Wie du mit der 4 Prozent Regel früh in Rente gehen kannst
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIADie Zeiten, in denen Menschen nach der Ausbildung in einer Firma einen Job angenommen haben, dort bis zur Rente arbeiteten und anschließend vom Staat ausreichend versorgt worden, sind vorbei.
Das Renteneintrittsalter wird immer weiter nach hinten verschoben und immer weniger Menschen wollen bis 65 Jahre in einem Job arbeiten, der vielleicht nicht einmal Spaß macht.
Was aber, wenn wir das gar nicht müssen?
Heute gibt es viele Menschen, die in den 50ern, 40ern oder gar bereits in den 30ern in Rente gehen können, weil sie finanziell frei sind.
Du kannst das auch! Wir zeigen dir, wie das geht mit der „4 Prozent Regel“.
Wie viel Geld brauche ich, um nicht mehr arbeiten zu müssen?
Bevor wir in die 4 Prozent Regel einsteigen, müssen wir eine ganz essenzielle Frage klären:
Wie viel Geld brauchst du im Jahr?
Warum diese Frage so zentral ist, ist leicht erklärt: In „Rente“ gehen kann nur, wer genügend Geld verdient, um seine Lebenshaltungskosten zu decken, ohne dafür arbeiten zu müssen.
Wenn du im Jahr 500.000 Euro benötigt, brauchst du deutlich mehr Ersparnisse, als wenn du nur von 50.000 Euro jährlich lebst.
Daher ergibt es Sinn, zuerst herauszufinden, wie viel Geld du denn überhaupt brauchst:
Schritt 1: Siehe dir am besten die gesamten Ausgaben des letzten Jahres an: Miete, Einkäufe, Restaurantbesuche und so weiter.
Schritt 2: Summiere dann alles, was du im letzten Jahr ausgegeben hast.
Schritt 3: Optional könntest du nun überlegen, welche Kosten du reduzieren könntest, um den Jahresaufwand zu reduzieren und somit leichter in Rente gehen zu können.
Sobald du deinen persönlichen Betrag ermittelt hast, gehen wir weiter zur 4 Prozent Regel.
Die 4 Prozent Regel einfach erklärt
Diese Regel ist sehr einfach zu verstehen:
Wenn du von deinem gesamten Vermögen über einen Zeitraum von 30 Jahren jährlich vier Prozent deiner Ersparnisse verwendest, um dein Leben zu finanzieren, hast du nach 30 Jahren immer noch Geld auf dem Konto.
Dabei kann es natürlich sein, dass das Vermögen schrumpft, aber es kann genauso gut gleich bleiben oder sogar wachsen.
Wie ist das möglich?
Wenn das Geld klug angelegt ist, arbeitet das Geld für dich und generiert mit Zinsen und Zinseszinsen (oder anderen Einkommensarten wie Dividenden, realisierten Kursgewinnen, Mieterträgen und so weiter – abhängig von deinen Vermögenswerten) neues Geld.
Woher kommt die 4 Prozent Regel?
Entwickelt wurde diese Regel von Universitätsprofessoren der Trinity-University in Texas, die 1998 herausfinden wollten, wie viel Geld sie jährlich von ihren Ersparnissen ausgeben können, ohne bankrott zu werden.
Das Ergebnis waren die genannten 4 Prozent.
Also 4 Prozent können jährlich abgehoben werden, um nicht ärmer zu werden.
Für dich bedeutet das anders formuliert: Um frühzeitig in Rente zu gehen, brauchst du mindestens den 25-fachen Betrag deiner jährlichen Ausgaben als Vermögen.
Das bedeutet bei Lebenshaltungskosten von 50.000 Euro pro Jahr brauchst du mindestens 1.250.000 Euro als Startkapital.
Brauchst du 100.000 Euro jährlich, beläuft sich das Startkapital auf 2,5 Millionen Euro, um finanziell frei zu werden.
Beispiel um mit 40 in Rente zu gehen
Nehmen wir also an, deine jährlichen Erhaltungskosten belaufen sich auf 50.000 Euro.
Das multipliziert mit 25 ergibt 1,25 Millionen Euro
Das ist das Zielkapital, das du mindestens brauchst, um finanziell frei zu werden.
Nehmen wir an, du bist 30 Jahre alt und hast nichts zur Seite gelegt, weil du bisher nicht sparen konntest.
Das bedeutet, du hast nun noch 10 Jahre, um das Ziel zu erreichen.
Musst du jetzt sofort 125.000 Euro jährlich zur Seite legen?
