Was ist ein Bundesschatzbrief? Einfach erklärt
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIABundesschatzbriefe waren öffentliche Anleihen, die von der Bundesrepublik Deutschland vergeben wurden. Bei der Anleihe stiegen die Zinssätze wie bei einer Stufenzinsanleihe über die Laufzeit an (Zinstreppe). Besonders an Bundesschatzbriefen war, dass sie nicht am Börsenhandel teilnahmen, weshalb sie keinem Kursrisiko ausgesetzt waren.
Dadurch unterscheiden sich Bundesschatzbriefe wesentlich von börsennotierten Bundesanleihen und auch Bundesobligationen.
Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:
Wie sicher waren Bundesschatzbriefe?
Bundesschatzbriefe waren eine sichere Geldanlage, weil sie nur ein niedriges Ausfallrisiko hatten - wegen der hohen Kreditwürdigkeit von der Bundesrepublik Deutschland (BRD).
Auch heute noch hat die BRD eine hohe Bonität, wodurch das Risiko von Ausfällen bei ausgegebenen Anleihen sehr gering ist.
Ein weiterer Vorteil bei Bundesschatzbriefen war, dass sie keinen Kursschwankungen unterlagen.
Anders als andere Wertpapiere und Bundeswertpapiere wurden sie nicht an der Börse gehandelt und Anleger mussten keine Kursverluste beispielsweise aufgrund von allgemein sinkenden Zinsen fürchten.
Aufgrund dieser Merkmale galten Bundesschatzbriefe auch als mündelsicher.
Sie wurden unter anderem gerne als Geldanlage für Verbliebene genutzt, die noch nicht volljährig waren, um alleine über das Geld zu verfügen.
Welche Zinsen gab es für Bundesschatzbriefe?
Bundesschatzbriefe boten ihren Anlegern Zinsen wie bei vergleichbaren Geldanlagen.
Die Investoren wussten von Beginn an, mit welcher Rendite sie rechnen können.
Stufenzinsanleihen
Besonders bei einem Bundesschatzbrief war, dass es sich bei ihr um eine Stufenzinsanleihe handelte.
Bei der Emission von so einer Anleihe werden die Zinsen für die einzelnen Jahre festgelegt, die in der Regel über die Laufzeit ansteigen.
Beispiel: Das hätte bei einem Bundesschatzbrief wie folgt aussehen können:
1. Jahr: 0,50 %
2. Jahr: 1,00 %
3. Jahr: 1,50 %
4. Jahr: 2,00 %
5. Jahr: 2,50 %
6. Jahr: 2,50 %
Bundesschatzbriefe wurden nur mit zwei Laufzeiten ausgeben, mit 6 Jahren (Typ A) und 7 Jahren (Typ B).
Erwerb
Bundesschatzbriefe konnten ursprünglich sowohl bei Finanzinstituten wie Banken und direkt bei der Deutschen Finanzagentur erworben werden. Hierfür fielen keine Kosten an.
Im Zeitablauf war es dann nur noch möglich, direkt bei der Deutschen Finanzagentur in Bundesschatzbriefe zu investieren.
Sowohl die Verwaltung als auch die Verwahrung der Bundesschatzbriefe waren bei der Agentur kostenlos. Das galt auch für die Zeit nach der Einstellung des Angebots.
Vorzeitige Rückgabe
Genauso wie die Zinsen und entsprechende Rendite festgelegt waren, war auch die Rückgabe eindeutig geregelt.
Frühstens nach einem Jahr war es möglich, Bundesschatzbriefe zurückzugeben, aber nur in einem Wert von bis zu 5.000 Euro innerhalb von 30 Tagen.
Welche Typen von Bundesschatzbriefen wurden von der Bundesrepublik Deutschland ausgegeben?
Bundesschatzbriefe wurden mit zwei Typen ausgegeben, die Investoren unterschiedlichen Konditionen boten.
Hierzu gehört nicht nur die bereits erwähnten Laufzeiten, sondern auch weitere Merkmale. Unter anderem war der Mindestanlagebetrag für Bundesschatzbriefe vom Typ A wesentlich geringer als im Vergleich zu Typ B.
Im Folgenden gehen wir auf die unterschiedlichen Typen kurz ein.
Type A
Mindestanlagebetrag: 50 €
Laufzeit: sechs Jahre
Zinsauszahlung: jährlich
Versteuerung der Zinserträge: jährlich
Bundesschatzbriefe vom Typ A hatten für Anleger den Vorteil, dass sie ihre Zinsen jährlich gutgeschrieben bekommen haben.
Was aber auch bedeutet, dass die Erträge jährlich zu besteuern waren. Gerade Personen, die ihren Sparerpauschbetrag bereits ausgeschöpft hatten, mussten dann jährlich Teile von ihren Zinserträgen an das Finanzamt abführen.
Das hatte logischerweise Konsequenzen für ihren Gesamtertrag.
