Wie du P2P Kredite in Deutschland richtig versteuerst (in 3 Schritten)
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIAWenn du in P2P Kredite investierst, musst du die Erträge (Gewinne) nachträglich versteuern - die P2P Plattformen übernehmen das nicht für dich. Zum Glück kannst du dir die Daten leicht von den Plattformen herunterladen und die Erträge einfach in deine Steuererklärung eingeben.
Wir haben eine simple Anleitung erstellt, damit wir unsere P2P Erträge viel schneller und unkomplizierter in die Steuererklärung eintragen können. Sie wird auch dir helfen.
In diesem Artikel wirst du Folgendes lernen:
Hinweis: Dieser Betrag ersetzt keinen Steuerberater. Wenn du eine komplexere Einkommensstruktur hast, solltest du zudem einen Steuerberater kontaktieren.
Musst du P2P Kredite versteuern?
Erträge aus P2P Krediten sind Zinserträge. Sie werden steuerlich genauso wie Zinsen behandelt, die du von einer Bank erhältst.
Konsequenterweise bist du dazu verpflichtet, alle Erträge aus P2P Krediten zu versteuern.
Ausnahme von der Steuerpflicht
Es gibt nur eine einzige Ausnahme, die dich von der Steuerpflicht befreit.
Ist dein Gesamteinkommen niedriger als der Grundfreibetrag, musst du keine Steuern bezahlen. Im Jahr 2022 beträgt er 9.984 €.
Eventuell fragst du dich, woher die Zahl kommt?
Der Grundfreibetrag ist die Grenze, ab der du generell Steuern zahlen musst.
Der Grundfreibetrag ist in den letzten Jahren schrittweise gestiegen, er betrug im Jahr 2021 9.744 € und wird im Jahr 2023 bei voraussichtlich 1.000 € liegen.
Wann bist du zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet?
Liegst du mit deinem Gesamteinkommen inklusive der Erträge aus P2P Krediten über dem Grundfreibetrag, musst du eine Steuererklärung abgeben, in der du die Zinseinkünfte aus P2P Krediten angibst.
Falls du das nicht tust, könnte das vom Finanzamt als vorsätzliche Steuerhinterziehung gewertet werden.
Sollte dein Gesamteinkommen inklusive der P2P Zinserträgen unter dem Grundfreibetrag liegen, könntest du eventuell auf eine Steuererklärung verzichten.
Wirklich empfehlenswert ist das allerdings nicht und wir würden dir empfehlen, eine Steuererklärung abzugeben.
Wie versteuerst du deine Gewinne aus P2P Krediten?
Für Zinserträge aus P2P Krediten wird in Deutschland die gleiche Steuer erhoben wie für Erträge aus anderen Kapitalanlagegeschäften. Falls du schon mal in Aktien investierst hast, so wird dir die Abgeltungssteuer bekannt sein.
Abgeltungssteuer
Deine Erträge aus P2P Krediten werden mit der Abgeltungssteuer besteuert. Das bedeutet für dich, dass du 25 % der Erträge abführen musst.
Zusätzlich zur Abgeltungsteuer wird noch der Solidaritätszuschlag (26,38 %) und eventuell die Kirchensteuer (27,8 % oder 27,9 %) berücksichtigt.
Aber, folgende 3 Aspekte solltest du wissen, da sie Steuern sparen können:
#1: Günstigerprüfung: was versteht man darunter?
Ist dein persönlicher Einkommensteuersatz niedriger als die Abgeltungssteuer, kannst du die Günstigerprüfung beantragen.
Deine Zinseinkünfte aus P2P Krediten werden dann mit deinem persönlichen Einkommensteuersatz besteuert.
Liegt dein Gesamteinkommen im Jahr unter 15.700 €, kann sich das für dich lohnen.
#2: Sparer-Pauschbetrag für steuerfreie Erträge
Die Erträge aus P2P Krediten sind nicht voll steuerpflichtig. Immerhin darfst du 801 € pro Jahr steuerfrei vereinnahmen.
Der Sparer-Pauschbetrag gilt über deine gesamten Kapitalerträge. Hast du den Betrag, zum Beispiel bereits für Aktienerträge aufgebraucht, sind deine Zinseinkünfte für Peer-to-Peer Kredite voll steuerpflichtig.
#3: Verluste steuerlich berücksichtigen
Verluste aus Aktiengeschäften können steuerlich berücksichtigt werden. Dieses Verfahren wird als Verlustvortrag bezeichnet.
Auch Verluste aus P2P Krediten können mit den Erträgen aus P2P Krediten gegengerechnet werden (Rechtsgrundlage).
