Deswegen solltest du dich nicht auf Kursziele bei Aktien verlassen

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Deswegen solltest du dich nicht auf Kursziele bei Aktien verlassen

Zu wissen, wie sich eine bestimmte Aktie in Zukunft entwickeln wird - das wäre praktisch. Kursziele streben an, diese Funktion zu erfüllen.

Kursziele von Aktienanalysten sind der verlässlichste Indikator für die zukünftige Kursentwicklung, so wird behauptet.

Doch stimmt das überhaupt? Denn allzu oft zeigt sich, dass die Prognosen der Profis überhaupt nicht eintreffen – oder sogar das glatte Gegenteil eintritt. 

So sagt Ingo Theismann von der Vermögensverwaltung Consulting Team, Analysen seien “auf kurze Sicht schon fast eine Zufallsschätzung und damit wenig bis gar nicht brauchbar für eine konkrete Anlageentscheidung.“

Warum das so ist, erfährst du in diesem Ratgeber. Außerdem wirst du lernen, Kursziele einfach selbst zu bestimmen.

Wie Kursziele von Aktienanalysten festgelegt werden

Aktienanalysten arbeiten meist in der Investmentbanking-Abteilung der großen Banken oder bei Finanzintermediären, also zum Beispiel bei Versicherungen, Fondsgesellschaften und Vermögensverwaltern. 

Dabei untersucht ein kleines Team von Analysten meist eine Vielzahl von Aktien, die alle zur selben Branche gehören (Technologie, Mobilität, Textilien usw.)

Die meisten Analysten fokussieren sich aber auf große Unternehmen aus dem DAX oder MDAX. Natürlich werden auch ausländische Aktien analysiert, was meistens aber schwieriger ist und eine Prognose somit noch ungenauer macht. 

Schließlich müssen die Analysten ein Gefühl dafür bekommen, wie sich das Unternehmen in den nächsten Quartalen und Jahren entwickeln wird.

Dafür durchforsten sie als allererstes etliche Geschäftsberichte und Quartalszahlen, um die finanzielle Lage nachzuvollziehen

Anschließend untersuchen sie die Fähigkeit des Managements, sprechen dafür mit Vorständen und Beratern. 

Auch die Zahlen und Zukunftsaussichten von möglichen Konkurrenten müssen studiert werden und außerdem die allgemeine Branche und makroökonomische Marktlage. 

Sind alle diese Daten gesammelt, werden sie heutzutage in ein finanzmathematisches Modell eingespeist, welches ein Kursziel rausgibt. Natürlich kann und wird die persönliche Ansicht der Analysten davon abweichen, als Richtwert kann diese Zahl aber dienen. 

Schließlich wird ein Bericht erstellt, der Begründungen für die abgegebene Empfehlung (Kaufen, Verkaufen, Halten) und das Kursziel enthält.

Zu beachten ist, dass häufig Interessenkonflikte zwischen den Analysten und dem zu analysierendem Unternehmen bestehen. 

Wenn das Unternehmen zum Beispiel Kunde der Bank ist, muss man davon ausgehen, dass der Aktienanalyst die Bewertung nicht gravierend abstufen wird.

Das würde nämlich Investoren verunsichern und letztlich dem Unternehmen erheblich schaden. 

Wie nützlich sind Kursziele für Anleger?

Wie nützlich sind Kursziele für Anleger?

Kursziele haben nur eine begrenzte Aussagekraft. Das geben sogar viele Analysten selbst zu.

Sie sind keine Voraussage für die Zukunft, sondern vielmehr beinhalten sie möglichst viele Informationen aus der Vergangenheit. 

Bilanzdaten und Gewinne können nie genau geschätzt werden, da sich Marktbedingungen – vor allem in der Tech-Branche – rasant verändern können. Auch globale Wirtschafts- und Finanzkrisen sind schwer vorherzusehen.

Auch sind die Modelle, die zur Kursanalyse verwendet werden, hochkomplex und wenig linear.

Das heißt, dass nur eine kleine Veränderung in einer Variable (zum Beispiel der Leitzins oder ein neues Gesetz), die ganze Analyse komplett verändern kann. Ist nur eine Annahme oder Schätzung falsch, könnte das ganze Modell nicht mehr stimmen.

Anleger sollten Kursziele von Analysten also maximal als Indikator für die allgemeine Marktstimmung bezüglich der Aktie verstehen, da sich viele institutionelle wie private Großanleger an den Berichten und Empfehlungen der Analysten orientieren und danach handeln.