Type B
Mindestanlagebetrag: 25 €
Laufzeit: sieben Jahre
Zinsauszahlung: Laufzeitende
Versteuerung der Zinserträge: Laufzeitende
Bundesschatzbriefe vom Typ B hatten eine Laufzeit, die um ein Jahr länger waren als beim Typ A und ermöglichten ihren Investoren vom Zinseszins-Effekt zu profitieren.
Die Zinserträge wurden nicht jährlich ausgeschüttet, sondern thesaurierend (einbehalten) und erneut angelegt. Im Ergebnis führte das zu höheren Zinserträgen für Investoren.
Nicht nur, weil die Erträge erneut angelegt wurden, sondern auch weil die Zinserträge nicht unterjährig, sondern erst zum Schluss der Laufzeit voll besteuert wurden.
Warum gibt es keine Bundesschatzbriefe mehr?
Bundesschatzbriefe wurden über vier Jahrzehnte von Deutschland ausgegeben, bevor der letzte Bundesschatzbrief im Dezember 2012 ausgegeben wurde, der 2019 fällig wurde.
Als Hauptgrund gab die Bundesfinanzagentur an, dass die Kosten für die Ausgabe von Bundesschatzbriefen in keinem Verhältnis zum Nutzen mehr standen.
Die Papiere hatten unter anderem wegen des niedrigen allgemeinen Zinsniveaus stark an Attraktivität für Privatanleger verloren, weshalb eine Fortführung des Programms keinen Sinn mehr gemacht hat.
Gibt es einen Nachfolger für Bundesschatzbriefe?
Eine vergleichbare Anlage wie Bundesschatzbriefe gibt es für Anleger nicht.
Es werden keine vergleichbaren Wertpapiere angeboten, die ihren Investoren ähnliche Konditionen anbieten, die sowohl für die Zinsen auch für eine mögliche frühzeitige Rückgabe gelten.
Daher könnten höchstens Alternativen benannt werden, die ihren Investoren ähnliche Bedingungen bieten. Diese sind aber höchstens teilweise mit Bundesschatzbriefen vergleichbar.
Als Alternativen könnten unter anderem die folgenden Geldanlagen genannt werden.
Bundesanleihen
Eine deutsche Bundesanleihe ist eine Anleihe, die von der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben wird. Sie gehören zu den wichtigsten Finanzinstrumenten des Bundes.
Die Wertpapiere werden mit unterschiedlichen Laufzeiten von bis zu 30 Jahren ausgegeben.
Ähnlich wie Bundesschatzbriefe bieten sie Investoren eine hohe Sicherheit wegen der optimalen Bonität des Emittenten der BRD.
Genauso wie bei Bundesschatzbriefen sind bereits beim Kauf die Zinsen (Kupons) bekannt und entsprechend die Rendite, falls die Anleihe bis zum Ende der Laufzeit gehalten wird.
Die Zinsen sind aber festgeschrieben und steigen nicht über die Laufzeit an.
Aber sie unterscheiden sich gravierend von Bundesschatzbriefen in dem Punkt, dass die Kurse von Bundesanleihen schwanken.
Daher besteht ein Kursveränderungsrisiko, insbesondere bei Anleihen mit langen Laufzeiten, wenn es zu einem allgemeinen Kursanstieg kommt.
Festgeld & Sparbriefe (mit Stufenzins)
Festgelder und Sparbriefe mit festem oder ansteigenden Zins (Stufenzins) werden von Bankinstituten vergeben. Sie werden sowohl mit jährlicher Zinsauszahlung oder mit Zinsauszahlung zum Laufzeitende angeboten.
Bezogen auf das Zins- und Auszahlungsprofil können sie mit Bundesschatzbriefen verwandt sein.
Das gilt allerdings nicht für das mögliche Rückgaberecht, da diese Geldanlagen für gewöhnlich bis zum Laufzeitende durchgehalten werden.
Des Weiteren kann auch die Bonität von Banken nicht mit der von der BRD gleichgesetzt werden.
Die BRD gehört zu den Emittenten mit der höchsten Kreditwürdigkeit weltweit.
Fazit
In diesem Ratgeber haben wir uns mit Bundesschatzbriefen beschäftigt, die bis 2012 angeboten wurden.
Bundesschatzbriefe waren speziell bei sicherheitsorientierten Anlegern beliebt, da sie ihnen kalkulierbare Zinsen und ein Rückgaberecht einräumten.
Mit den unterschiedlichen Typen A & B hatten sie ebenfalls die Möglichkeit, sich für Bundesschatzpapiere zu entscheiden, die ihren Bedürfnissen am meisten gerecht wurden. Insbesondere, falls jährliche Ausschüttungen gewünscht waren.
Für Bundesschatzbriefe gibt es keinen Nachfolger, der ähnliche Bedingungen bietet. Wenn du auf der Suche nach Alternativen bist, könnten höchstens Bundesanleihen, Festgelder und Sparbriefe genannt werden.