Was sind Bundesanleihen? Alles, was du wissen musst
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIAEine Bundesanleihe (kurz Bund) ist eine Staatsanleihe, die von der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben wird. Sie gehört zu den Möglichkeiten, mit denen die Bundesrepublik Deutschland ihre Staatsausgaben finanzieren kann.
Bundesanleihen haben in der Regel eine Laufzeit von 10 oder 30 Jahren. In der Vergangenheit wurden in seltenen Fällen auch Anleihen mit einer Laufzeit von 7 und 15 Jahren herausgegeben.
Sie werden mit einem festen Zinssatz (Kupon) vergeben und notieren typisch für festverzinsliche Wertpapiere in Prozent vom Nennwert. Bis auf sehr wenige Ausnahmen werden sie in Euro vergeben.
Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:
Warum vergibt die Bundesrepublik Deutschland Anleihen?
Bundesanleihen sind neben der kurzfristigen Kreditaufnahme bei Banken oder Bundeswertpapieren eine Finanzierungsmöglichkeit mit der die Bundesrepublik ihren Staatshaushalt finanzieren kann.
Die Herausgabe (auch Begebung) von Anleihen wird im Regelfall bereits am Ende des Vorjahrs für das kommende Jahr geplant. Anleger können sich dann an einem Emissionskalender über die Begebungstermine und die jeweils geplanten Emissionsvolumen informieren.
Ferner sind auch außerplanmäßige Emissionen von Bundesanleihen möglich, um auf einen unerwarteten hohen Kreditbedarf zu reagieren. Zuletzt war das zum Beispiel während der Coronakrise der Fall.
Gemessen an ihrem Gesamtvolumen sind Bundesanleihen im Vergleich zu den anderen Bundeswertpapiere, wie zum Beispiel Bundesschatzanweisungen, das wichtigste Finanzierungsinstrument für die Bundesrepublik Deutschland.
Wie kann ich in Bundesanleihen kaufen?
Bundesanleihen kannst du bei allen Banken, Sparkassen und Brokern kaufen, die den Börsenhandel von Anleihen unterstützen. Du musst daher nur bei so einer Bank ein Wertpapierdepot eröffnen oder führen, damit du in Bundesanleihen investieren kannst.
Praktisch bei Bundesanleihen ist, dass du keinen Mindest- oder Höchstanlagebetrag beachten musst. Im Vergleich zu anderen Anleihen hast du bei ihnen die Möglichkeit, dass du auch mit kleineren Beträgen in die herausgegebenen Anleihen investieren kannst.
Wie auch bei anderen Wertpapieren, etwa Aktien und ETFs, musst du aber für den Handel von Staatsanleihen Handelsgebühren bezahlen. Dazu kommen eventuell auch laufende Kosten, wenn du Depotgebühren bezahlen musst.
Als Privatanleger kannst du in der Regel nur am Sekundärmarkt (nach der Emission) Bundesanleihen handeln.
Wenn Bundesanleihen im Rahmen einer Auktion (Tenderverfahren) am Primärmarkt erstmalig herausgegeben werden, dürfen sich nur Kreditinstitute an dieser beteiligen, wenn sie zur Bietergruppe "Bundesemission" gehören.
Andere Kreditinstitute, professionelle Anleger aber auch Privatanleger können dann über diese Bietergruppe bei der Auktion ebenfalls mitbieten. In der Praxis kommt es aber nur selten vor, dass Kleinanleger so indirekt an der Auktion teilnehmen.
Wie viele Bundesanleihen sind aktuell im Umlauf?
Zum aktuellen Zeitpunkt sind 45 Bundesanleihen mit einem Gesamtvolumen von ca. 1.150 Mrd. € im Umlauf.
Wie viele Bundesanleihen sich im Umlauf befinden, hängt im Wesentlichen vom aktuellen Finanzierungsbedarf des Bundes ab. Dieser kann dabei aber nicht unbegrenzt neue Bundesanleihen herausgeben, sondern muss dabei den aktuellen Haushaltsplan und die Regelungen der Schuldenbremse beachten.
Wie aber vorher erwähnt, kann die Bundesrepublik Deutschland in besonderen Situationen, wie etwa Wirtschaftskrisen, neue Bundesanleihen ausgeben, um auf diese zu reagieren. Im Regelfall wirst du daher feststellen, dass die Anzahl der Bundesanleihen und das Gesamtvolumen während wirtschaftlich herausfordernden Zeiten steigt.
Was bedeutet Stripping bei Bundesanleihen?
Bei manchen Bundesanleihen ist es über das Stripping möglich, die Ansprüche auf die regelmäßigen Zinszahlungen (Kupons) vom Anspruch auf die Rückzahlung des Nennwertes zu trennen.
