Welche Aktienarten gibt es? Einfach erklärt
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIAEs gibt folgende Aktienarten: Inhaberaktien, Namensaktien, Stammaktien, Vorzugsaktien, Nennwertaktien und Stückaktien. Außerdem werden Aktien weiter unterschieden in junge Aktien, alte Aktien, börsengehandelte und nicht börsengehandelte Aktien.
Aktien können mehreren Aktienarten zugeordnet werden. Zum Beispiel ist in Deutschland die Inhaber-Stammaktie die häufigste Aktie.
Von der Art der Aktie hängt ab, welche Rechte und Pflichten Aktionäre haben. Dadurch können die Interessen zwischen Aktiengesellschaften und Aktionären abgestimmt werden.
Zum Beispiel kann ein Unternehmen für die Kapitalaufnahme Vorzugsaktien anstatt Stammaktien ausgegeben, um neuen Aktionären kein Mitspracherecht zu geben. Als Ausgleich erhalten sie dafür eine höhere Gewinnbeteiligung.
Die unterschiedlichen Aktienarten lassen sich nach fünf Eigenschaften einteilen, auf die wir im Folgenden eingehen werden.
Das wirst du in diesem Ratgeber lernen:
Unterscheidung nach Übertragbarkeit
Aktien können nach den Bedingungen unterschieden werden, die bei ihrer Übertragbarkeit gelten. Dabei gibt es Unterschiede bei der Anonymität der Aktionäre und beim Verkauf der Aktien, insbesondere ob sie ihre Aktien ohne oder nur mit Zustimmung verkaufen können.
Bei der Unterscheidung nach Übertragbarkeit wird zwischen Inhaberaktien, Namensaktien und vinkulierten Namensaktien unterschieden.
🔹 Inhaberaktien
Inhaberaktien werden anonym vergeben, da die Eigentümer der Aktien nicht in einem Aktienregister erfasst werden. Sie sind namentlich nur der Depotbank bzw. Clearingstelle bekannt.
Ein Vorteil von Inhaberaktien ist daher, dass sie formlos von Aktionären weiterverkauft bzw. übertragen werden können. Für Aktiengesellschaften haben solche Aktien aber den Nachteil, dass sie ihre Aktionäre nicht kennen. Weshalb es zum Beispiel für sie umständlich ist, ihre Aktionäre zur Hauptversammlung einzuladen.
🔹 Namensaktien
Bei Namensaktien werden die Aktionäre namentlich in einem Aktienregister erfasst. Außerdem wird neben dem Namen auch das Geburtsdatum, die Adresse und die Anzahl der gehaltenen Aktien festgehalten.
Deswegen werden bei einem Verkauf bzw. Übertragung von ihnen die veränderten Eigentümerverhältnisse erfasst, was aber von der depotführenden Bank erledigt wird, die dafür Gebühren verlangt.
Dadurch weiß eine Aktiengesellschaft immer, wer ihre Anteilseigner sind und kann auch mit ihnen direkt kommunizieren. Das erleichtert etwa die regelmäßige Einladung zur Hauptversammlung, die von dem Unternehmen direkt den Aktionären zugestellt werden kann.
🔹 Vinkulierte Namensaktien
Eine Sonderform von einer Namensaktie ist eine vinkulierte Namensaktie. Genauso wie bei einer gewöhnlichen Namensaktie werden bei dieser auch die Aktionäre in einem Aktienregister festgehalten.
Der Unterschied bei ihr ist allerdings, dass sie nur mit der Zustimmung des Unternehmens verkauft bzw. übertragen werden dürfen.
In der Regel muss vor einer Übertragung der Aktien der Vorstand darüber abstimmen, wenn das in der Satzung nicht anders vereinbart wurde. Er hat daher auch das Recht, einen Verkauf abzulehnen.
Vinkulierte Namensaktien werden unter anderem von Firmen ausgegeben, um sich vor feindlichen Übernahmen zu schützen.
Unterscheidung nach Stimmrecht
Aktien werden auch in solche mit und ohne Stimmrecht unterteilt. Dabei wird zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien unterschieden.
🔹 Stammaktien
Bei Stammaktien haben die Inhaber von Aktien ein Stimmrecht und können dieses auf der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft ausüben.
Mit diesem Recht können sie über die Verwendung des Bilanzgewinns mitentscheidenden und haben ebenfalls ein Mitspracherecht bei der Ausgestaltung und Festlegung von Satzungsänderungen.
🔹 Vorzugsaktie
Bei Vorzugsaktien verzichtet der Aktionär auf sein Stimmrecht.
