Wandelschuldverschreibung: Definition, Risiken und Beispiel

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Eine Wandelanleihe (Wandelschuldverschreibung, Wandelobligation oder Convertible Bond) ist eine von einer Aktiengesellschaft ausgegeben Anleihe, also ein Wertpapier. Sie räumt dem Inhaber das Recht ein, sie während einer Wandlungsfrist zu einem vorher festgelegten Verhältnis in Aktien einzutauschen. Sie hat in der Regel auch einen Nominalzins.

Wird die Anleihe während dieser Frist nicht in Aktien umgewandelt, wird sie zum Ende der Laufzeit zurückbezahlt. Und sollte das Wahlrecht beim Emittenten liegen und nicht beim Inhaber, dann handelt es sich um eine umgekehrte Wandelanleihe.

Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:

Grafik einer Wandelanleihe mit Option vor einem Aktienkurs-Chart

Wie funktioniert eine Wandelschuldverschreibung?

Grundsätzlich funktioniert eine Wandelanleihe genauso wie andere Anleihen. Sie hat aber eine zusätzliche Option, mit der die Anleihe in Aktien umgewandelt werden kann.

Mit einer Wandelanleihe leiht sich ein Unternehmen genauso wie mit Unternehmensanleihen Geld von Investoren.

Bei der Emission werden unter anderem die folgenden Konditionen festgelegt:

  • Laufzeit

  • Zinskupon

  • Wandlungspreis

  • Nennwert

Während der Laufzeit bezahlt die Anleihe den Zinskupon, auch Coupon, meistens in Form einer jährlichen Zinszahlung. Zum Ende der Laufzeit wird die Anleihe zurückbezahlt, wenn die Option nicht ausgeübt wird.

Im anderen Fall, also wenn die Option gezogen wurde, dann wird die Anleihe in Form von Aktien zurückbezahlt (umgewandelt).

Nach der Umwandlung werden dann konsequenterweise auch keine Zinskupons mehr bezahlt.

Im Übrigen wird diese Option indirekt dadurch finanziert, dass der Kupon für Wandelanleihen niedriger ist als bei anderen Anleihen vom selben Unternehmen.

Wandlungszeiträume

Die Ausübung von dieser Option (Ausübungsrecht) ist während vertraglich vereinbarten Wandlungszeiträumen möglich.

Bei manchen Wandelanleihen kann die Option auch nur zum Ende der Laufzeit ausgeübt werden.

Wandlungspreis

Bei der Umwandlung legt der Wandlungspreis fest, in wie viele Aktien der Nennwert umgewandelt wird.

Beträgt der Nennwert beispielsweise 1.000 € und der Wandlungspreis 5 €, erfolgt eine Umwandlung in 200 Aktien.

Wann machen Wandelanleihen Sinn?

Bild von einem Aktienkurs, der stark steigt

Bei Unternehmen, die Wandelanleihen emittieren, ist es oft möglich, stattdessen in gewöhnliche Aktien oder Anleihen zu investieren. Daher wird oft hinterfragt, wann es überhaupt sinnvoll ist, für Anleger in Wandelanleihen zu investieren.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass sich Wandelanleihen im Grunde zwischen Aktien und Anleihen positionieren und so Renditechancen mit Sicherheit kombinieren.

Einem Anleger bietet eine Wandelanleihe die gleiche Sicherheit wie übliche Schuldverschreibungen. Sie erhalten während der Laufzeit Zinskupons (Zinszahlungen), unabhängig davon, wie sich das Unternehmen wirtschaftlich entwickelt.

Gleichzeitig haben sie aber auch die Chance auf höhere Renditen als bei einer Anleihe, da sie ihnen bei einer positiven Entwicklung des Aktienkurses das Recht einräumen, den Nennwert in Aktien umzuwandeln.

Bei einer Wandelanleihe handelt es sich entsprechend um eine risikoärmere Form, um in Aktien zu investieren.

Daher machen sie insbesondere für Investoren Sinn, die zwar von der positiven Entwicklung des Aktienkurses eines Unternehmens profitieren möchten, aber das Risiko von einer Direktinvestition in Aktien scheuen.