Dafür wird eine Bundesanleihe in einen Kapital-Strip und in mehrere Zins-Strips als Nullkuponanleihen aufgeteilt. Dabei werden die Zins-Strips von unterschiedlichen Anleihen mit gleichen Fälligkeitsterminen unter Wertpapierkennnummern zusammengefasst, um das Handelsvolumen von diesen zu erhöhen.
Wie hoch ist die Rendite bei Bundesanleihen?
Es lässt sich nicht pauschal festhalten, wie hoch die Rendite von Bundesanleihen ist, da die Rendite von einer Bundesanleihe im Wesentlichen von ihrem aktuellen Kurs, Kupon und ihrer Laufzeit abhängt.
Zum Beispiel kannst du aktuell in die 1,80 % Bundesanleihe 2022 (2053) mit einer Laufzeit von 30 Jahren mit einer Rendite von 2,87 % investieren. Genauso kannst du aber auch in die 6,25 % Bundesanleihe 1994 (2024) mit einer Laufzeit unter einem Jahr investieren, die eine Rendite von 3,47 % hat.
Außerdem ändern sich die Renditen von Bundesanleihen fortlaufend, in Abhängigkeit von ihrem Kurs. Sie sinken bei steigenden Anleihenmarktzinsen (Kurs fällt) und steigen, wenn die Anleihenmarktzinsen fallen (Kurs steigt).
Wenn dich das noch etwas verwirrt, würden wir dir empfehlen unseren Ratgeber über Anleihen zu lesen, indem wir auf diese Grundlagen eingehen.
Welche Vorteile haben Bundesanleihen?
Eine Geldanlage in Bundesanleihen bietet dir verschiedene Vorteile, auf die wir im Folgenden eingehen werden.
Sehr niedriges Ausfallrisiko: Die Bundesrepublik Deutschland gehören weltweit zu den wenigen Emittenten, die von den bekannten Ratingagenturen ein AAA Rating erhalten haben. Das Ausfallrisiko bei Bundesanleihen ist daher so niedrig, dass es sozusagen nur theoretisch angenommen werden kann. Deswegen werden die Renditen von Bundesanleihen häufig als Vergleichsmaßstab für andere Staats- und Unternehmensanleihen verwendet, um deren Renditedifferenzen zu den Renditen von Bundesanleihen zu bewerten.
Hohe Liquidität: Bundesanleihen zählen zu den Wertpapieren mit einer sehr hohen Liquidität. Aufgrund dieser haben Anleger im Regelfall die Möglichkeit, diese Wertpapiere kurzfristig am Anleihenmarkt handeln zu können, da sich immer Käufer und Verkäufer finden lassen.
Mündelsicher: Bundesanleihen gelten wie auch andere Bundesobligationen gemäß § 1798 als "mündelsicher", da bei ihnen aufgrund der sehr guten Kreditwürdigkeit des Bundes ein Wertverlust nahezu ausgeschlossen werden kann, wenn die Anleihen bis zur Fälligkeit gehalten werden.
Laufende Zahlungen: Bundesanleihen zahlen in der Regel jährliche Kupons (Zinsen) aus. Damit werden sie auch den Bedürfnissen von Anlegern gerecht, die sich regelmäßige Zahlungen aus ihren Wertpapieren wünschen.
Planbarkeit: Investoren wissen bei Bundesanleihen im Moment des Kaufes, welche Rendite sie erzielen können, wenn sie die Anleihen bis zur Fälligkeit halten. Sie können sich daher für Bundesanleihen entscheiden, deren Fälligkeit ihrer persönlichen Finanzplanung am besten gerecht werden. Des Weiteren haben sie die Möglichkeit ihre Anleihen vor ihrem eigenen festgelegten Termin zu verkaufen, sollte sich ihre Finanzlage zwischenzeitlich verändert haben. Bei einem Verkauf vor Fälligkeit kann es zu einem Kursgewinn oder Kursverlust kommen.
Was sind die Risiken bei Bundesanleihen?
Eine Anlage in Bundesanleihen über die Börse bzw. den Kapitalmarkt ist allerdings auch mit Risiken verbunden.
Es handelt sich bei diesen aber im Wesentlichen um die allgemeinen Risiken, die Anleger auch bei Anleihen von anderen Staaten beachten müssen.
Wie aber vorher erwähnt, zählen Bundesanleihen unter allen Staatsanleihen zu den sichersten, weshalb die folgenden vorgestellten Risiken zwar beachten werden müssen, aber im Vergleich zu anderen Staatsanleihen wesentlich niedriger sind.
