Dividend Discount Model: Definition, Formeln und Erklärung

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Das Dividend Discount Model (auch Dividendenwachstumsmodell oder Dividendendiskontierungsmodell) ist eine Bewertungsmethode, um den fairen Preis (Intrinsic Value) einer Aktie zu berechnen.

Es basiert auf der Annahme, dass der Aktienwert der Summe aller zukünftigen abdiskontierten Dividendenzahlungen entspricht.

Obwohl das erst einmal etwas kompliziert klingt, können wir dir versichern, dass die Anwendung des Modells vergleichsweise einfach ist.

Es eignet sich gut für Aktien von Unternehmen, die einen hohen Anteil ihrer Gewinne als Dividenden ausschütten. Ein anschauliches Beispiel wäre die Aktie von Nestlé.

Damit du das Modell in der Praxis richtig anwendest, ist es wichtig, dass du die grundlegenden Annahmen verstehst.

In diesem Ratgeber zeigen wir dir daher nicht nur, wie du mit dem Dividend Discount Model (DDM) eine Aktie bewerten kannst, sondern auf welchen Überlegungen es basiert.

Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:

Ein Mann sitzt am Schreibtisch und nutzt das Dividend Discount Model

Was ist die Grundidee des Dividend Discount Models?

Das Hauptziel von jedem gewöhnlichen Aktienunternehmen ist es, Gewinne zu erzielen. Wie erfolgreich ein Unternehmen dabei ist, spiegelt sich im Aktienkurs von diesem wider.

Allerdings ist nicht nur der Aktienkurs für die Gewinnbeteiligung der Aktionäre entscheidend, sondern auch die Dividenden (Gewinnausschüttungen).

In der Regel sind es gerade Unternehmen, die bereits sehr groß sind, deren Aktienkurs nur noch langsam ansteigt, dafür bieten sie ihren Anlegern stetige Dividendenausschüttungen.

Das Dividend Discount Models basiert auf der Grundidee, dass der Wert eines Unternehmens dem Nettobarwert von allen zukünftigen Dividendenzahlungen entspricht.

Mit Nettobarwert ist gemeint, dass die zukünftigen Zahlungen auf den "heutigen Wert" gebracht werden, dafür müssen sie abdiskontiert (abgezinst) werden, was auch das "Discount" im Modellnamen erklärt.

Das Abdiskontieren von Zahlungsströmen ist ein elementares Konzept der Finanztheorie, um den Zeitwert (Present Value) von Geld zu berücksichtigen.

Aber du brauchst nicht nur diesen, wenn du das Dividend Discount Model anwenden möchtest.

Es müssen auch die zukünftigen Dividendenzahlungen geschätzt werden und du musst auch einen Diskontierungsfaktor (Abzinsungsfaktor) festlegen.

Auf die drei Punkte gehen wir im Folgenden ein, damit du die verschiedenen Begriffe bei der Formel des Modells zuordnen kannst.

Was versteht man unter dem Zeitwert?

Eine Uhr auf mehreren Euro-Geldscheinen symbolisiert den Zeitwert

Angenommen jemand bietet dir folgende zwei Alternativen an, beide ohne Risiko:

  • Du kannst jetzt 1.000 € erhalten oder

  • du bekommst die 1.000 € in einem Jahr.

Natürlich würdest du dich für die erste Option entscheiden. Und das, obwohl du in beiden Fällen den Betrag auf jeden Fall erhalten würdest.

Aber warum eigentlich?

Ganz einfach, weil du dann die Möglichkeit hättest, das Geld für dich gewinnbringend anzulegen. Du könntest das Geld zum Beispiel auf ein Tagesgeldkonto einzahlen, um Zinsen zu erhalten.

Angenommen, dieses würde dir Zinsen von 5 % jährlich bezahlen, dann hättest du nach einem Jahr einen Betrag von 1.050 € und dann eine Rendite von 5 % erzielt.

Auf diesen Wert kommst du, indem du 1.000 € * (1 + 5 %) multiplizierst.

Dieses einfache aber deutliche Beispiel zeigt dir, dass der Wert von Geld abhängig von der Zeit, genauer, dem Zeitpunkt ist, ab wann es dir zur Verfügung steht.

Genauso gilt aber im umgekehrten Fall, dass wenn du den zukünftigen Wert von einem Vermögenswert kennst, dann kannst du seinen heutigen Wert (Barwert) bestimmen.

Wenn du etwa weißt, dass du 1.050 € in einem Jahr erhältst, könntest du diesen Betrag genauso durch (1 + 5 %) teilen, um den Barwert zu berechnen.

Für unser Beispiel wäre das der Eingangswert von 1.000 € (was dich nicht sonderlich überraschen sollte).

