Was sind Staatsanleihen? Einfach erklärt

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Eine Staatsanleihe (Engl. Sovereign Bond) ist eine Anleihe, die von einem Staat als Schuldner ausgegeben (emittiert) wird und hat in der Regeleinen Zinssatz und eine Laufzeit.

Wenn ein Staat eine Anleihe ausgibt, dann leihen die Investoren diesem ihr Geld. Emittenten von Staatsanleihen könne alle Staaten der Welt sein und für manche von ihnen haben sich eigene Namen etabliert, etwa werden von Deutschland vergebene Anleihen als Bundesanleihen (kurz Bund) bezeichnet.

Bei der Ausgabe der Anleihe wird ein Volumen (Gesamtsumme) festgelegt und auf mehrere Wertpapiere aufgeteilt. Jedem Wertpapier wird dabei ein gleicher Nennbetrag zugeteilt, der einem Anteil vom Gesamtvolumen entspricht.

Dadurch können Anleger über die Anzahl der erworbenen Wertpapiere entscheiden, zu welchem Anteil sie sich am gesamten Volumen der Anleihe beteiligen möchten.

Eine Kugel aus verschiedenen Länderflaggen neben größer werdenden Münztürmen symbolisieren Staatsanleihen

Warum geben Staaten Anleihen aus?

Staaten geben hauptsächlich Anleihen zur Finanzierung des Haushalts oder für Sondervermögen aus.

Das ist insbesondere in Situationen notwendig, in denen die gewöhnlichen Steuereinnahmen nicht mehr ausreichen, um die Staatsausgaben zu finanzieren. Zu den typischen Ausgaben eines Staates gehören unter anderem die Gehälter für Beamte und Personen im Öffentlichen Dienst, aber auch Ausgaben für die Infrastruktur oder sonstige Staatsprojekte.

Ein anschauliches für die Ausgabe von einer Anleihe sind Wirtschaftskrisen, in denen die Arbeitslosigkeit steigt und die Unternehmen weniger Gewinne machen. Da ein Staat aber dann nicht einfach seine Ausgaben einstellen kann, wird er in dieser Situation über Schuldverschreibungen Geld aufnehmen.

Wie funktioniert der Handel von Staatsanleihen?

Wenn du Staatsanleihen kaufen und verkaufen möchtest, brauchst du wie auch bei anderen Wertpapieren ein Depot bei einer Bank oder Broker, indem du deine Wertpapiere lagern kannst.

Staatsanleihen werden über die Börse oder den OTC-Markt gehandelt. Ein Börsenhandel der jeweiligen Staatsanleihe ist allerdings nur möglich, wenn diese auch zum Börsenhandel zugelassen ist.

Die Staatsanleihen von den größeren Industrieländern, wie den USA und Deutschland, haben in der Regel eine hohe Liquidität, was einen schnellen und leichten Handel ermöglicht.

Sie notieren bei diesem allerdings nicht mit ihrem Nennwert, sondern der aktuelle Kurs wird in Prozent vom Nennwert angegeben. Wenn zum Beispiel eine Anleihe mit einem Kurs von 99 % notiert und einen Nennwert von 1.000 € hat, würde das einem Handelsvolumen von 990 € entsprechen.

In diesem Kontext hast du bei Anleihen wie bei anderen Wertpapieren auch die Möglichkeit, sie jederzeit zu verkaufen, vorausgesetzt du findest einen Käufer.

Und anders als oft fälschlicherweise angenommen, musst du nicht bis zum Ende der Laufzeit der Anleihe warten oder sonstige Verkaufsbeschränkungen beachten.

Allerdings kann es aufgrund der Kursentwicklung sinnvoll sein, wenn du die Anleihen bis zum Ende der Laufzeit weiterhin hältst oder erst zu einem späteren Zeitpunkt verkaufst. Darauf gehen wir später noch etwas genauer ein.

Primärmarkt

Des Weiteren ist es auch möglich Anleihen direkt bei der Emission (Ausgabe) zu erwerben, etwa bei der Deutschen Finanzagentur.

