Was ist ein Family-Office? Die Aufgaben einfach erklärt
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Reza Machdi-Ghazvini, CAIAEin Family-Office ist eine Gesellschaft, die mit der Vermögensverwaltung einer Familie beauftragt ist. Das umfasst die Verwaltung des vorhandenen Vermögens sowie den Gewinn von weiterem Kapital durch Investitionen.
Neben dieser Hauptaufgabe kann das Family-Office noch weitere Aufgaben übernehmen. Dazu gehören etwa die Beratung von Angehörigen der Familie, Buchhaltung sowie juristischer Beistand. Sie kümmern sich um so gut wie alle Vermögensangelegenheiten.
In diesem Artikel wollen wir uns Family-Offices und ihren Zweck genauer anschauen:
Welche Aufgabe hat ein Family-Office?
In den meisten Fällen hat das Family-Office die Aufgabe, das Vermögen einer Familie zu verwalten. Das können z. B. Unternehmerfamilien sein, die ein beachtliches Vermögen über Generationen aufgebaut haben.
Zu den Vermögenswerten gehören neben Immobilien und andere Sachwerte auch Wertpapiere, in die die Eigentümerfamilie investiert hat. Meistens handelt es sich dabei um Aktien, Anleihen und auch um Fonds.
Da die Definition eines Family-Office nicht gesetzlich definiert ist, kann die Gesellschaft allerhand Funktionen einnehmen und Dienstleistungen anbieten.
Durch die losen Voraussetzungen an diese Tätigkeit kann übrigens rein theoretisch jeder ein solches gründen.
Es gibt keine rechtlichen Hürden (außer der Rechtsform), die der Gründung eines Family-Offices im Wege stehen.
Sie werden aber in zwei Typen unterschieden: Single Family-Offices und Multi Family-Offices.
Was macht ein Single Family-Office?
Das Single Family-Office hat sich die Betreuung und Vermögensverwaltung einer einzigen Familie zur Aufgabe gemacht.
Alle Prozesse und Dienstleistungen innerhalb der Gesellschaft sind darauf ausgelegt, die Eigentümerfamilie bei finanziellen, rechtlichen oder sonstigen Fragen zu unterstützen. Dazu gehört auch die Verwaltung und Wiederanlage der Gewinne, die durch die Anlagen des Familienvermögens vereinnahmt werden.
Was macht ein Multi Family-Office?
Beim Multi Family-Office werden mehrere Familien und deren Familienmitglieder gleichzeitig betreut.
Um das zu erreichen, organisiert sich das Unternehmen oftmals in verschiedene Abteilungen, die den jeweiligen Familien zugeordnet sind.
Einer der größten Vorteile eines Multi Family-Offices ist die Tatsache, dass die Kosten für die Verwaltung zwischen den Familien geteilt werden kann.
Einer der Nachteile eines Multi Family-Offices liegt wiederum darin, dass es nicht auf alle individuelle Bedürfnisse seiner Mandanten eingehen kann.
In Europa soll es etwa 2.000 Multi Family-Offices geben, die durchschnittlich 10 - 15 Mandanten betreuen.
Was kostet ein Family-Office?
Wie hoch die Kosten eines Multi oder Single Family-Offices sind, hängt von der jeweiligen Gesellschaft ab. Viele Unternehmen sind spezialisiert auf die Verwaltung des Vermögens von wohlhabenden Eigentümerfamilien und verlangen auch ein höheres Honorar.
Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Family-Office mehr als 1 Million Euro pro Jahr kosten kann. Der Großteil davon sind Personal- und Beratungskosten.
Natürlich sind nicht alle Family-Offices so teuer. Als Faustregel kannst du dir merken, dass die jährlichen Kosten zwischen 0,5 % und 1,5 % vom gesamten Familienvermögen betragen sollten.
So ist sichergestellt, dass die Kosten auch nach mehreren Jahren nicht das Kapital der Eigentümerfamilie bedrohen. Da das Family-Office in der Zwischenzeit nach Möglichkeiten sucht, das Vermögen zu vergrößern, kann sich die Investition also auszahlen.
Wann macht ein Family-Office Sinn?
Wer ein Family-Office als Vermögensverwalter benötigt, hat in der Regel ein Luxusproblem. Nicht selten ist das eigene Privatvermögen so groß oder diversifiziert geworden, dass eine professionelle Verwaltung benötigt wird.
In so einem Fall kann ein spezialisiertes Unternehmen, dass sich nur um die Vermögensverwaltung und Beratung vermögender Familien kümmert, sinnvoll sein.
Vor allem aufgrund der hohen Kosten, die ein Family-Office erzeugen kann, sind vor allem wohlhabende Familien an solchen Diensten interessiert.
Bei einer Familie, die beispielsweise über mehrere hundert Millionen Euro an Assets besitzt, sind Kosten von einer Million Euro leichter zu rechtfertigen.