Im Übrigen wird der Wert unter dem Bruchstrich als Diskontierungsfaktor (Discount Facto) bezeichnet, den du auch im Namen des Dividend Discount Model wieder findest.

Wie du siehst, verbirgt sich dahinter aber ein sehr einfach nachzuvollziehender Gedanke.

Wenn du dich jetzt fragst, wie du diesen in der Praxis festlegst, darauf gehen wir später noch ein.

Wie werden die zukünftigen Dividenden ermittelt?

Mehrere Münzhaufen und ein Symbol mit einer voranschreitenden Uhr symbolisieren die zukünftigen Dividenden

Ein Hinweis gleich vorweg: Zukünftige Dividenden (Future Dividends) zu schätzen, kann schnell sehr kompliziert werden.

Das gilt insbesondere dann, wenn für die Schätzung mehrere Annahmen getroffen werden, die eventuell auch noch voneinander abhängen.

In der Praxis ist es daher üblich, eine konstante Dividendenwachstumsrate anzunehmen: Diese wird auch als Dividend Growth Rate bezeichnet.

Dabei ist es wichtig, sich für eine Rate zu entscheiden, die nicht unrealistisch ist. Das wäre etwa der Fall, wenn diese weit über dem weltweiten Wirtschaftswachstum liegt.

Bei der Festlegung von dieser Rate macht es am meisten Sinn, die historischen Dividendenzahlungen der Aktiengesellschaft auszuwerten.

Wenn diese etwa zeigen, dass die Dividende im Durchschnitt über die letzten 10 Jahre um 3 % angestiegen sind, kannst du diesen Wert als Wachstumsfaktor für die Dividende verwenden.

Wie wird der Diskontierungsfaktor ermittelt?

Für das Dividend Discount Model musst du einen Diskontierungsfaktor festlegen, um den heutigen Wert (Present Value) der zukünftigen Dividenden ermitteln zu können.

In diesem Zusammenhang wäre es falsch, die Rendite von sicheren Anlagen wie etwa deutschen Staatsanleihen zu verwenden, da deren Risiko nicht mit dem von einer Aktie vergleichbar sind.

Um einen geeigneten Diskontierungsfaktor festlegen, wird daher in der Praxis in der Regel das Capital Asset Pricing Model verwendet. Mit diesem werden die sogenannten Eigenkapitalkosten ermittelt.

Im Fall von einer Aktie ist das die Rendite, die Aktionäre von einer Aktie aufgrund ihres Risikoprofils im Vergleich zum Markt (Benchmark) erwarten würden.

Wenn du diesen Wert ermittelt hast, wird bei der Berechnung des Dividend Discount Models von diesem die Dividend Growth Rate abgezogen, um den Diskontierungsfaktor zu ermitteln.

Die 3 Dividend Discount Models

Nachdem wir die Grundlagen des Dividend Discount Models besprochen haben, schauen wir uns im Folgenden die drei Arten des Models an.

Wie du sehen wirst, unterscheiden sich die Modelle hauptsächlich dadurch, was für die zukünftigen Dividenden angenommen wird.

#1 – Nullwachstum Dividend Discount Model

Formel Nullwachstum

Beim Nullwachstum DDM (Zero-Growth DDM) wird angenommen, dass die Dividend Payments nicht ansteigen.

Wenn du den fairen Wert (Intrinsic Value) von so einer Aktie berechnen möchtest, kannst du die folgende Formel verwenden:

Nullwachstum DDM = D/K

  • D = Jährliche Dividenden

  • K = Diskontierungsfaktor (Appropriate Risk Adjusted Rate)

Würden wir für eine Aktie beispielhaft Dividendenzahlungen von 2 € für die Ewigkeit annehmen und Eigenkapitalkosten von 10 %, würde das einem fairen Wert von 20 € entsprechen (20 €/0,1).

Eine Schwäche von dieser Modellvariante ist es offensichtlich, dass Investoren in der Realität ein Dividendenwachstum erwarten würde, andernfalls würden sie mittel- bis langfristig das Interesse an der Aktie verlieren.

#2 – Gordon Growth Model (Konstantes Wachstum Model)

Formel Gordon Growth Model

Bei dem nach dem amerikanischen Ökonom benannten Gordon Growth Model handelt es sich um eine Variante des DDMs bei dem eine konstante Wachstumsrate (Constant Rate) für die Dividenden angenommen wird.

Von allen drei Arten wird es in der Praxis am häufigsten angewandt, da bei diesem Modell für die zukünftigen Dividend Payments eine konstante Wachstumsrate angenommen wird, was die Schätzung der Zahlungen sehr erleichtert.