Als Ausgleich dafür gewähren Vorzugsaktien den Aktionären verschiedene Vorzüge, wie sich bereits vom Namen ableiten lässt. In der Regel handelt es sich dabei um eine etwas höhere Dividende im Vergleich zu der, die den Aktionären von Stammaktien bezahlt wird.
Vorzugsaktien können weiter in wandelbare, kumulative und limitiert Vorzugsaktien unterteilt werden.
Wandelbare Vorzugsaktien werden zu einem definierten Zeitpunkt in Stammaktien umgewandelt, während kumulative Vorzugsaktien immer ein implizites Recht auf eine Dividende haben, selbst dann, wenn kein Gewinn erwirtschaftet wurde. Und bei limitierten Vorzugsaktien wird ein Höchstbetrag für die Dividende festgelegt.
Unterscheidung nach Unternehmensanteil
Aktien werden des Weiteren nach ihrem Anteil an dem Grundkapital von einer Aktiengesellschaft unterschieden.
Dazu gehören Nennwertaktien und Stückaktien.
🔹 Nennwertaktien
Bei Nennwertaktien werden die Aktien mit einem Betrag ausgegeben, der einem Anteil am Grundkapital entspricht. Es können zum Beispiel Aktien mit einem Nennwert von 1 € oder mehr ausgegeben werden.
Da unterschiedliche Nennwerte möglich sind, können die relativen Anteile von Aktionären an einem Unternehmen unterschiedlich groß sein und das, obwohl sie die gleiche Anzahl an Aktien halten.
🔹 Stückaktien
Stückaktien werden ohne Nennwert ausgegeben, jede Aktie entspricht dem gleichen Anteil am Grundkapital am Unternehmen.
Daher gilt, dass je mehr Stückaktien ein Aktionär besitzt, desto größter ist sein relativer Anteil an dem Unternehmen.
Unterscheidung nach Emission
Neben den vorher genannten Aktienarten können Aktien auch nach dem Zeitpunkt ihrer Ausgabe bzw. Emission klassifiziert werden.
Sogenannte junge und alte Aktien werden in diesem Zusammenhang unterschieden.
🔹 Junge Aktien
Junge Aktien sind Aktien, die bei einer Kapitalerhöhung von einer Aktiengesellschaft ausgegeben werden. Sie werden zuerst den Altaktionären angeboten, da diese über ihren Aktienbesitz Bezugsrechte erhalten und daher ein Vorkaufsrecht haben.
Wenn dieses von ihnen nicht genutzt wird, werden die verbleibenden jungen Aktien an der Börse gehandelt, bis sie eine volle Dividendenberechtigung erlangt haben und dann den gleichen Status wie die alten Aktien haben.
🔹 Alte Aktien
Alte Aktien sind Aktien von einer Aktiengesellschaft, die vor jungen Aktien herausgegeben wurde und im Vergleich voll dividendenberechtigt sind. Daher werden alte Aktien in der Regel zu einem höheren Kurs gehandelt als junge Aktien.
Unterscheidung nach Handelbarkeit
Eine weitere wichtige Unterscheidung bei Aktien ist, wie die Aktien gehandelt werden können.
Dabei wird zwischen börsengehandelten und nicht börsengehandelte Aktien unterschieden.
🔹 Börsengehandelte Aktien
Börsengehandelte Aktien notieren an einer oder mehreren Börsen und können an diesen gehandelt werden.
Außerdem ist es möglich, den Kurs bei solchen Aktien zu beobachten. Das ist sehr hilfreich, wenn etwa der Geschäftswert von einem an der Börse gehandelte Unternehmen ermittelt werden soll.
🔹 Nicht börsengehandelte Aktien
Nicht alle Aktiengesellschaften werden automatisch an einer Börse gehandelt. Bei diesen Aktien handelt es sich daher um nicht börsengehandelte Aktien.
Nicht börsennotierte Unternehmen können über die Börse als regulierten Marktplatz kein Kapital aufnehmen, sondern nur über nicht standardisierte Märkte, auf denen individuelle Vereinbarungen getroffen werden.
Fazit
In diesem Ratgeber haben wir dir einen Überblick über verschiedenen Aktienformen gegeben und erklärt, warum ein Unternehmen unterschiedliche Arten von Aktien ausgibt und welche Aktionärsrechte und -pflichten es gibt.
Zudem haben wir uns bei den Unterscheidungen der jeweiligen Aktienarten die Eigensaften im Detail angeschaut.
Für weitere Informationen zu diesem Thema empfehlen wir dir unseren Aktien Ratgeber.