Wandelanleihen bieten sich aber ebenfalls an, falls Investoren grundsätzlich von einer positiven Entwicklung bei einer Aktiengesellschaft ausgehen, aber noch nicht ganz überzeugt sind.

In dieser Situation bietet sich eine Wandelanleihe als Alternative an, um zwar von steigenden Kursen profitieren zu können, aber um sich auch gleichzeitig vor fallenden Kursen abzusichern.

Wie kann ich in Wandelanleihen investieren?

Anleger kauft Wandelschuldverschreibung in seinem Depot über das Handy

Als Privatanleger kannst du entweder direkt oder indirekt in Wandelanleihen investieren.

Beim direkten Weg investiert du in einzelne Wandelanleihen, genauso wie das bei Direktinvestitionen in Aktien oder auch Anleihen der Fall wäre.

Und der indirekte Weg geht über Investmentfonds bzw. ETFs. Das bringt die typischen Vorteile von Fonds mit sich, etwa die Streuung des Risikos (Diversifikation).

Für beide Möglichkeiten brauchst du ein Depot bei einer Bank oder einem Online-Broker, um investieren zu können.

Wie wird das Recht ausgeübt, um eine Wandelanleihe in Aktien einzutauschen?

Wenn du eine Wandelanleihe während einem Wandlungszeitraum in Aktien umwanden möchtest, musst du das über eine Erklärung einreichen. Dabei handelt es sich in der Regel um eine sogenannte Wandlungserklärung.

Diese ist für gewöhnlich bei der Bank oder dem Finanzinstitut (Hauptwandlungsstelle) erhältlich, die hauptverantwortlich für die Emission der Wandelanleihe war. Zum Beispiel bei einer Investmentbank.

Nachdem du die Wandlungserklärung ausgefüllt hast, kannst du diese bei deiner Bank oder deinem Online-Broker einreichen, um die Umwandlung der Wandelanleihe in Aktien zu veranlassen.

Des Weiteren ist es im Standardfall nur möglich, den kompletten Nennwert der Wandelschuldverschreibung in Aktien umzuwandeln. Eine teilweise Umwandlung ist in der Regel nicht möglich.

Wie verhält sich der Kurs bei einer Wandelanleihe?

Kurs einer Wandelanleihe

Die Kursentwicklung einer Wandelanleihe ähnelt der von einer Anleihe und von einer Aktie.

Was genau das für die Kursentwicklung im Einzelnen bedeutet, schauen wir uns jetzt an.

Anleihen

Für die Wertentwicklung von Wandelanleihen gilt grundsätzlich das Gleiche wie für gewöhnliche Anleihen.

Steigende Zinsen und auch die Bonität eines Unternehmens haben einen Einfluss auf die Wertentwicklung.

Aktien

Der Aktienkurs beeinflusst wegen der Option ebenfalls den Kurs der Wandelanleihe. Und zwar ab dem Punkt, wenn eine Umwandlung für die Investoren sinnvoll ist. Das ist der Fall, sobald der Aktienkurs über dem Wandlungspreis liegt.

Ab diesem Punkt verhält sich der Kurs der Wandelanleihe nahezu parallel zu dem des Aktienkurses.

Im umgekehrten Fall, also wenn der aktuelle Kurs weit unter dem Wandlungspreis liegt, gilt genau das Gegenteil: Der Aktienkurs hat nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf die Kursentwicklung der Wandelanleihe.

Welche Sonderformen von Wandelanleihen gibt es?

Bei Wandelanleihen werden neben den einfachen Wandelanleihen noch zwischen den Pflichtwandelanleihen und CoCo-Bonds unterschieden.

Lass uns diese beide Sonderformen genauer anschauen.

Pflichtwandelanleihe (Ende der Laufzeit)

Bei einer Pflichtwandelanleihe müssen Anleger, wie der Name bereits vermuten lässt, die Wandelanleihe in Aktien umwandeln. Die Wandelanleihe wird während oder spätestens am Ende der Laufzeit in Aktien umgewandelt.

In der Konsequenz haben Pflichtwandelanleihen ein höheres Risiko für Anleger, da sie auch bei einer negativen Kursentwicklung in Aktien umwandeln müssen.