Family-Offices im Überblick
Gerade in den letzten Jahren ist die Anzahl der Family-Offices in Deutschland gestiegen. Immer mehr Firmen befassen sich mit der Vermögensverwaltung und der strategischen Beratung von vermögender Familien.
Da die Definition eines Family-Offices recht offen ist, werden sie meist in Menschen mit Erfahrung aus dem Finanzsektor gegründet.
Wie viele Family-Offices gibt es in Deutschland?
Im Gegensatz zu vielen anderen Dienstleistern ist der Begriff des Family-Offices nicht rechtlich geschützt. Daher fällt es schwer, die genaue Anzahl einzuschätzen.
Es gibt schlichtweg keine Meldestelle oder Institution, die die Firmen überwacht.
Nach aktuellen Schätzungen befinden sich mindestens 300 Single Family-Offices in Deutschland; die tatsächliche Anzahl kann aber auch deutlich höher liegen.
Bei den Multi Family-Offices werden über 100 in Deutschland geschätzt.
Welche bekannten Family-Offices gibt es in Deutschland?
In Deutschland sind Family-Offices eine relativ neue Erscheinung; viele der größten Unternehmen aus diesem Bereich wurden erst nach 2000 gegründet.
Zu den größten und bekannten Family-Offices in Deutschland gehören unter anderem:
Breidenbach von Schlieffen & Co. GmbH
KOEHLER Group Holding GmbH
Reimann Investors
Leo Familienholding GmbH
Wie viele Family-Offices gibt es in der Schweiz?
Die Schweiz ist gerade im Finanzsektor bereits seit vielen Jahren ein äußerst aktiver Markt. Auch für Family-Offices bietet sie einige wichtige Vorteile.
Leider konnten wir keine offiziellen oder genauen Angaben finden, wie viele es gibt. Häufig werden 50 - 70 genannt, Wikipedia spricht sogar von 300 - 400.
Arbeiten im Family-Office: Möglichkeiten und Voraussetzungen
Wer eine Stelle in einem Single Family-Office oder Multi Family Office sucht, sollte sich mit Finanz- und Vermögensfragen ausgezeichnet auskennen.
Da hier oftmals Vermögen im dreistelligen Millionen-Bereich verwaltet werden, suchen viele Family-Offices nach absoluten Spezialisten. Nur, wer mit seiner bisherigen Arbeit eine tiefgründige Kenntnis sowie ein gutes Geschick bei Investments beweist, hat realistische Karrierechancen in der Branche.
Viele Familien haben einen hohen Anspruch und wollen ihr Vermögen nur renommierten Family-Offices anvertrauen, was wiederum große Anforderungen an die eigenen Mitarbeiter stellt.
Was macht ein Family-Office-Manager?
Der Family-Office-Manager ist die Schnittstelle zwischen dem Family-Office und der Familie, dessen Vermögen verwaltet wird. Dabei fungiert er oftmals auch als direkter Ansprechpartner für die Familienmitglieder und hegt in der Regel den engsten Kontakt zu den Familienmitgliedern.
Seine Rolle geht daher mehr in Richtung eines Beraters, da er der Familie mit Rat und Tat rund um ihr Vermögen zur Seite steht.
Dennoch muss der Manager auch alle Prozesse innerhalb des Family-Offices im Auge behalten, um eine gute Vermögensverwaltung gewährleisten zu können.
Die Anforderungen an einen Family-Office-Manager umfassen daher Expertise, Management sowie gute Soft Skills in der Kommunikationen mit den Anlegern.
Was verdient man in einem Family-Office?
Das Arbeiten im Family-Office kann durchaus attraktiv sein. Auch bei „einfachen“ Mitarbeitern sind Einstiegsgehälter von über 50.000 € pro Jahr keine Seltenheit.
Bei Family-Office-Managern kann das Gehalt, je nach Anzahl und Größe der verwalteten Werte, auch schnell im sechsstelligen Bereich liegen. Allerdings setzt eine Position im Family-Office auch eine große Menge an Expertise voraus.
Fazit
Für Familien mit einem großen Vermögen ist das Family-Office ein starker Partner, um die Vermögensverwaltung und die Anlagestrategie zu koordinieren.
Doch das Family-Office kann auch kostenintensiv sein; jährliche Kosten von über 1 Million Euro sind keine Seltenheit. Für wohlhabende Familien ist das jedoch nur eine Kleinigkeit. Außerdem wird dafür ihr Privatvermögen professionell betreut.
Der Job im Family-Office ist vor allem finanziell lukrativ. Die Gehälter sind oft überdurchschnittlich und können in Fällen von besonders wohlhabenden Mandanten sogar im sechsstelligen Bereich liegen.
Doch die Arbeit in diesem Bereich setzt auch große Erfahrungen im Umgang mit Vermögenswerten sowie ein gutes Geschick bei strategischen Investments voraus.