Diese Möglichkeit Anleihen am sogenannten Primärmarkt zu erwerben, wird aber nur von institutionellen Anlegern wie Banken bzw. Investmentbanken genutzt und eine Liste über die von der Deutschen Finanzagentur zugelassenen Bieter findest du hier.

Für Privatanleger bleibt daher in der Regel nur ein Handel über den Sekundärmarkt, also nach dem die Staatsanleihen ausgegeben wurden.

Wie wird die Rendite einer Staatsanleihe berechnet?

Eine Frau sitzt am Schreibtisch und berechnet die Renditen von Staatsanleihen

Die Rendite (Effektivverzinsung) von einer Staatsanleihe hängt von dem Kupon, der Restlaufzeit und von dem Kaufkurs ab. Mit diesen Angaben kann die Rendite über folgende Formel berechnet werden:

Rendite = (Kupon (Zinssatz) + (100 - (Kaufkurs/Restlaufzeit in Jahren))/Kaufkurs) x 100

Eine Anleihe mit einem Nennwert von 100 €, einem Kupon von 5 % und einer Laufzeit von 5 Jahren, die du zu einem Kurs von 99 % erwirbst, hat dann gemäß dieser Formel eine Rendite von 5,25 %:

5,25 % = (5 € + (100 - (99 €/5))/99 €) x 100

Wie du an der Formel erkennen kannst, haben die Rendite und der Kaufkurs eine entgegengesetzte Beziehung miteinander. Sinkt der Kurs der Anleihe, steigt die Rendite und im umgekehrten Fall sinkt die Rendite.

Das macht Sinn, denn je günstiger du die Staatsanleihe erwerben kannst, desto höher ist auch deine mögliche Rendite.

Solange der Kaufkurs unter 100 % (vom Nennwert) der Anleihe liegt (unter pari), wird die Rendite höher als der Kupon (Zinssatz) von der Anleihe sein. Bei einem Kaufkurs über 100 % (über pari), wird die Rendite daher niedriger als der Kupon sein.

Würde etwa die Anleihe bei dem vorherigen Beispiel bei 100 % notieren, würde die Anleihenrendite exakt dem Kupon von 5 % entsprechen und bei einem Kurs von 101 % läge die Rendite mit ca. 4,75 % unter dem Kupon.

Welche Renditen kann ich von Staatsanleihen erwarten?

Ein Balkenchart, der in den Farben der Flagge von Deutschland eingefärbt sind, stehen für die Rendite deutscher Staatsanleihen

Es lässt sich nicht pauschal sagen, welche Renditen Anleger mit einer Geldanlage in Staatsanleihen erzielen können.

Vielmehr hängt die mögliche Rendite von mehreren Faktoren ab, die den Kurs von Anleihen am Kapitalmarkt beeinflussen. Auf diese gehen wir im nächsten Punkt etwas genauer ein.

In den meisten Fällen lassen sich aber vergleichsweise hohe Renditen bei Anleihen damit erklären, dass bei diesen das Kreditausfallrisiko besonders hoch ist.

Bei diesen Anleihen gehst du für eine höhere Rendite auch ein höheres Risiko ein, dass es zu einem Ausfall des Emittenten kommen kann, was zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust deines eingesetzten Kapitals kommen kann.

Was beeinflusst den Kurs von Staatsanleihen?

Auf einen Balkenchart und eine Liniengrafik zeigen drei Pfeile, die für die verschiedenen Einflüsse auf Anleihen stehen

Die Kursentwicklung von Staatsanleihen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die bei Anleihen im Allgemeinen beachtet werden müssen.

Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Faktoren ein, damit du in Zukunft die Kursschwankungen von Anleihen nachvollziehen kannst.

Marktzins

Wenn die Zinsen an den Kapitalmärkten steigen, dann werden daraufhin die Kurse von bereits ausgegebenen Anleihen sinken.

Denn aufgrund des Zinsanstiegs sinkt die Nachfrage nach bereits nach diesen Anleihen, weil die nach dem Zinsanstieg neu herausgegebene Anleihen höhere Renditen bieten.

Würden die Kurse von den bereits im Umlauf befindende Staatsanleihen dann nicht sinken, würde niemand mehr in diese investieren, sondern nur noch in neu emittierten Staatsanleihen.

