Rebalancing von ETF Portfolios: einfach erklärt
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIAViele Anleger entscheiden sich dafür, eine klare Anlagestrategie zu verfolgen. Die „Buy and Hold“ Taktik, welche übrigens auch von Warren Buffett verfolgt wird, ist auch unter vielen privaten Investoren angesagt.
Allerdings entwickeln sich die einzelnen Anlagen unterschiedlich, weshalb es sinnvoll ist, dein ETF-Portfolio nach einiger Zeit wieder etwas "zurechtzurücken". Der Vorgang des Zurechtrückens eines Portfolios wird Rebalancing, also Ausbalancieren, genannt.
Wir erklären dir in diesem Artikel:
Rebalancing bei ETFs: was ist das?
Das Rebalancing kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn du dein ETF-Portfolio nach der „Buy and Hold“ Taktik führst. Du kaufst also verschiedenen ETFs basierend auf deiner Anlagestrategie und verkaufst danach für eine längere Zeit nichts mehr.
Während dieser Zeit entwickeln sich die einzelnen ETFs in deinem Portfolio aber unterschiedlich. So kann es sein, dass sich ein ETF hervorragend entwickelt hat und dadurch wesentlich größer geworden ist. Es dominiert jetzt dein Portfolio.
Beim Rebalancing versucht du die Balance zwischen deinen Anlagen wieder herzustellen, damit sie erneut deiner ursprünglichen Strategie entspricht.
Beim Rebalancing verkaufst du einen Teil deiner besonders rentablen ETFs und kaufst die ETFs nach, die sich schlechter entwickelt haben.
Wie funktioniert das Rebalancing eines ETF-Portfolios?
Das Rebalancing ist eigentlich ganz einfach.
Schritt 1: Zuerst musst du feststellen, ob sich die Aufteilung deines aktuellen Portfolio von der Aufteilung deiner ursprünglichen Strategie unterscheidet.
Wenn die Aufteilung stark abweicht, solltest du eine Umschichtung vornehmen.
Wenn der Unterschied allerdings nur gering ist, würden wir dir empfehlen, abzuwarten. Denn bei jedem Kauf und Verkauf entstehen Gebühren für den Handel (Transaktionskosten).
Schritt 2: Wenn eine Umschichtung sinnvoll ist, verkaufst du dann die ETFs, die einen größeren Anteil einnehmen und kaufst die ETFs, die nun einen kleineren Anteil einnehmen.
Das Ergebnis: Du hast die ursprüngliche Portfolio-Aufteilung wiederhergestellt, sodass sie wieder deiner Anlagestrategie entspricht.
Wir zeigen dir das gleich ganz konkret an einem Beispiel.
Wann sollte ich Rebalancen?
Es gibt keinen konkreten Punkt, an welchem ein Rebalancing des ETF-Portfolios nötig wird.
Wir würden dir empfehlen, dein Portfolio in regelmäßigen, nicht zu kleinen Abständen zu kontrollieren. Bewährt hat sich ein Jahr. Aber auch halbjährlich oder monatlich ist möglich.
Aber bedenke, dass jedes Ausbalancieren Transaktionskosten verursacht. Zu häufiges Ausgleichen kann dann deine Rendite effektiv schmälern.
Zudem gibt es Investoren, die während bestimmten Phasen umschichten - vor allem während Wachstums- und Krisenphasen. Da es hier aber schwierig sein kann, den optimalen Zeitpunkt zu treffen, würden wir vor allem Einsteigern regelmäßige und festgelegte Abstände empfehlen.
Beispiel: Rebalancing eines ETF-Portfolios
Nehmen wir an, du führst ein ETF-Portfolio mit fünf verschiedenen ETFs, die jeweils 20 % des Portfolios ausmachen.
ETF 1 ist ein hochspezifischer ETF auf einem Gebiet, welches alle Erwartungen übertroffen hat. Der Kurs ist stark gestiegen. Infolgedessen nimmt ETF 1 nun 30 % des Portfolio sein.
ETF 2 musste einige Verluste verzeichnen und nimmt nur noch 10 % des Portfolios ein.
ETF 3-5 haben sich erwartungsgemäß entwickelt. Das Portfolio hat sich also wie folgt verändert:
Um das Portfolio auszugleichen, müsstest du ETF 1 anteilig verkaufen und ETF 2 anteilig nachkaufen, damit alle ETFs wieder ca. 20 % des Portfolio ausmachen.
Da sich die ETFs 3-5 erwartungsgemäß entwickelt haben, musst du hier keine oder nur kleine Änderungen vornehmen. Überlege hier, ob sich ein Ausgleich lohnt, wenn du die Transaktionskosten berücksichtigst.
Das Rebalancing hat somit auch den Vorteil, dass du Gewinne von ETF 1 mitnimmst und ETF 2 günstig nachkaufst.
Was bringt das Rebalancing - sinnvoll oder nicht?
Das Rebalancing ist durchaus eine sinnvolle Maßnahme, wenn sie nicht zu häufig und unter Berücksichtigung der Kosten durchgeführt wird.
Da sich die Aufteilung deiner Anlagen nach einem langen Zeitraum stark verändern kann, ist es sinnvoll, das Portfolio an deine ursprüngliche Anlagestrategie anzupassen.
Denn deine Anlagestrategie und Ziele solltest du nicht leichtsinnig über Bord werfen. Nur wenn sich deine Ziele und grundlegenden Faktoren deiner Strategie geändert haben, solltest du diese ändern.
Wie begrenzt Rebalancing das Risiko?
Wenn ein Portfolio aus dem Gleichgewicht gerät, kannst du eingreifen und es wieder zurück auf den richtigen Kurs führen. Daher ist es wichtig, dein Portfolio regelmäßig zu beobachten und zu analysieren.
Das Risiko besteht darin, dass eine oder mehrere Anlagen dein Portfolio nach einiger Zeit dominieren. Wenn diese Anlage(n) dann stark an Wert verlieren, trifft es dein Portfolio unerwartet und überproportional.
Ein zunächst gut diversifiziertes Portfolio kann somit an Wirkung verlieren und dich beim Erreichen deiner Ziele ausbremsen.
Wie funktioniert das Rebalancing beim ETF-Sparplan?
Ein Rebalancing deines ETF-Portfolios kann auch bei einem Sparplan empfehlenswert sein. Hier hast du zwei Möglichkeiten.
Die erste Möglichkeit besteht darin, dein Portfolio durch eine leichte Anpassung deiner Strategie langfristig auszubalancieren. Zum Beispiel kannst du die Verhältnisse, in denen du regelmäßig in ETFs investierst, optimieren.
Die zweite und populärere Möglichkeit ist ein direkter Eingriff ins Portfolio, wie wir es oben beschrieben haben. Du verkaufst renditestarke ETFs anteilig und kaufst damit ETFs nach, die sich nicht so gut entwickelt haben. Die Höhe deiner Sparpläne wird aber nicht verändert.
Fazit
Beim Rebalancing versuchst du dein ETF-Portfolio wieder auf den richtigen Kurs zu führen.
Du verkaufst renditestarke ETFs und kaufst schwächere ETFs nach. Somit gleichst du das Portfolio wieder an deine ursprüngliche Strategie an.
Dies hilft dir, mögliche unerwartete Risiken durch einzelne Anlagen zu verringern.
Rebalancing ist eine sinnvolle Maßnahme, um deine Ziele langfristig zu erreichen. Beachte aber die Transaktionskosten, damit sich das Rebalancing auch wirklich lohnt.