Sie können nicht wie bei einer Wandelanleihe mit Wahlrecht darauf verzichten, die Anleihe umzuwandeln.

CoCo-Bonds

Bei CoCo-Bonds handelt es sich grundsätzlich auch um Pflichtwandelanleihen, die mit weiteren Bedingungen (Verpflichtungen) ausgegeben werden. Hauptsächlich werden sie von Banken emittiert.

Die Abkürzung "CoCo" (Contingent Convertible) bedeutet übersetzt "bedingt wandelbar" und Bonds ist das englische Wort für Anleihe.

Entsprechend handelt es sich um Wandelanleihen, die bei bestimmten Bedingungen automatischen in Aktien umgewandelt werden.

Diese Bedingungen werden oft als (negative) Ereignisse festgehalten. Zum Beispiel, wenn sich bestimmte Kennzahlen negativ entwickeln.

Auch CoCo-Bonds erhöhen das Risiko für Anleger. Gleichzeitig bieten sie dafür auch eine höhere Verzinsung.

Wandelanleihen: Vorteile und Nachteile

Vor- und Nachteile auf einem Block

In der folgenden Übersicht haben wir die Vorteile und Nachteile von Wandelanleihen zusammengefasst.

Vorteile

  • Kombination aus Sicherheit und Renditechancen

  • Zinskupon während der Laufzeit

  • Während der Laufzeit von steigenden Aktienkursen profitieren

  • Während der Laufzeit vor stark fallenden Aktienkursen geschützt

Nachteile

  • Niedrigere Zinsen als bei Anleihen (Finanzierung der Option)

  • Keine Dividendenzahlungen

  • Erhöhtes Risiko bei Pflichtwandelanleihen

Beispiel für eine Wandelanleihe

Grafik einer beispielhaften Wandelschuldverschreibung mit Option vor einer Aktiengesellschaft

Im Folgenden schauen wir uns als Beispiel eine Wandelanleihe von einem angenommenen Unternehmen an.

Der aktuelle Aktienkurs des Unternehmens beträgt 10 €.

  • Volumen: 600 Mio. €

  • Ausgabedatum: 17.11.2020

  • Laufzeit: 5 Jahre (17.11.2025)

  • Zinskupon: 2 % p. a.

  • Wandlungspreis: 14 €

  • Wandlungsprämie: 40 % (14 € / 10 € * 100)

  • Wandlungszeitraum: Frühstens nach einem Jahr bis 1 Monat vor Laufzeitende

  • Nennwert (Stückelung): 1.000 €

Für diese Wandelanleihe würden Anleger jährlich einen Zinskupon von 2 % erhalten.

Zum Tag der Emission (17.11.2020) müsste der Aktienkurs des Unternehmens mindestens um mehr als 40 % ansteigen, damit eine Wandlung attraktiv wäre.

Des Weiteren wäre eine Ausübung des Optionsrechtes frühstens nach einem Jahr möglich und nur noch 1 Monat vor Ende der Laufzeit.

Falls das Unternehmen auch noch Anleihen mit der gleichen Laufzeit vergeben hat, wäre es nicht ungewöhnlich, wenn diese einen Zinskupon von 3 % oder mehr bieten würden.

Wie hoch die Differenz des Zinskupons zwischen Wandelanleihe und gewöhnlicher Unternehmensanleihe ist, hängt aber letztendlich von den aktuellen Marktgegebenheiten ab.

Fazit

In diesem Ratgeber haben wir uns mit Wandelanleihen (auch Wandelschuldverschreibungen) beschäftigt.

Die Wandelanleihe funktioniert grundsätzlich wie eine gewöhnliche Anleihe, mit dem Unterschied, dass sie Anlegern ein Optionsrecht bietet, mit dem der Nennwert in Aktien umgewandelt werden kann.

Daher positionieren sich Wandelanleihen zwischen Anleihen und Aktien und bieten gerade risikoaversen Anlegern ein konservativeres Anlageprofil als etwa eine Investition in Aktien.

Die Pflichtwandelanleihen, zu denen auch die CoCo-Bonds gehören, haben aber aufgrund ihrer speziellen Umwandlungsregeln ein erhöhtes Risikoprofil für Anleger.