Das Zinsänderungsrisiko beschreibt dieses mögliche Kursrisiko, das bei Anleihen über die Duration gemessen wird, dabei gilt, je höhere die Duration einer Staatsanleihe ist, desto stärker wirken sich Zinsänderungen auf deren Kurs aus.

Laufzeit

Nähert sich eine Anleihe ihrem Fälligkeitstermin, dann nähert sich ihr Kurs immer mehr einem Wert von 100 % (pari) an, da jede Anleihe zu pari an die Investoren zurückgezahlt wird.

Notiert eine Staatsanleihe über 100 % (über pari), dann wird sie über die Zeit auf 100 % fallen, während im umgekehrten Fall an Wert hinzugewinnen wird, bis sie zu pari handelt.

Wenn du zum Beispiel eine Anleihe mit einer Restlaufzeit von einem Jahr zu einem Kurs von 95 % erwirbst und alle anderen Faktoren bleiben gleich, dann wird der Kurs mit abnehmender Laufzeit steigen.

Rating

Die von den Ratingagenturen vergebenen Ratings (Noten über die Kreditwürdigkeit) haben nicht nur bei der Emission einen Einfluss bei darauf, welche Rendite Emittenten Investoren zahlen müssen, sondern können auch während der Laufzeit den Kurs von Staatsanleihen erheblich beeinflussen.

Verschlechtert sich das Rating von einem Emittenten, dann werden auch die Kurse der Anleihen von diesem sinken, da das Risiko von einem Kreditausfall steigt und Investoren als Ausgleich dafür eine höhere Rendite verlangen. Und im umgekehrten Fall würde die Rendite konsequenterweise sinken.

Bei Staatsanleihen orientieren sich die Renditen von Staaten mit niedrigeren Ratings an denen mit besonders guten Ratings, zu denen zum Beispiel die Bundesrepublik Deutschland mit einem AAA-Rating gehört.

Inflation

Eine steigende Inflation führt dazu, dass die Kurse von bereits im Umlauf befindenden Anleihen sinken werden.

Einerseits weil die realen Renditen (Rendite nach Inflation) wegen der höheren Inflation sinken und weil die Marktteilnehmer anfangen, mit einer Erhöhung der Leitzinsen durch die Notenbank zu rechnen.

Diese wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Zinsen anheben, um die Inflation zu begrenzen und um diese in der Folge auf ihren Zielwert zu bringen.

Wie riskant sind Staatsanleihen?

Ein grüner Pfeil, der nach oben geht, und ein roter Pfeil, der nach unten zeigt, sind neben einem Geldsack auf dem Länderflaggen zu sehen sind, symbolhaft für das Risiko bei Staatsanleihen

Die Risiken bei Staatsanleihen können sehr unterschiedlich ausfallen.

Während es Anleihen gibt, die als so sicher gelten, dass ein Ausfall praktisch ausgeschlossen werden kann, gibt es ebenfalls Anleihen, die aufgrund eines relativ schlechten Ratings als sehr riskant gelten.

Dabei gelten in Europa als besondere sichere Staatsanleihen solche, die von der Bundesrepublik Deutschland, den Niederlande oder Luxemburg vergeben wurde. Diese Emittenten haben von den bekannten Ratingagenturen ein AAA erhalten, weswegen bei ihnen praktisch von keinem Ausfallrisiko ausgegangen werden kann.

Indes gelten in Europa die Länder Italien, Spanien und Portugal als weniger sichere Emittenten, da ihre Ratings sich zwar noch im Investment Grade Bereich bewegen, aber wesentlich schlechtere sind als die von den Staatsanleihen mit einem AAA Rating.

Staatsanleihen im Portfoliokontext

Wenn Investoren in Staatsanleihen, aber auch in Unternehmensanleihen, im Portfoliokontext mit Aktien investieren, konzentrieren sie sich daher auf Anleihen mit Emittenten, die ein gutes bis sehr gutes Rating haben.

