplexen Wertpapieren verbrieft wurden, konnten in den Jahren 2004 bis 2006 viele Kredite mit einem geringen Bonität vergeben wurden. Die Stimmung kippte, als 2005 in den USA die ersten Kredite nicht mehr bedient werden konnten, was eine Kettenreaktion auslöste. In der Folge stürzen weltweit die Aktienmärkte ab und Regierungen mussten Rettungspakete schüren.

Wie kann ich mich vor einer Aktienblase schützen?

Ein roter Regenschirm schützt vor dem Regen der geplatzten Aktienblase

Bei Aktienblasen gibt es zwei wesentliche Probleme.

Erstens, ist es nahezu unmöglich sie zu erkennen und zweitens kann es sehr lange dauern, bis eine Aktienblase platzt.

Während beide Probleme mit Sicherheit gleich wichtig sind, kann aber gerade das lange Bestehen von Aktienblasen eine Herausforderung für dich als Aktionäre sein.

Letztendlich musst du dann über einen sehr langen Zeitraum der Versuchung widerstehen ebenfalls zu investieren, während gefühlt für dich um dich herum alle reicher werden.

Gar nicht zu investieren, ist daher vermutlich auch keine Lösung.

Der vermutlich beste Schutz vor einer Aktienblase ist daher, dass du bei deinen Geldanlagen dem Grundsatz der Diversifikation folgst. Das gilt sowohl für die Anlageklassen, in du investierst, als auch für die Einzelwerte.

Des Weiteren ist es, eine gute Idee, Aktien zu meiden, die gerade euphorisch gefeiert werden. Nicht nur um Aktienblasen zu vermeiden, sondern um keinen zu hohen Preis für gefeierte Aktien zu bezahlen.

Aktienblase als Chance

Abschließend möchten wir erwähnen, dass eine Aktienblase zwar verheerende Konsequenzen für (investierte) Anleger haben kann, aber genauso für andere Anleger eine große Chance sein kann.

Denn nicht selten sind nach dem Platzen einer Aktienblase so gut wie alle Werte des Aktienmarkts betroffen. Also auch die Aktien, für die es keine triftigen Gründe gibt, weshalb ihr Kurs ebenfalls so stark nachgegeben hat.

Das könnte sich für dich als Anleger als einmalige Chance anbieten, um günstig in diese Aktien einzusteigen. Gerade, wenn es sich dabei um Qualitätsaktien handelt.

Fazit

In diesem Ratgeber sind wir darauf eingegangen, was eine Aktienblase ist.

Dabei haben wir auch geklärt, warum Aktienblasen entstehen und in welchen 5 Phasen diese ablaufen.

Außerdem sind wir darauf eingegangen, dass sich Aktienblasen nicht vorab erkennen lassen und welche Möglichkeit Investoren haben, um sich vor einer Aktienblase zu schützen.