Gordon Growth Model Formel = D0 * (1 + g)/(K - g) = D1/(K - g)

  • D1 = Dividende in der Folgeperiode

  • D0 = Letzte erhaltene Dividende

  • g = Dividendenwachstumsrate (Constant Growth Rate)

  • K = Diskontierungsfaktor (Discount Factor)

Wir nehmen als Beispiel Folgendes an: 5 € Dividende, durchschnittliches Wachstum der Dividende von 5 % und Eigenkapitalkosten von 10 % (Diskontierungsfaktor).

Fairer Wert (Intrinsic Stock Price) = 5 € * (1 + 0,05)/(0.10 - 0.05) = 105 €

Wie du siehst, kannst du mit dem Modell schnell und unkompliziert den fairen Wert von einer Aktie bestimmen.

Diese Einfachheit bringt allerdings auch Nachteile mit sich, denn das Modell berücksichtigt nicht, dass die zukünftigen Dividenden weiter ansteigen oder fallen könnten.

Das ist insbesondere dann ein Problem, wenn das Dividendenwachstum bei einer Aktie noch stark schwankt und sich noch lange nicht einem konstanten Wert annähert.

#3 – Variables Wachstum DDM Model (Mehrstufiges Modell)

Beim variablen bzw. mehrstufigen DDM Modell unterteilst du den Bewertungszeitraum in zwei Teile. Mehrere Teile sind zwar möglich, verkomplizieren das Modell allerdings nur unnötig.

In der ersten Hälfte gehst du von ansteigenden Dividenden aus, während du bei der zweiten Hälfte nur noch von einer konstanten Wachstumsrate (Growth Rate) ausgehst.

Das bedeutet, dass du für den Zeitraum der ersten Hälfte, meistens 3 bis 5 Jahre, die Dividenden schätzt und mit dem Diskontierungsfaktor diskontierst.

Dann fehlt dir aber noch der zweite Teile, der sogenannte Terminal Value (Endwert).

Diesen berechnest du über das Gordon Growth Modell und diskontierst das Ergebnis, um den Barwert (Net Present Value) von diesem zu erhalten.

Mit dieser DDM Variante kannst du etwas genauer die zukünftigen Dividenden (Future Dividend Payments) berücksichtigen.

Dafür musst du aber die Dividenden der nächsten 3 bis 5 Jahre schätzen, was das Ergebnis anfälliger für Fehleinschätzungen macht.

Wie du das Dividend Discount Model anwendest (Beispiel)

Im Folgenden möchten wir uns an einem konkreten Beispiel ansehen, wie du das Dividend Discount Model in der Praxis anwenden könntest.

Hierfür schauen wir uns an, ob die Nestlé-Aktie nach dem DDM Model aktuell unter- oder überbewertet ist.

Für diese Aktie haben wir uns nicht zufällig entschieden, sie wird als Dividendenaktie von vielen Aktionären geschätzt.

Übrigens, eine gute und kostenlose Quelle für historische Aktienkurse und weitere Kennzahlen ist yahoo Finance, auf deren Seite wir auch Informationen zur Nestlé-Aktie finden können.

Auf yahoo Finance finden wir die Dividenden von Nestlé der letzten 6 Jahre (wir brauchen 6 Jahre, um das durchschnittliche Dividendenwachstum der letzten 5 Jahre zu ermitteln):

  • 2023: 2,95 CHF (+ 5,36 %)

  • 2022: 2,80 CHF (+ 1,82 %)

  • 2021: 2,75 CHF (+ 1,85 %)

  • 2020: 2,70 CHF (+ 10,20 %)

  • 2019: 2,45 CHF (+ 4,26 %)

  • 2018: 2,35 CHF

Im Durchschnitt (Mittelwert) hat Nestlé seine Dividende in diesem Zeitraum um ca. 5 % (genau genommen 4,70 %) angehoben.

Um das Beispiel nicht unnötig komplex zu machen, nehmen wir als Eigenkapitalkosten 10 % an (basierend auf der langfristigen Risikoprämie des S&P 500 Indexes).

Wenn du einen genauen Wert ermitteln möchtest, solltest du diesen über den SMI (Swiss Market Index) berechnen, indem Nestlé enthalten ist.

Nachdem wir alle Werte haben, setzen wir diese in die Gordon Growth Formel ein:

Fairer Wert = 3,10 CHF/0,08 - 0,05) = 103,33 CHF

Aktuell notiert die Aktie von Nestlé bei 108,78 CHF (24.06.2023) - demnach wäre die Aktie nach dem Dividend Discount Model aktuell leicht überbewertet.