Denn mit deren Kursentwicklung können Anleger eventuelle negative Renditen bei riskanteren Anlagen wie Aktien ausgleichen, da die Kurse von konservativen Anleihen häufig steigen, wenn die von riskanteren Anlagen fallen, da sie von Anlegern als "sichere Häfen" während turbulenten Börsenphasen geschätzt werden.

Wie werden Kapitalerträge aus Staatsanleihen besteuert?

Wenn du Kapitalerträge aus Kuponzahlungen oder Kursgewinnen erzielst, dann sind diese steuerpflichtig.

Falls dein Sparerpauschbetrag aufgebraucht ist, werden diese Erträge mit der Abgeltungssteuer von 25 % zzgl. Solidaritätszuschlag und eventueller Kirchensteuer besteuert.

Wenn du aus einer Kuponzahlung zum Beispiel einen Auszahlung von 1.000 € erhältst, wird dein Depotanbieter von dieser automatisch 26,38 % an das Finanzamt abführen, was einem Betrag von 263,80 € entspricht.

Welche Vorteile und Nachteile haben Staatsanleihen?

Im Nachfolgenden haben wir für dich noch einmal die wichtigsten Vorteile und Nachteile von Staatsanleihen zusammengefasst.

Vorteile

  • Geringes Ausfallrisiko: Staatsanleihen von Emittenten mit einem sehr guten Rating, wie das zum Beispiel bei der Bundesrepublik Deutschland der Fall ist, haben ein so niedrigeres Ausfallrisiko, dass es sozusagen nur theoretisch angenommen wird, da ein Ausfall so unwahrscheinlich ist.

  • Hohe Renditen möglich: Anleger mit einem renditeorientierten Risikoprofil haben die Möglichkeit in Staatsanleihen mit vergleichsweise hohen Renditen zu investieren, wenn sie bereit sind, höhere Risiken in Kauf zu nehmen.

  • Regelmäßige Zinszahlungen: In der Regel haben Staatsanleihen einen in % angegeben Kupon, den sie in regelmäßig an die Investoren auszahlen.

  • Hohe Liquidität: Die Anleihen von Industriestaaten werden regelmäßig in einem großen Umfang gehandelt, wodurch es in der Regel leicht möglich ist, diese zu kaufen und sie bei Bedarf auch zügig wieder verkaufen zu können.

  • Diversifikation: Anleihen von als sicher geltenden Emittenten sind im Portfoliokontext eine attraktive Ergänzung zu riskantere Anlageklassen wie zum Beispiel Aktien aufgrund ihrer gegenläufigen Kursentwicklung (negative Korrelation).

Nachteile

  • Renditechancen begrenzt: Die Renditemöglichkeit bei Staatsanleihen ist begrenzt. Anders als etwa bei Aktien kann der Wert einer Anleihe nicht unbegrenzt steigen.

  • Kursverluste möglich: Der Kursverlauf von Staatsanleihen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, unter anderem vom allgemeinen Zinsniveau und von eventuellen Ratingveränderungen. Anleger müssen daher auch bei Anleihen mit Kursverlusten rechnen, die sie nicht unterschätzen sollten. Das gilt auch für vermeintlich sichere Anleihen von Emittenten mit einer hohen Kreditwürdigkeit, da es bei ihnen trotz eines niedrigen Ausfallrisikos zu größeren Kursverlusten kommen kann, wenn diese eine hohe Duration haben.

  • Eventuell Währungsrisiko: Bei Staatsanleihen von Staaten außerhalb des Euroraums kann ein Währungsrisiko vorliegen, das sich aus den Wechselkursschwankungen zum Euro ableitet. Diese Schwankungen können das Anlageergebnis erheblich beeinflussen.

Fazit

In diesem Ratgeber haben wir uns mit den Grundlagen über Staatsanleihen beschäftigt.

Wir haben unter anderem erklärt, was Staatsanleihen sind, wie sie funktionieren, wie sich ihre Rendite berechnen lässt, was ihren Kurs beeinflusst und wie riskant sie sind.

Du solltest jetzt ein gutes Verständnis über Staatsanleihen haben. Weitere Informationen zu Anleihen findest du in unserem Anleihen Ratgeber.