Es gibt nur einen Haken. Das Eintreiben von ausstehenden Krediten ist ein zäher Prozess und kann sich über Monate oder sogar Jahre ziehen.
Damit du Verluste steuerlich gegenrechnen kannst, müssen Kredite endgültig ganz oder teilweise ausgefallen sein.
Schritt 1: Ermittle deine Zinseinkünfte und Verluste
Hier werden zwischen deutschen und ausländischen Kapitalerträgen unterschieden. Da fast alle nennenswerten Plattformen nicht aus Deutschland kommen, wird bei dir wahrscheinlich nur der erste Fall zutreffen.
Kapitalerträge über ausländischen P2P Plattformen
Die meisten ausländischen Plattformen bieten ihren Investoren mittlerweile Steuerbescheinigungen oder Steuerberichte an.
Es kann aber bei kleineren Plattformen passieren, dass du deine Einkünfte selbst zusammenrechnen musst. Typischerweise bieten dir diese Plattformen dann eine Art Kontoauszug, mit dem du dir deine Zinseinkünfte anzeigen lassen kannst.
Einkünfte: Um deine Einkünfte zu ermitteln, solltest du dann folgende Einstellungen vornehmen:
Geschäftsjahr (zum Beispiel 2021)
Zinszahlungen und Verzugszinsen
Weitere Zinsen, die du zum Beispiel aus Rückkaufgarantien erhalten hast
Weitere Zinsen und Gewinne aus dem Sekundärmarkt
Verluste: Zur Ermittlung deiner Verluste nutzt du folgende Einstellungen:
Geschäftsjahr (das gleiche wie oben)
Verluste aus ganz oder teilweise ausgefallenen Krediten
Kapitalerträge über deutsche P2P Plattformen
Deutsche P2P Plattformen stellen ihren Nutzern üblicherweise eine Zusammenfassung ihrer Zinseinkünfte zur Verfügung.
Auf dieser Zusammenfassung findest du dann die Summe deiner Einkünfte, die du für die Steuererklärung benötigst. Auch die Verluste werden innerhalb dieser Zusammenfassung ausgewiesen.
Schritt 2: Trage deine Kapitalerträge in der Steuererklärung "Anlage KAP" ein
Um deine Zinserträge in der Steuererklärung anzugeben, musst du die Anlage KAP nutzen. Das ist ein ergänzendes Formular zu deiner Steuererklärung.
In diesem Formular musst du in der Sektion „Kapitalerträge, die nicht dem inländischen Steuerabzug unterlegen haben“ deine Angaben machen (oben im Bild dargestellt).
Wenn du auf ausländischen Plattformen investierst, musst du das Feld 19 „Ausländische Kapitalerträge“ ausfüllen. Falls du nur auf deutschen P2P Plattformen investierst, musst du nur das Feld 18 „Inländische Kapitalerträge“ ausfüllen.
Falls du Verluste berücksichtigen möchtest, musst du die Verluste zusammenrechnen und in dem Feld 22 separat ausweisen.
Du musst nicht zwischen in- und ausländischen Verlusten unterscheiden. Es werden nur alle Verluste zusammengerechnet und eingetragen.
Jetzt bist du auch schon fertig und kannst deine Steuererklärung abschicken, falls du sie zuvor alle anderen Daten komplett ausgefüllt hast.
Aber, falls eine Günstigerprüfung für dich möglich ist, dann fahre mit Schritt 3 fort.
Schritt 3 (optional): Beantrage eine Günstigerprüfung
Ist dein persönlicher Einkommensteuersatz niedriger als die Abgeltungssteuer, kannst du die Günstigerprüfung beantragen.
Falls du eine Prüfung beantragen möchtest, darfst du nicht vergessen, das entsprechende Feld in der Anlage KAP anzukreuzen.
Du musst das Feld 4 „Ich beantrage die Günstigerprüfung für sämtliche Kapitalerträge“ ankreuzen.
Falls du das vergisst, werden deine Zinseinkünfte mit der Abgeltungssteuer besteuert, wodurch du höhere Steuern zahlen musst.
Unser Fazit
Kapitalerträge auf Investitionen in P2P Kredite musst du selber versteuern. Tust du das nicht, kann es als Steuerhinterziehung gewertet werden.
Die Versteuerung ist allerdings nicht schwierig, auch wenn es im ersten Moment kompliziert aussehen mag. Dies geht einfach in nur 2 bzw. 3 Schritten.
Zuerst ermittelst du deine Zinserträge und Verluste von allen Plattformen, auf denen du investiert bist.
Dann trägst du deine Kapitalerträge in der Steuererklärung "Anlage KAP" ein.
Und das war's schon.