Kreditausfallrisiko: Das Kreditausfallrisiko steht für das Risiko, dass ein Emittent (Schuldner) seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommt. Daraufhin müssen Anleger mit einem teilweisen oder sogar vollständigen Verlust ihres eingesetzten Kapitals rechnen. Dieses Risiko ist bei Bundesanleihen aufgrund des sehr guten Ratings der Bundesrepublik Deutschland so niedrig, dass es nahezu vollständig ausgeschlossen werden kann. Es bleibt aber immer ein Restrisiko.
Zinsänderungsrisiko: Das Zinsänderungsrisiko beschreibt das Risiko, dass ein Zinsanstieg am Anleihenmarkt dazu führt, dass die Kurs von bereits ausgegebenen Anleihen sinken. Die Erklärung dafür ist, dass Investoren bei neu herausgegebenen Anleihen höhere Zinsen erhalten können, woraufhin der Kurs von bereits herausgegeben Anleihen sinken muss, da sonst niemand diese mehr kaufen würde.
Kursrisiko: Bei Staatsanleihen muss ein Kursrisiko beachtet werden, dass sich aus Kursveränderungen der Anleihen während der Laufzeit resultiert. Dieses Kursrisiko wird bei Bundesanleihen insbesondere vom eben erwähnten Zinsänderungsrisiko beeinflusst, aber auch davon, ob die Bundesanleihe über pari (Kurs über 100 %) oder unter pari (Kurs unter 100 %) gekauft wurde. Denn über den Zeitablauf wird sich die Anleihe immer mehr ihrem pari Kurs von 100 % annähern, was dementsprechend zu einem Kursgewinn oder -verlust führen wird.
Liquiditätsrisiko: Das Liquiditätsrisiko steht für das Risiko, dass sich keine Marktteilnehmer finden lassen, um Bundesanleihen zu handeln. Während dieses Risiko durchaus relevant ist, insbesondere bei Anleihen von Staaten, die als etwas "exotisch" gelten, ist dieses Risiko bei Bundesanleihen in der Regel vernachlässigbar. Es könnte aber an Bedeutung während Staats- oder Wirtschaftskrisen von der Bundesrepublik Deutschland gewinnen, was aber zum aktuellen Zeitpunkt reine Spekulation wäre.
Inflationsrisiko: Ein Inflationsrisiko kann bei Bundesanleihen daraus entstehen, wenn die Rendite nicht ausreicht, um die mittelfristige Inflationsrate auszugleichen. In solchen Fällen ist die reale Rendite, also unter Berücksichtigung der Inflation, negativ.
Lohnt sich eine Investition in Bundesanleihen?
Bundesanleihen kommen als Geldanlage vornehmlich für Anleger mit einem sicherheitsorientierten Risikoprofil infrage und für solche, die ihr Portfolio stabilisieren möchten.
Aufgrund ihres geringen Risikos bieten Bundesanleihen planbare Renditen bei kalkulierbaren Risiken. Die zwar nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, aber gerade im Vergleich zu anderen Staatsanleihen und Wertpapieren wesentlich niedriger sind.
Das zeigt sich vornehmlich darin, dass wegen des sehr guten Ratings des Bundes das Ausfallrisiko von Markteilnehmern sozusagen vollständig ausgeschlossen wird.
Des Weiteren kann auch das Kursänderungsrisiko vernachlässigt werden, vorausgesetzt Anleger sind bereit ihre Bundesanleihen bis zur Fälligkeit zu erhalten. In so einem Fall weiß ein Anleger dann bereits beim Kauf der Bundesanleihe, wie hoch seine Rendite sein wird.
Aufgrund dieser genannten Eigenschaften eignen sich Bundesanleihen ebenfalls, um Portfolien zu ergänzen, die in renditeorientierte Anlageklassen mit höheren Risiken wie Aktien investieren.
Die Erklärung dafür ist, dass Bundesanleihen in schwierigen Marktphasen als sichere Hafen von Marktteilnehmern gesucht werden, weshalb ihre Kurse in solchen Phasen im Regelfall steigen, während die von Aktien fallen.
Bundesanleihen sind daher nicht nur für risikoaverse Anleger eine geeignete Geldanlage, sondern sind auch für renditeorientierten Anleger relevant, mit denen sie ihr Portfolio in schwierige Börsenphasen stabilisieren können.
Fazit
In diesem Ratgeber haben wir uns mit den Grundlagen über Bundesanleihen beschäftigt.
Wir haben geklärt, was Bundesanleihen sind, wie sie gehandelt werden und wir sind auf weitere wichtige Punkte eingegangen. Außerdem sind wir darauf eingegangen, für wen sich eine Investition in diese Wertpapiere lohnt.
Du weißt jetzt alles Wichtige über Bundesanleihen und falls du dir beim Thema Anleihen noch weitere Informationen wünschst, empfehlen wir dir unseren Ratgeber über Anleihen zu lesen.