Nein, es reichen deutlich weniger, dabei hilft uns der Zinseszinseffekt: Sagen wir, deine Investments erwirtschaften dir von Beginn an 5 % jährlich.
Das bedeutet, du musst mindestens 88.000 Euro im Jahr zur Seite legen:
Mit … Jahren | Zinsertrag | Vermögen |
30 |
| 88.000,00 € |
31 | 4.400,00 € | 180.400,00 € |
32 | 9.020,00 € | 277.420,00 € |
33 | 13.871,00 € | 379.291,00 € |
34 | 18.964,55 € | 486.255,55 € |
35 | 24.312,78 € | 598.568,33 € |
36 | 29.928,42 € | 716.496,74 € |
37 | 35.824,84 € | 840.321,58 € |
38 | 42.016,08 € | 970.337,66 € |
39 | 48.516,88 € | 1.106.854,54 € |
40 | 55.342,73 € | 1.250.197,27 € |
Der Zinsertrag errechnet sich, indem du das Vermögen mit 1,05 multiplizierst.
Und das Vermögen errechnet sich aus dem Vermögen des Vorjahres plus 88.000 Euro plus der Zinsen.
Natürlich ändern sich die Summen, die jährlich gespart werden müssen, wenn du bereits früher beginnst zu sparen, eine höhere Sparrate hast oder bessere oder weniger gute Rendite erwirtschaftest.
Die 4 Prozent Regel mit einem zusätzlichen Puffer verbinden: 3 Tipps
Nun haben wir natürlich aber auch immer von Mindestbeträgen gesprochen.
Die 4 Prozent Regel ist natürlich keine fixe Regel, die immer zu 100 % und am minimalen Limit funktioniert.
Du musst unter anderem Crashs am Aktienmarkt, platzende Immobilienblasen oder ähnliche Krisen berücksichtigen.
Daher ist es sinnvoll noch 3 Tipps zu beherzigen:
1. Tipp: Unbedingt diversifizieren!
Die Märkte unterliegen ständigen Bewegungen und es kann sein, dass manche Märkte wachsen und andere schrumpfen.
Daher ist es nicht ratsam nur auf eine einzige Investmentform zu setzen.
2. Tipp: 4 Prozent Regel als Minimum
Das Startkapital für die 4 Prozent Regel ist wirklich das absolute Minimum und nur unter den Voraussetzungen, mit denen wir gerechnet haben.
Wenn die Investments gut angelegt sind und nach Berücksichtigung der Inflation mehr als 4 Prozent Rendite erwirtschaften, ist alles gut.
Wenn das aber nicht funktioniert, weil insbesondere ein Crash dazwischengefunkt hat, ist es gut, wenn du mehr als das absolute Minimum angespart hast.
Das bedeutet, nur weil du das Startkapital erreicht hast, solltest du dich noch nicht zurücklehnen.
Sieh zu, dass du einen zusätzlichen Puffer aufbauen kannst, der dir helfen kann, in schlechteren Jahren immer noch 4 Prozent verwenden zu können, und in guten Jahren dein Vermögen einfach weiter steigert.
3. Tipp: Wissen erweitern
Bleib immer am Ball und erweitere dein Wissen.
Vielleicht gibt es neue Vermögenswerte auf dem Markt oder die als attraktiv geltenden Vermögenswerte verlagern sich.
Beispielsweise war bis ins Industriezeitalter Land und Grundbesitz der wertvollste Vermögenswert. Dann waren es im Industriezeitalter Firmen und jetzt sind wir im Informationszeitalter, indem Informationen die wichtigsten Vermögenswerte darstellen.
Bilde dich also auch konstant weiter und wenn du attraktivere Vermögenswerte findest, kann es sinnvoll sein, weniger attraktive Vermögenswerte zugunsten der besseren Werte zu verkaufen.
Fazit
Mit der 4 Prozent Regel kannst du dir errechnen, wie viel erspartes Kapital du brauchst, um finanziell frei zu leben, ohne dein Vermögen zu verbrauchen.
Wie viel dies ist, lässt sich einfach errechnen. Wir haben es anhand von einem Beispiel erklärt: deine jährlichen Ausgaben x 25 ergibt das benötigte Kapital.
Um nicht vom unerwarteten Markteinbrüchen böse überrascht zu werden, solltest du dir einen Puffer aufbauen und unsere 3 Tipps berücksichtigen.
Hast du schon Erfahrungen mit der 4 Prozent Regel? Dann hinterlasse uns gerne einen Kommentar.