P2P Kredite mit Rückkaufgarantie: Wie gut ist die Garantie?

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Du hast Dich intensiv mit P2P Krediten als Anlageklasse auseinandergesetzt und dich auf den ersten P2P Plattformen angemeldet, aber eine Frage bleibt: Kann ich mich auf die Rückkaufgarantie verlassen, mit der so viele Plattformen werben?

Sind deine Zweifel berechtigt? Eine Garantie ist doch immerhin ein verbindliches Versprechen?

Das wollen wir in diesem Artikel klären und schauen uns Folgendes an:

Zwei Hände schützen Geld, dass von vielen P2P Investoren umgeben ist

Was ist eine Rückkaufgarantie? Einfach erklärt

Bei der Rückkaufgarantie, engl. Buyback Guarantee, verpflichtet sich ein Darlehensanbahner (Kreditvermittler) dazu, einen Kredit zurückzunehmen, wenn der Kreditnehmer seine Kreditzahlungen nicht fristgemäß leisten kann (Zahlungsverzug).

Das Kreditunternehmen gibt den Investoren nicht nur ihr eingesetztes Kapital wieder, sondern zahlt ihnen meistens auch die entgangenen Zinsen aus. Typischerweise werden Kredite zurückgekauft, nach dem sie 60 Tage im Verzug sind.

Wer vergibt die Garantien?

Dir ist sicher schon aufgefallen, dass die Rückkaufgarantie nicht auf allen Plattformen beworben wird.

Die Rückkaufgarantie wird nur auf P2P Plattformen angeboten, die als Marktplatz P2P Kredite zwischen Investoren und Darlehensanbahnern (Kreditunternehmen) vermitteln.

Daher ist es wichtig zu verstehen, dass ein solche Garantie nicht von den P2P Plattformen ausgesprochen wird: Die Rückkaufgarantie wird von den Darlehensanbahnern versprochen.

Warum gibt es Rückkaufgarantien?

Auf den ersten Blick ist die Rückkaufgarantie für alle Beteiligten eine gute Sache. Investoren müssen sich nicht mit lästigen Krediten rumplagen, sie werden sowieso immer garantiert bezahlt.

Das schafft ein Gefühl von Sicherheit, was weitere Investoren auf die Plattform zieht, worüber sich die Betreiber der Plattform freuen.

Selbst die Darlehensanbahner haben was von der Rückkaufgarantie.

Denn nachdem sie einen Kredit zurückgekauft haben, können sie bei der Eintreibung der ausstehenden Zahlungen weitere Gebühren während des Inkassoverfahrens verdienen.

Wie wird die Rückkaufgarantie finanziert?

Die Kosten für Rückkaufgarantie werden von den Investoren (indirekt) finanziert.

Vergibt etwa ein Darlehensanbahner einen Kredit mit einem Zins von 20 %, so wird er danach in vielen Fällen mit dem halben Zins auf der Plattform angeboten, in diesem Fall ca. 10 %.

Es gibt keine verlässlichen Zahlen, mit welchem Anteil des Zinses die Rückkaufgarantie finanziert wird. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 25 % - 50 % des Zinses genutzt werden, um die Rückkaufgarantie zu finanzieren. 

Das ist der (versteckte) Preis, den die Investoren zahlen, damit sie das Ausfallrisiko auf den Darlehensanbahner abwälzen können.

Das Risiko der Rückkaufgarantie

Mehrere Investoren zeigen ihre leeren Hände, da die Rückkaufgarantien ausgefallen sind

Wer sich näher mit der Rückkaufgarantie beschäftigt, wird sich zügig fragen: Wo ist der Haken?

💡 Allgemein gilt, dass eine Garantie nur so viel wert ist, wie die Zuverlässigkeit des Garantiegebers.

Das bedeutet in der Praxis, dass der Wert der Rückkaufgarantie von der Kreditwürdigkeit der Darlehensanbahner abhängt.

Zum Beispiel sind die Garantien von einem Darlehensanbahner, der selbst droht insolvent zu werden, nicht viel Wert und sind fast mit einem leeren Versprechen gleichzusetzen.

Dieses Risiko ist leider mehrfach bereits eingetreten.

Kommt es zu einer Insolvenz des Darlehensanbahners, kannst du davon ausgehen, dass das zu einem Totalverlust von deinen Anlagen bei diesem Darlehensanbahner führt.

Zwar werden sich die Plattformen bemühen, dass du wenigstens ein wenig Geld wieder siehst, indem sie mit den Darlehensanbahner verhandeln und sogar gerichtlich gegen sie vorgehen.