Das Kursziel einer Aktie einfach selbst bestimmen

Kursziele selber bestimmen

Tatsächlich ist es gar nicht so kompliziert, das Kursziel einer Aktie selbst zu bestimmen, oder wenigstens eine Schätzung und allgemeine Tendenz abzugeben.

Dafür sind keine komplizierten Modelle oder das Lesen hunderter Geschäftsberichte nötig. du solltest dich auf das Wesentliche fokussieren – das KGV und die technische Analyse.

Mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis das Kursziel bestimmen

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gibt das Verhältnis von Kurs zu Gewinn je Aktie an und ist für viele der wichtigste Indikator der Aktienanalyse.

Je höher das KGV, desto höher ist die Aktie also “bewertet”

Anleger sind also der Meinung, dass die Gewinne weiter stark ansteigen werden und sehen so den hohen Kurs gerechtfertigt. Vor allem in wachsenden Branchen wie der Tech-Branche sind KGVs von bis zu 100 (Amazon hatte viele Jahre eine KGV von über 200) nicht unüblich. 

Klassischerweise liegt das KGV einer Aktie aber ca. bei 10 bis 30 – wie hoch genau hängt von Branche und allgemeiner Marktstimmung ab. 

Allgemein lässt sich sagen: Je optimistischer die Aussichten der Investoren, desto höher das KGV. 

Eine Möglichkeit zu bestimmen, ob das aktuelle KGV hoch ist, besteht darin, es mit historischen KGVs zu vergleichen.

Lag das KGV der Aktie in den letzten 5 oder 10 Jahren im durchschnitt bei 20, so ist es ein guter Hinweis auf eine faire Bewertung. Liegt das KGV heute zum Beispiel nur bei 12, wäre die Aktie historisch unterbewertet.

Außerdem könntest du das KGV mit anderen Unternehmen der gleichen Branche vergleichen, um zu einer besseren Einschätzung zu gelangen. 

Das KGV kannst du einfach selbst ausrechnen, indem du den aktuellen Kurs durch den aktuellen Gewinn je Aktie (in Geschäftsberichten des Unternehmens zu finden) teilst

Für größere Unternehmen wird das KGV und andere Kennzahlen auch auf Finanzseiten wie boerse.de oder finanzen.net angezeigt. 

Mit der technischen Analyse das Kursziel bestimmen

Die Chartanalyse, auch technische Analyse genannt, hilft dir bei der Bestimmung des Kursziels. 

Dabei ergeben sich unterschiedliche Formationen, die Aufschluss darüber geben können, wie sich der Kurs entwickeln wird.

Die “Flagge” ergibt sich, wenn der Kurs von zwei parallelen Linien eingegrenzt wird, wobei die Kursbewegung entgegen dem dominanten Trend auftritt.

Vor allem in Abwärtsbewegungen ist dieses Verhalten oft zu sehen. Das kurzfristige Kursziel (1-3 Wochen) ergibt sich, indem du die Länge der vorherigen Trendbewegung zum Ausgangspunkt der Flagge dazurechnest.

Wimpel” funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Die Formation sieht aber eben eher wie ein Wimpel, also dreiecksförmig, aus.

Außerdem gibt es die Längenangleichung. Dabei nimmst du einfach den durchschnitt aus dem im aktuellen Trend liegenden höchsten Punkt und niedrigsten Punkt. 

War die Aktie im vorherrschenden Trend also maximal 20 € wert, minimal 10 €, so wäre das kurzfristige Kursziel ca. 15 €. 

Die technische Analyse ist ein großes Feld, auf welchem du erst mal die Spielregeln (wie verschiedene Formationen) kennen solltest, bevor du dich an die Analyse machst.

Die meisten technischen Analysten können aber genauso wenig wie professionelle Aktienanalysten die Zukunft vorhersagen.

Fazit

Auf Kursziele kannst du dich also nie ganz verlassen – egal, ob sie nun von Aktienanalysten oder von dir selbst erstellt werden.

Machst du dich allerdings selbst an die Analyse, wirst du ganz von allein vieles lernen.

Wie zum Beispiel das Prinzip vom KGV oder die technische Analyse, die zwei wichtige Elemente der Aktienanalyse darstellen.

Mehr zum Thema Aktien findest auf unserem Blog in der Kategorie Aktien.