Bei der fundamentalen Analyse von Aktien solltest du dir allerdings angewöhnen, erst bei signifikant großen Unterbewertungen von mindestens 15 % bis 20 % einen Kauf in Erwägung zu ziehen.

Bei noch größeren Kursunterschieden zwischen dem fairen und aktuellen Kurs solltest du im Übrigen hinterfragen, wie sich diese erklären lassen.

Denn auch die anderen Aktionäre haben nichts zu verschenken und vermutlich gibt es gute Gründe für die vermeintliche Unterbewertung.

Eventuell hast du aber auch einfach zu optimistische oder pessimistische Zahlen angenommen. Daher ist es ratsam, wenn du deine Berechnung noch einmal überprüfst.

Was muss ich beim Dividend Discount Model beachten?

Eine Frau berechnet das Dividend Discount Model und überlegt, was sie beachten soll

Das Dividend Discount Model mit der konstanten Wachstumsrate (Gordon Growth Model) wird zwar häufig in der Praxis genutzt, insbesondere um sich schnell einen Eindruck über die Bewertung einer Aktie zu machen, allerdings hat es auch bekannte Nachteile.

Das Modell lässt sich gut für Unternehmen verwenden, die sich bereits in ihrem Sektor etabliert haben und bekannt dafür sind, verlässlich Dividenden zu zahlen und diese anzuheben.

Im umgekehrten Fall, bei noch jungen Firmen oder auch Firmen, die generell kaum Dividenden zahlen (Wachstumsaktien), ist das Modell allerdings nicht besonders hilfreich und führt eventuell zu falschen Ergebnissen.

Für solche Unternehmen kann das Modell zwar auch verwendet werden, indem Annahmen getroffen werden, basierend auf vergleichbaren Unternehmen. Aber, aufgrund der Annahmen, geht der Vorteil der "Einfachheit" des Modells schnell verloren.

Ein weiterer Nachteil des Modells ist, dass es sehr sensibel auf die Werte reagiert.

Bereits eine kleine Anpassung der konstanten Wachstumsrate um 5 % bis 10 % führt zu einem völlig anderen fairen Wert.

Hinzukommt, dass das Modell nicht anwendbar ist für Firmen, deren Eigenkapitalkosten (Required Rate of Return) unter denen der Dividendenwachstumsraten liegen (der Nenner wird negativ).

Wenn du dich jetzt fragst, welche Firmen das sein, könnten: Das trifft in der Regel auf Firmen zu, die trotz schwacher Geschäftsentwicklung weiter Dividenden zahlen, um ihre Aktionäre nicht zu beunruhigen.

Welche Alternative gibt es zum Dividend Discount Model?

Einen Frau sitzt am Laptop und überlegt, welche Alternativen es zum Dividend Discount Model gibt

Das Dividend Discount Model liefert gute Ergebnisse für Aktien, die regelmäßig und einen großen Anteil ihrer Gewinne als Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten.

Für Unternehmen, bei denen das nicht der Fall ist, kann der faire Wert des Unternehmens basierend auf den Cashflows berechnet werden.

Diese Bewertungsmethode wird auch als Discounted Cash Flow, kurz DCF, bezeichnet. Sie ähnelt dem DDM, indem sie die zukünftigen Cashflows auf ihren heutigen Wert (Present Value) diskontiert.

Genauso wie das DDM benötigst du bei diesem Modell auch einen Diskontierungsfaktor.

Mit diesem werden aber die Cashflows (Future Cash Flows) abdiskontiert, um den fairen Wert zu berechnen und nicht wie beim DDM die Dividenden.

Eine weitere Alternative zu dem Dividend Discount Model ist die Bewertung über Multiples.

Dafür könntest du dir vergleichbare Firmen ansehen und basierend auf deren Kennzahlen einen angemessenen Wert für die Aktie berechnen. In der Regel wird ein Multiple über das EBIT oder EBITDA ermittelt, allerdings können auch andere Kennzahlen verwendet werden.

Fazit

In diesem Ratgeber haben wir uns mit dem Dividend Discount Model beschäftigt. Mit diesem kann der fairen Wert von einer Dividendenaktie berechnet werden.

Insgesamt kann zwischen drei Arten des Dividend Discount Models unterschieden werden. In der Praxis wird aufgrund seiner Einfachheit häufig das Gordon Growth Model verwendet (konstante Growth Rate).

Obwohl das Dividend Discount Model eine einfache und praktische Möglichkeit ist, um den fairen Wert einer Aktie zu bestimmen, sollten Anleger die ermittelten Werte immer kritisch hinterfragen. Das gilt insbesondere bei großen Bewertungsunterschieden von mehr als 20 % zum aktuellen Kurs.