Die Verfahren aus der Vergangenheit haben aber gezeigt, dass sie langwierig sind und Investoren keine zu hohen Erwartungen haben sollten, dass sie ihr Geld wiedersehen.

Beispiel: Rückkaufverpflichtung (früher Rückkaufgarantie) auf Mintos

Mintos ist zum aktuellen Stand die größte P2P Plattform in Europa (März 2023). In den letzten Jahren konnte Mintos alle anderen Plattformen mit seinem rasanten Wachstum in den Schatten stellen.

Mintos verfolgt das P2P Marktplatz Geschäftsmodell. Die Plattform vermittelt Kredite nicht direkt, sondern vermittelt Kredite zwischen Darlehensanbahnern und Investoren.

Auf Mintos werden die meisten Kredite (mehr als 90 %) mit Rückkaufverpflichtung vermittelt. Und Investoren können gezielt nur in Kredite mit Rückkaufverpflichtungen investieren.

Erfahrungen mit der Rückkaufgarantie auf Mintos

Als größte europäische Plattform eignet sich Mintos ausgezeichnet für einen Blick in die Vergangenheit.

Leider kam es auf Mintos im Vergleich zu anderen Plattformen relativ häufig zu Pleiten von Darlehensanbahnern.

Der Vergleich hinkt aber, denn je größer die Plattform ist, desto mehr Darlehensanbahner vergeben Kredite auf der Plattform. Je mehr Darlehensanbahner auf der Plattform sind, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Pleite.

Daher können wir nicht feststellen, dass es auf Mintos mehr oder weniger Pleiten von Darlehensanbahnern gibt, als auf anderen vergleichbaren Plattformen.

Zu den bekanntesten Pleiten auf Mintos gehören die der Darlehensanbahner: Eurocent (2017) und Aforti Finance (2019).

Pleite von Aforti Finance

Erste Schwierigkeiten mit dem Darlehensanbahner Aforti Finance aus Polen kündigten sich Anfang 2019 an.

Mintos teilte auf seinem Blog mit, dass sich die Plattform mit Aforti darauf geeinigt hat, dass Aforti die Vermittlung von neuen Krediten auf der Plattform aussetzt. 

In der Folge stufte Mintos auch die Mintos Score (Rating) von Aforti herab, welches maßgeblich für die Kreditwürdigkeit des Darlehensanbahners ist. Einige Investoren kritisierten, dass die Herabstufung des Ratings nicht früher erfolgte und so Investoren keine Möglichkeiten hatten früher zu reagieren.

Im August 2019 informierte Mintos die Investoren darüber, dass Aforti seinen Zahlungen nicht nachkommt. Danach wurde Aforti von der Plattform ausgeschlossen. Aforti nahm zwar im September die Zahlungen wieder auf, stellte sie aber im Dezember erneut ein.

Nach erfolglosen Verhandlungen leitete Mintos im Frühjahr 2020 rechtliche Schritte gegen Aforti Finance und die Aforti Holding ein. Nach einem Vollstreckungsverfahren konnten so auch der restliche geschuldete Betrag eingetrieben und somit alle ausstehenden Beträge zurückgezahlt werden.

Auch wenn im Endeffekt die Rückkaufverpflichtung eingehalten wurden, war die Rückzahlung erst nach mehreren Monaten und aufgrund der intensiven Bemühungen von Mintos möglich.

Fazit: Top oder Flop?

Kommen wir zu unserer Ausgangsfrage zurück. Bringen P2P Kredite mit Rückkaufgarantie Investoren einen echten Mehrwert?

Unserer Meinung nach bringt eine Rückkaufgarantie Investoren einen Mehrwert, da sie das Kreditausfallrisiko auf den Darlehensanbahner übertragen kann. Investoren müssen sich nicht um die Eintreibung von verzögerten Kreditzahlungen kümmern.

💡 Aber, wir sind überzeugt, dass der bloße Begriff ein falsches Gefühl der Sicherheit vermittelt.

Es sollte ein anderer Begriff als Garantie gewählt werden. Zudem sollte er transparent beschreiben, dass das Risiko nur auf den Darlehensanbahner übergeht.

Mintos hat dies erkannt und seine Rückkaufgarantien bereits Ende 2020 in Rückkaufverpflichtung (Buyback Obligation) umgenannt.

Du solltest dich daher auf keinen Fall auf die Rückkaufgarantien der Darlehensanbahner verlassen.

Vielmehr empfehlen wir dir, deine Geldanlagen in P2P Kredite über möglichst viele Kredite und möglichst viele Darlehensanbahner zu streuen.

Genauso wie Kreditausfälle bei P2P Krediten dazu gehören, gehören die Pleiten von Darlehensanbahner auch dazu.